Autopilot ist effektiv, nur er führt uns in die Sackgasse

Roland Kopp-Wichmann ist Diplom-Psychologe, Führungskräftetrainer, Coach und Autor. Er zählt zu den Pionieren in der professionellen Anwendung von Achtsamkeit im Berufs- und Privatleben. Im Vorfeld des Soul@Work Kongresses haben wir uns mit ihm über „intelligenter arbeiten durch Achtsamkeit“ unterhalten.

Soul@Work Kongress

Roland Kopp-Wichmann wird am Montag, den 10.03.2014, im Kloster Eberbach, Eltville, auf dem Kongress Soul@Work zusammen mit weiteren renommierten Experten über Strategien, Tendenzen, Konzepte und innovative Ansätze zur Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz informieren. AGITANO-Leser kommen Sie exklusiv in den Genuss einer vergünstigten Kongress-Eintrittskarte. Mehr erfahren Sie hier.

Interview mit Roland Kopp-Wichmann

Schönen Guten Tag Herr Kopp-Wichmann, bitte stellen Sie sich kurz vor?

Roland Kopp-Wichmann
(c) Roland Kopp-Wichmann

Ganz früher war ich mal Bankkaufmann. Dann EDV-Operator, Werbetexter, Versicherungsvertreter. Ich holte mein Abitur nach, arbeitete 1 Jahr im Kibbuz in Israel, bis ich Psychologie studierte. Seit über dreißig Jahren, ich bin jetzt 65, arbeite ich mit Menschen, vor allem in Persönlichkeitsseminaren und Coachings mit Führungskräften und außerdem mit Klienten in meiner psychotherapeutischen Praxis.

Ihr Thema auf dem Soul@Work Kongress lautet „Intelligent arbeiten durch Achtsamkeit“? Was hat sich zu diesem Thema bewogen?

Mittlerweile ist „Achtsamkeit“ fast eine Art Hype. Ich lernte Achtsamkeit schon vor fünfundzwanzig Jahren kennen, vor allem als eine Methode, um schneller Kontakt zum Unbewussten zu bekommen und sich selbst immer wieder ins Hier und Jetzt zu versetzen.

Sie sprechen von einem Leben im Autopilotmodus. Ist dies nicht für uns Menschen praktischer, zeitsparender und effektiver als anders?

Klar ist der Autopilotmodus effektiv, denn er verwendet immer die bewährten Gewohnheiten und Routinen, wie das Navi im Auto. Aber das kennt nur die gewohnten Wege und schickt uns immer wieder in dieselben Sackgassen. Es lernt nicht dazu, höchstens durch ein Update. Achtsamkeit ist ein  Update für den Moment und für die jeweilige Situation. Sie erlaubt uns, wahrzunehmen, was ist.

Wie leicht geraten wir mit unseren „alten“ Verhaltensweisen im Job in das „klassische“ Hamsterrad? Und welche Auswirkungen kann dies für uns haben?

Zu den verbreitetsten „alten“ Verhaltensweisen gehören zum Beispiel die Antreiber. Jene meist schon in der Kindheit gelernten Programme wie „Sei perfekt“, „Sei stark“, „Streng dich an“, „Mach schnell“, „Mach es allen recht“. Solche alte Verhaltensweisen sind immer gespeicherte Lösungen. Allerdings für Situationen, die früher mal schwierig waren und wo das Antreiberverhalten die beste Lösung darstellte.


Das ist es heute vielleicht nicht mehr – oder nicht immer. Ändere ich das nicht, glaube ich vielleicht auch als Vierzigjähriger noch, dass ich immer stark sein muss, arbeite 60 Stunden in der Woche, ignoriere Warnsignale des Körpers oder der Psyche und lande unter Umständen im Burnout.

Achtsamkeit kann helfen, solche alten Programmierungen im heutigen Leben zu identifizieren. Das ist der erste und wichtigste Schritt, um sie zu ändern.

Sie sprechen hier von „intelligenter arbeiten“ und „Achtsamkeit“. Was bedeutet dies?

„Intelligenter arbeiten“ heißt, zu wissen, wie man den inneren Autopiloten abschalten kann. Und flexibel auf eine Situation reagieren. Zu erkennen, dass eine 80-prozentige Lösung hier völlig ausreicht. Für den Perfektionisten ist das aber sehr schwer. Um solche Momente mitzukriegen und dann eventuell sich anders entscheiden zu können, braucht man Achtsamkeit.

Wie kann ich aus meinen alten Verhaltensweisen ausbrechen und neue in meinen Alltag „implementieren“?

Jedenfalls nicht durch Einsicht oder Leidensdruck. Sondern nach meiner Erfahrung vor allem durch das emotionale Bearbeiten der inneren Konflikte, die hinter den automatischen Verhaltensweisen stecken. Von denen wir zwar wissen, dass sie ineffektiv sind, aber nicht imstande sind, sie einfach zu verändern.

Was können die Teilnehmer in Ihrem Workshop auf dem Soul@Work Kongress erwarten?

Das Kennenlernen von Achtsamkeit durch praktische Erfahrung. Eine Ahnung davon, was innere Konflikte sind und wie sie unsere Wahrnehmung und unser Handeln beeinflussen. Und einige Tipps, wie sich Achtsamkeit im Beruf sehr gut zwischendurch anwenden lässt.

Herr Kopp-Wichmann, vielen Dank für das interessante Gespräch

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO & HCC-Magazin).

Und wenn Sie am Montag, 10.03.2014, auf dem Kongress Soul@Work im Kloster Eberbach, Eltville, dabei sein wollen, hier erfahren Sie mehr dazu. AGITANO-Leser kommen Sie exklusiv in den Genuss einer vergünstigten Kongress-Eintrittskarte.


Zu Roland Kopp-Wichmann

Roland Kopp-Wichmann, geboren 1948, Dipl.Psychologe. Sein Berufsweg ist ziemlich kurvig verlaufen. Er war Bankkaufmann, EDV-Operator, Werbetexter und Versicherungsvertreter. Danach holte er auf dem 2. Bildungsweg sein Abitur nach, wartete ein Jahr im Kibbuz in Israel auf seinen Studienplatz und studierte dann Psychologie. Er war Mitbegründer des HAKOMI Institute of Europe und hat wurde in Transaktionsanalyse, Hypnotherapie nach Erickson, systemischem Arbeiten und tiefenpsychologischer Psychotherapie ausgebildet. Achtsamkeit lernte er als Sannyasin bei Bhagwan und als Schüler des tibetischen Buddhismus kennen. Heute arbeitet er neben seiner therapeutischen Praxis als Führungskräftetrainer und Coach in Heidelberg: www.seminare4you.de. Er hat zwei Bücher veröffentlicht und schreibt seit 2005 regelmäßig über diese Themen in seinem Blog: www.persoenlichkeits-blog.de.

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