Anne M. Schüller: Gendermanagement – Der ‘kleine‘ Unterschied in der Mitarbeiterführung (Teil 1/2)

Von Zweifeln geplagt

Frauen sind in aller Regel schlechtere Selbstdarstellerinnen als Männer, und das kommt so: In bedrohlichen Situationen wird – ohne dass dies beeinflusst werden kann – bei Frauen ein Hormoncocktail ausgeschüttet, der ängstlich macht und daran hindert, dominant aufzutreten. Ferner sind bei Frauen die für Zweifel zuständigen Zentren im Hirn länger aktiv. So machen sie sich eher Sorgen, sehen Gefahren an jeder Ecke lauern – und ihre eigene Leistung kritisch. Und Sie suchen die Schuld bei sich, Männer hingegen suchen sie bei anderen. „Bei Fehlern sprechen Frauen von ‚Ich‘, Männer von ‚Wir‘, bei Erfolgen ist es genau andersherum“, sagt meine Kollegin Sabine Asgodom. Außerdem halten Verstimmungen bei Frauen viel länger an. Und sie vergessen auch nicht so schnell.

Wenn Frauen Entscheidungen treffen, bleibt das Hirnareal länger aktiv, das sich mit der Fehleranalyse und mit potenziellen Gegenreaktionen oder Gefahren beschäftigt. So kommt es zu Entscheidungsstress und mangelnder Entschlusskraft. Während Männer sich wichtigmachen, unbeirrt und siegessicher auftreten, zweifeln Frauen an sich und rechnen mit Gegenwind. Sie stellen sich selbst in Frage, sie suchen Fehler eher bei sich – und verkaufen sich so unter Wert.

Viele Frauen scheitern nicht an ihrem Können oder ihrer Leistungsbereitschaft. Sie scheitern an ihrer Bescheidenheit und ihren Selbstzweifeln. Darüber hinaus senden sie Beta-Signale, also Signale der Unterordnung. Und zu allem Überdruss straft die Gemeinschaft der Frauen mit Ächtung, wer aus ihren Reihen nach oben ausbricht. „Keine hat sich hervorgetan“, war das einstimmig positive Resumée einer Frauengruppe nach einem sportlichen Outdoor-Event. Genau das ist die größte Gefahr bei zu vielen Frauen im Team: In einer Woge von Harmonie versinkt alles in Einheitsbrei und Mittelmaß.

So behindern sich Frauen auf dem Weg nach oben oft selbst. Sie tun sich auch deshalb so schwer, weil sie die Regeln karriereförderlicher Machtspielchen nicht verstehen, weil sie die verbalen und nonverbalen Codes nicht kennen, ihren Platz in der Gruppe nicht suchen, die Befehlskette überspringen, den Oberen das angesagte Anbetungsritual verweigern, nicht in ihrem Schlepptau laufen und keine treue Ergebenheit zeigen. Denn Frauen geht es um das Gelingen der Sache, nicht um Positionen. Frauen jagen Wissen, während Männer ihre Gegner jagen. Und während Männer noch raufen, arbeiten Frauen bereits fleißig die bereitliegenden Aufgaben ab.

Teil 2 von „Gendermanagement – Der ‘kleine‘ Unterschied in der Mitarbeiterführung (Teil 2/2)“ erscheint am Montag, den 6. Mai 2013

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Anne M. SchüllerÜber die Autorin

Anne M. Schüller ist Diplom-Betriebswirtin, zehnfache Buch- und Bestsellerautorin und Management-Consultant. Sie gilt als Europas führende Expertin für Loyalitätsmarketing und zählt zu den gefragtesten Business-Speakern im deutschsprachigen Raum. Sie ist Gastdozentin an mehreren Hochschulen. Managementbuch.de zählt sie zu den wichtigen Management-Denkern. Zu ihrem Kundenkreis gehört die Elite der Wirtschaft. Mehr unter www.anneschueller.com

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