Betriebliche Ausbildung verbessert Chancen auf dem Arbeitsmarkt – Interview und EU-Vergleich

Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist infolge der Krisen der letzten Jahre kräftig angestiegen. In manchen Ländern wie Spanien und Griechenland erreichte die Jugendarbeitslosenquote bisher nicht gekannte Höhen, in der gesamten EU ist sie mehr als doppelt so hoch wie die der Erwachsenen. Allerdings ist die Zahl der Erwerbslosen unter den Jugendlichen nicht stärker gewachsen als unter Erwachsenen, stellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Studie fest, in der die Jugendarbeitslosigkeit in 33 europäischen Ländern untersucht wird. Die Krise hat das altbekannte Problem, dass in der EU die Arbeitslosenquote der Jugendlichen mehr als doppelt so hoch wie die der Erwachsenen ist, deutlicher zu Tage treten lassen.

Jugendliche in Europa nehmen mehr und länger an der schulischen oder universitären Ausbildung teil. Nur ein Drittel befindet sich auf dem regulären Arbeitsmarkt und ist nicht in einer schulischen oder betrieblichen Ausbildung. „Generell gibt es in der EU die Tendenz, mehr und länger an der Schule oder der Universität zu bleiben“, sagt Brenke. Allerdings steigen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt dadurch nur bedingt: „Auch wenn eine Ausbildung vorliegt, weisen Jugendliche in fast allen Staaten eine viel höhere Arbeitslosigkeit auf als Erwachsene“, sagt der DIW-Arbeitsmarktökonom Karl Brenke. „In Ländern allerdings, in denen wie in Deutschland viel betrieblich ausgebildet wird, sind die Arbeitsmarktchancen der Jugendlichen spürbar besser als in Staaten, die vor allem auf eine schulische Qualifizierung setzen“, sagt Brenke. „Offensichtlich haben qualifizierte Jugendlichen wegen fehlender Berufserfahrung und mangelnder Praxisnähe schlechtere Beschäftigungschancen als Erwachsene“, sagt Brenke.

„Deutschland ist eine Ausnahme in Europa, qualifizierte Jugendliche sind hier nicht benachteiligt gegenüber Erwachsenen. Hierzulande ist die höhere Jugendarbeitslosigkeit allein darauf zurückzuführen, dass unter den Arbeitslosen im jungen Alter ein höherer Anteil keine Ausbildung hat als unter den erwachsenen Arbeitslosen.“ In Deutschland ist der Arbeitsmarkt für Jugendliche am offensten, am stärksten im Nachteil sind sie dagegen in Italien sowie Schweden, Rumänien und Großbritannien.

Hintergrund:

Die Zahl der Erwerbslosen unter den Jugendlichen ist in der EU seit der Jahrtausendwende um rund vier Prozent gestiegen. 2011 waren in der EU 5,3 Millionen Jugendliche erwerbslos. Ihre Arbeitslosenquote belief sich EU-weit auf 21 Prozent, bei den 25- bis 64-Jährigen waren es acht Prozent. Zwischen den einzelnen Ländern gibt es große Unterschiede: Am höchsten ist die Jugendarbeitslosigkeit in Mazedonien (55 Prozent), Spanien (46 Prozent) und Griechenland (44 Prozent). Am geringsten ist sie in den Niederlanden, der Schweiz und Österreich (jeweils rund acht Prozent) gefolgt von Deutschland und Norwegen (rund neun Prozent). Außer in Deutschland war die Arbeitslosenquote der Jugendlichen 2011 in fast allen Ländern höher als im Jahr 2008.

Interview:

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat zu dem Thema betriebliche Ausbildung ein Interview mit dem DIW-Experten Karl Brenke veröffentlicht. Den Audio-Podcast finden Sie hier.

(Quelle: DIW Berlin)

 

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