Aral verärgert Verbraucher mit teurerer Benzinpreisformel

Der deutsche Branchenführer Aral (rund 2.500 Tankstellen in Deutschland), Tochter der britischen BP, testet derzeit ein neues Provisionsmodell für die Tankstellenpächter, das teurere Benzinpreise belohnt. Demnach sollen die Tankstellenbetreiber nicht mehr nur nach der Absatzmenge bezahlt werden. Mit einer höheren Provision soll vielmehr belohnt werden, wenn sie Benzin und Diesel über eine möglichst lange Zeit deutlich teuer verkaufen als die Konkurrenz. Laut vertraulichen Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ sei eine längerfristige Preisstabilität auf möglichst hohem Niveau das Ziel. Bislang wird ein Tankstellenpächter allein nach der Absatzmenge bezahlt. Sein Ziel sollte daher sein, über attraktive Preise möglichst viele Kunden anzulocken. Künftig erhält ein Pächter die doppelte Provision von 2,4 Cent je Liter, wenn er um zwei Cent über dem Referenzpreis des jeweiligen regionalen Umfelds der Tankstelle liegt. Zudem wird es Abzüge geben, wenn er drei Cent oder mehr unter diesem Referenzpreis liegt.

Das Bundeskartellamt sieht keinen rechtlichen Ansatzpunkt, um bei diesem Preismodell aktiv werden zu müssen. Diese Form der Preisgestaltung sei keine unlautere Absprache und liege in der Entscheidung des Unternehmens. Das Kartellamt hatte zuletzt Ende Mai 2011 den deutschen Tankstellenmarkt untersucht und ein „Oligopol von einigen wenigen marktbeherrschenden Unternehmen“ mit „Marktstrukturen zum Nachteil des Verbrauchers“ nachgewiesen. Dadurch wären die Spritpreise für die Verbraucher höher als bei einem funktionierenden Wettbewerb. Das Oligopol bestehe aus den fünf den Markt beherrschenden Mineralölkonzernen Aral/BP (23,5 % Marktanteil), Shell (22%), Jet (10%), Esso und Total (jeweils 7,5%). Als „Initiatoren von Preissetzungsrunden“ treten dabei nun fast immer die beiden Marktführer in Erscheinung, denen dann die übrigen drei Mitglieder des Oligopols rasch folgen würden. Illegale Preisabsprachen konnten jedoch nicht nachgewiesen werden. Allerdings war aus fast allen Parteien der Ruf nach einem Einschreiten des Staates zu hören, um dem Preisgebaren der Ölkonzerne zu Ungunsten der Verbraucher entgegenzutreten. Es bleibt nun ersteinmal abzuwarten, ob die anderen Markentankstellen mit einem ähnlichen Modell nachziehen, was eine Preiserhöhung von Benzin und Diesel auf breiter Front bedeuten würde, oder ob Aral sich den Ärger der Verbraucher einfährt und unter dem Strich der Umsatz signifikant sinkt. Momentan folgen statistisch betrachtet einer Preiserhöhung Absatzeinbrüche von bis zu 20%.

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