Atomkraft: Internationale Reaktionen

Derzeit sind weltweit 65 Reaktoren im Bau (Argentinien 1, Brasilien 1, Bulgarien 2, China 27, Finnland 1, Frankreich 1, Indien 5, Iran 1, Japan 2, Südkorea 5, Pakistan 1, Russland 11, Slowakei 2, Ukraine 2, USA 1, Taiwan 2).  In fortgeschrittenem Planungsstadium befinden sich darüber hinaus weltweit in 20 Ländern 102 Kernkraftwerksblöcke, weitere sind in der Vorplanung (Stand: 31. Dezember 2010).

China: China unterzieht seine 13 AKWs einer Sicherheitsüberprüfung und setzt alle Neubauprojekte vorübergehend aus.
Frankreich: Die französische Präsidentenpartei UMP votiert weiterhin für den Ausbau der Atomkraft. Die Kernenergie würde einen unverzichtbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten, Frankreich unabhängiger von Energieimporten machen und billigen Strom erzeugen. Präsident Sarkozy hat im Zuge der japanischen Atomkatastrophe bereits die Überprüfung aller 58 Reaktoren angeordnet, die Ergebnisse sollen veröffentlicht werden. 
Italien: Italien war infolge der Tschernobylkatastrophe 1986 per Volksentscheid aus der Atomnutzung ausgestiegen. 2008 beschloss Ministerpräsident Silvio Berlusconi jedoch per Dekret den Wiedereinstieg in die Atomkraft. Geplant war der Bau von „mindestens“ vier Europäischen Druckwasserreaktoren (EPR). Dieser geplante Wiedereinstieg wird nun für ein Jahr ausgesetzt. Die Atompläne waren jedoch bereits vor dem Atomunfall in Japan heftig umstritten, und werden im Juni in einem Referendum zur Abstimmung gestellt.
Polen: Polen hält an seinen Einstieg in die Atomkraft fest und will bis 2020 ein erstes AKW errichten.
Russland: Neben einem Sicherheitstest aller bestehender Anlagen sieht Russland als Hauptlehre aus der japanischen Katastrophe, Atomreaktoren einer neuen Generation zu entwickeln. Eine andere Lehre sei, dass es den japanischen Fachkräften, die im AKW Fukushima-1 tätig sind, an „fundamentalen, tiefen Kenntnissen“ gemangelt habe, wodurch das Problem zu Beginn fahrlässig unterschätzt worden sei.
Ukraine: Die Ukraine denkt angesichts der Atomkatastrophe im eigenen Land vor 25 Jahren (Tschernobyl) über eine Revidierung der Ausbaupläne für die Atomkraft nach. Bis 2030 waren ursprünglich neun neue Reaktoren angedacht.
Ungarn: Ungarn hält an seinen Ausbauplänen fest. Die vier Reaktorblöcke im AKW Paks (russische WWER-440) mit einer Gesamtleistung von 1,886 GW werden zurzeit modernisiert, um die Laufzeit zu verlängern. Zusätzlich erwägt Ungarn den Ausbau des AKW Paks durch zwei weitere Raktorblöcke mit je 1.000-1.600 Megawatt Leistung.
USA: Die US-Energiewirtschaft befürchtet aufgrund der Atomkatastrophe in Japan härtere Auflagen und Bauvorschriften. Daher ruhen derzeit mehrere AKW-Bau- und Planungsprojekte. Der heftig in die Kritik geratene japanische Skandal-Kraftwerksbetreiber Tepco steht seit 2006 als Berater bei einem AKW-Bau (insgesamt vier Reaktoren) in Texas zur Seite. Der Bau wurde vorläufig gestoppt. Die japanische Atomkatastrophe hat jedoch in den USA noch nicht zu einer generellen Kritik an der Kernenergie geführt. Zwar wurde ein Moratorium für den Bau neuer Kraftwerke gefordert, die Technologie steht jedoch nicht grundsätzlich infrage – die Laufzeiten Dutzender bestehender Kraftwerke wurden erst kürzlich verlängert. Bauanträge für 20 neue Reaktoren in den nächsten 20 Jahren liegen vor.
Weißrussland: Weißrussland hält an seinen Bauplänen für ein AKW, 50 Kilometer von der litauischen Hauptstadt Vilnius entfernt, weiter fest.
Türkei: Die erdbebengefährdete Türkei will an dem Einstieg in die Atomkraft festhalten und zwei AKWs errichten. Derzeit halten sich zur Beratung Experten des japanischen Skandalbetreibers Tepco in Ankara auf.

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