2052: Die Welt am Abgrund – Versuch über den düsteren und erschreckenden Blick in die Kristallkugel

… aus der wöchentlichen Business-Kolumne von Ulrich B Wagner mit dem Titel „Me, myself and I – eine Reise in sich hinein und über sich hinaus„.

Heute: 2052: Die Welt am Abgrund
Versuch über den düsteren und erschreckenden Blick in die Kristallkugel

Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
Georg Christoph Lichtenberg

Bitte helft, meine Vorhersagen falsch werden zu lassen, zusammen können wir eine viel bessere Welt schaffen.
Jørgen Randers abschließender Appell im gerade veröffentlichten neuen Bericht des Club of Rome (2052)

1972, ich selbst war gerade ein Dreikäsehoch von 5 Jahren, publizierte Dennis L. Meadows, der wie viele weitere Autoren am MIT in Massachusetts studierte, im Auftrag des Club of Rome die bahnbrechende Studie „Die Grenzen des Wachstums“. Mittlerweile, fast 40 Jahre später, scheint er jedoch selbst der Verzweiflung nahe zu sein.

Im November 2011 gab Dennis L. Meadows der Wochenzeitschrift DER STERN ein Interview, in dem er auf die einleitenden Sätze der Redakteure „Sie haben im Bundestag gerade die nahende Apokalypse an die Wand gemalt: Klimawandel, Überbevölkerung, Schuldenkrise“, den für mich legendären Satz zum Besten gab: Glauben Sie mir, ich habe mich bemüht, optimistisch zu sein. Wäre ich ganz ehrlich gewesen, hätte es die Politiker völlig entmutigt.

Es ist extrem schwierig, zukünftige Entwicklungen auch nur über kurze Zeiträume von 2 – 5 Jahren vorherzusagen. Und doch haben es die Autoren damals gewagt, ihren Blick über 40 Jahre hinweg in die Kristallkugel zu werfen. Vieles ist, zum Glück, nicht in der Form eingetroffen, wie damals Anfang der 1970er Jahre prognostiziert wurde, und vieles bestimmt auch deshalb, weil die Autoren und Forscher todes- und verspottungsmutig mitten im größten Wirtschaftsboom die Menschen für die Folgen ihres maßlosen Wirtschaftens zu sensibilisieren versuchten, was ihnen auch gelang. Das Auto meiner Eltern verbrauchte zu jener Zeit innerstädtisch zwischen 16 und 22 Liter Superbenzin, mit Bleifuß konnte es auch einmal mehr sein. Ich glaube, nur Fahrer mit Hut und Wackeldackel auf der Hutablage konnten auf der Landstrasse bei freier Fahrt die im Prospekt des Herstellers deklarierten 12 bis 14 Liter auf 100 Kilometer auch tatsächlich realisieren. Es war eine seltsame Zeit, und das Wachstum und der Wohlstand schienen nahezu grenzenlos.

Nur 8 Jahre später gründete sich die Bundespartei DIE GRÜNEN aus der Umweltbewegung, den neuen sozialen Bewegungen und der so genannten neuen Linken. Wie auch immer. Ich möchte hier keine Geschichtsstunde in neuer deutscher Geschichte erteilen, jedoch der Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ waren wie eine Bibel dieser neue Bewegung und Partei.

Man mag daher politisch stehen, wo immer man auch möchte, man muss sich dennoch eingestehen, dass es zu einem großen Teil auch diesen Menschen zu verdanken ist, dass einige Prognosen nicht oder zumindest nicht in der prognostizierten Härte über uns eingetroffen sind. Bisher!

Vor wenigen Tagen präsentierten die Forscher unter der Federführung des dänischen Professors Jørgen Sanders die neue vom Club of Rome in Auftrag gegebene Vorhersage für die kommenden 40 Jahre unter dem Titel 2052: „Die Menschheit hat die Ressourcen der Erde ausgereizt, und wir werden in einigen Fällen schon vor 2052 einen örtlichen Kollaps erleben“

Oder an anderer Stelle: Bis 2052 werde es weniger Armut in den Entwicklungsländern, jedoch mehr Armut und Ungleichheit in den Industriestaaten und überall mehr Umweltzerstörung geben, schreibt der argentinische Investmentmanager Carlos Joly in seinem Ausblick für den Report „2052“. Zugespitzt formuliert sei der Grund für den Niedergang im Westen der Triumph des Finanzkapitalismus (vgl. SPIEGEL ONLINE).

Es klingt daher fast zynisch wenn die FAZ am 05.05.2012 in ihrer Ausgabe titelt: Es leben die Ratingagenturen!

Wie auch immer… Besteht denn eigentlich überhaupt noch Hoffnung, und wer soll es dann eigentlich noch richten?

Die Jungen selbstverständlich sollen den Dreck ihrer Vorgänger auslöffeln. Wer denn auch sonst?

Der jungen Generation werde der Geduldsfaden reißen, weil sie nicht länger die Umweltlasten der Alten tragen wolle, schreibt das österreichische Club-of-Rome-Mitglied Karl Wagner in dem Bericht. Wagner geht sogar so weit, eine Revolution in den 2020er Jahren vorauszusagen – vergleichbar mit der von 1848 gegen das feudale Herrschaftssystem. So werde die Kultur des Konsums umschwenken auf nachhaltigeres Wirtschaften.

Der „verkrustete“ Blick auf das eigene Wirtschaftswachstum könnte also bald genauso kritisiert werden, wie heute der enge Wertekanon der 1950er und 1960er Jahre, sagt das Club-of-Rome-Mitglied Uwe Schneidewind. Der Report habe (wie oben schon kurz hervorgehoben) einige Faktoren, wie die Bewegung von unten, völlig unterschätzt. Es gebe einen „erheblichen Wertewechsel, der gerade stattfindet, vom rein ökonomischen zum nachhaltigen Denken“. Diese Variablen würden zwar erwähnt, aber nicht in die Rechenmodelle aufgenommen.

„Die Jugend wird es sich nicht mehr gefallen lassen, dass eine so enge ökonomische Logik wie bislang das Handeln unserer Regierungen weiter bestimmt. Wir werden erstaunt sein, welche Kraft das entfalten kann, ähnlich wie wir überrascht waren von der nordafrikanischen Demokratiebewegung, die keiner vorausgesagt hat“, sagt Schneidewind voraus.

Aber wäre es nicht besser, wenn wir alle, ob alt, jung oder irgendwo dazwischen, es gemeinsam versuchen würden? Wir leben in einer vernetzten Welt. Wissen, Kommunikation und Diskussionen sind jederzeit von jedem Ort aus abrufbar und zu verfolgen. Nur allein es fehlt der Mut und die Einsicht der älteren Generation darin, dass ein „Weiter so!“ schon kurzfristig enorme Folgen für uns alle hat, und Statussicherung kollektiven Selbstmord bedeutet.

Menschen sind lernfähig. Alle! Es müssen hierfür nur die geeigneten Umfelder geschaffen werden. Ob unsere bisherigen Organisationen, Systeme und Parteien dies in ihrer derzeitigen Form leisten können, bezweifelt jedoch jetzt schon eine große Mehrheit der Bevölkerung, was man an der Wahlbeteiligungen und dem Aufkommen DER PIRATEN mehr als deutlich ablesen kann.

Die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden, sagte einmal der russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn und sollte sie sich partout nicht finden lassen, so ist es halt an der Zeit, andere Wege zu gehen, oder wie es ein altes jüdisches Sprichwort auf den Punkt bringt: Kann man nicht drüber weg, so muss man drunter durch.

In diesem Sinne wünsche ich uns Mut und Phantasie zur Bewältigung der bestehenden Aufgaben und Herausforderungen.

Ihr Ulrich B Wagner

Zum Autor:

Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main.

Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie.

Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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