Beteiligungsmarkt in Deutschland: Starker Stimmungseinbruch im 2. Quartal

 

  • Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen verderben Marktteilnehmern die Stimmung

  • Zweitstärkster Rückgang seit Beginn der Erhebung 2003

  • Klimaabkühlung bei Lageeinschätzung und Geschäftserwartungen sowohl im Segment der Frühphasen- als auch in der Spätphasenfinanzierung

Das Geschäftsklima auf dem deutschen Beteiligungsmarkt gibt im 2. Quartal nach einer zwischenzeitlichen Erholung in den beiden vorangegangenen Quartalen sehr deutlich nach. Das German Private Equity Barometer (GPEB), der von BVK und KfW gemeinsam für das Handelsblatt ermittelte Geschäftsklimaindex für den deutschen Beteiligungsmarkt, sinkt kräftig um 19,4 Zähler auf nun 23,4 Punkte und liegt damit deutlich unter seinem historischen Mittelwert von 35,9 Punkten. Das ist der zweitstärkste Rückgang des Barometers seit Erhebungsbeginn im Jahr 2003.

Für die Verschlechterung machen die im GPEB befragten Marktteilnehmer vor allem die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen verantwortlich. Zwar werden die Nachfrage nach Beteiligungskapital und die Qualität der bei den Befragten eingegangenen Proposals als sehr gut bewertet, doch reichen diese Faktoren nicht aus, um den negativen Einfluss des wirtschaftlichen Umfeldes auf das Geschäftsklima zu kompensieren.

Im Frühphasenmarkt gibt das Geschäftsklima um 20,9 Zähler nach und liegt nun bei 23 Punkten. Die Wagniskapitalgeber bewerten dabei sowohl ihre gegenwärtige Lage (-20 Zähler) als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate (-21,9 Zähler) erheblich schlechter als noch im Vorquartal. Der Geschäftsklimaindex für die Beteiligungsgesellschaften aus dem Spätphasensegment fällt um 18,4 Zähler und liegt nun bei 23,7 Punkten. Hier fällt die Lageeinschätzung um 5,1 Zähler auf 29,2 Punkte. Wesentlich stärker ist der Rückgang der Erwartungskomponente mit 31,7 Zähler auf 18,1 Punkte.

In beiden Marktsegmenten (Früh- und Spätphase) drückt vor allem die schlechte Fundraisingsituation auf die Stimmung der Beteiligungsfinanzierer – neben der verschlechterten Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung und der Abwärtsbewegung am Aktienmarkt. In der Spätphase hat sich zudem die Exitsituation stark eingetrübt.

BVK-Geschäftsführerin Ulrike Hinrichs sagt zu dieser Entwicklung: „Die Beteiligungsgesellschaften verspüren weiterhin eine starke Nachfrage nach Beteiligungskapital von interessanten Unternehmen und attraktive, wachstumsstarke Unternehmensgründungen und Mittelständler werden weiterhin finanziert. Der gesamtwirtschaftliche Ausblick für Europa und die anhaltende Euro-Schuldenkrise schlagen sich jedoch entscheidend auf die Stimmung im Beteiligungsmarkt nieder. Konfrontiert werden die Gesellschaften zudem mit nicht unerheblichen Einschnitten hinsichtlich der Fundraising-Situation und ihrer Exitmöglichkeiten. Dies können Faktoren wie die im europäischen Vergleich immer noch positive Konjunkturentwicklung in Deutschland nicht kompensieren. Private Equity-Manager reagieren sensibel auf derartige Unsicherheitsszenarien.“

Der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe Dr. Norbert Irsch kommentiert: „Der Stimmungseinbruch im deutschen Beteiligungsmarkt war in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar: Er spiegelt die durch die sich zuspitzende Rezession in der Europeripherie nun auch in Deutschland deutlich spürbare konjunkturelle Abkühlung sowie die enttäuschende Entwicklung am Aktienmarkt wider. Zudem hat die Volatilität im PE-Markt seit Beginn der Eurokrise zugenommen. Dies ist Ausdruck der gestiegenen Verunsicherung und macht es für Geldgeber, VC Manager und Unternehmen erheblich schwieriger, mittelfristig zu planen. Die EU Politik ist dringend aufgefordert, alles zu unternehmen, um die Märkte zu beruhigen und so die Basis für mittel- und langfristige Investitionen zu verbessern“.

Das aktuelle German Private Equity Barometer steht unter www.kfw.de/gpeb zum Download zur Verfügung.

(Quelle: KfW)

 

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