Betriebliches Gesundheitsmanagement – Interviewreihe (Teil 5)

Woran erkennt ein Unternehmen, dass ein betriebliches Gesundheitsmanagement erfolgreich integriert wurde?

Die Integration von BGM ist dann erfolgreich, wenn sich langfristig betrachtet eine positive Entwicklung in der Mitarbeiterbelegschaft und damit im Unternehmen bemerkbar macht. Im VDBW (Artikel im HCC-Magazin) werden folgende Gesundheitsmerkmale eines Unternehmens angeführt:

Organisation:
» Partizipativer Führungsstil
» Flache Hierarchie
» Vertrauenskultur
» Transparenz von Entscheidungen
» Prozessorientierte Arbeitsorganisation
» Teamarbeit
» Weiterbildungsmöglichkeiten
» institutionalisierte Gesundheitsförderung

Person:
» Psychosoziales Wohlbefinden (wenig Angst / Hilflosigkeit)
» hohes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
» hohe Arbeitszufriedenheit
» hohe Motivation
» hohe Bindung an unternehmen
» soziale Kompetenz stark ausgeprägt und verbreitet
» Management-Kompetenz stark ausgeprägt und verbreitet
» Gute körperliche Gesundheit

Verhalten:
» hohe Anwesenheitsquote
» niedrige Fluktuation
» hohe Flexibilität und Innovationsbereitschaft
» Gegenseitige Unterstützung
» Geringer Genussmittelkonsum
» Gesundheitsförderlicher Lebensstil (Ernährung, Bewegung etc.)

Auch betriebswirtschaftlich wird ein Unternehmen eine Änderung der Kostenstruktur im Personalbereich feststellen.

Wie lassen sich nachhaltige Erfolge gewährleisten?

Nachhaltige Erfolge im BGM lassen sich unter anderem durch Kontinuität, wiederholende Analysen, kreatives Change-Management, stetige Kommunikation mit einem an die Firma angepassten Konzept und gezielten Maßnahmen erreichen. Die Berücksichtigung eines mehrjährigen Plans im Konzept ist bei der Integration absolut notwendig, um Nachhaltigkeit zu erzeugen. Bei einem laufenden BGM gilt dies genauso, nur sind die Ziele andere. Ein Schlüssel ist die Verteilung des Budgets auf die Maßnahmen. Es gibt viele Maßnahmen, die wenig bis nichts kosten, aber im BGM sinnvoll sind. Dazu gehören Angebote von Vereinen oder Veranstaltungen wie Firmenläufe, Verbesserung der Versorgungsstruktur der Verpflegung sowie die Schaffung von Erholungsräumen und Angeboten. Kostenpflichtige Angebote sind daher gezielt mit dem Budget und Wirksamkeit bezogen auf die Firmen-, Arbeitsplatz- und Personalstruktur zu betrachten.

Kann ein Unternehmen aus einem erfolgreichen BGM auch noch mehr rausholen?

Auf jeden Fall! Und das sollte auch das Ziel sein. Ein erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement ist nicht nur die Verbesserung der Kosten- und Arbeitssituation durch besseres Klima und weniger Fehlzeiten. Es ist die gesamte Positionierung des Unternehmens im Personalmarkt, sowohl nach innen, als auch nach außen. Dadurch verringern sich die steigenden Kosten durch erhöhten Recruitingaufwand, eine Verbesserung der Dienstleistungs- und Produktqualität mit einem dadurch verbesserten Image gegenüber Lieferanten und Kunden und daraus leichter erzielbaren Umsätzen. Die Verstrickung ist aus Unternehmenssicht logisch und nachvollziehbar. Nehmen wir das Beispiel betriebliches Gesundheitsmanagement im Vertrieb. Dieser steht immer unter Stress und braucht viel Energie, um die Kunden zufrieden zu stellen. Wenn der Mitarbeiter Gesundheit und Sympathie durch Ausgeglichenheit ausstrahlt, wird der Kunde viel schneller eine persönliche Bindung zum Vertriebsmitarbeiter aufbauen und Umsätze bringen. Denn kein Kunde mag gerne mit einem speckigen und genervten Vertreter unter Zeitdruck zusammenarbeiten. Geschäfte werden im Direktvertrieb auf persönlicher und emotionaler Ebene abgeschlossen, welche das Gesundheitsmanagement harmonisiert.

Vielen Dank für das Gespräch!

Im 6. Teil dieser Interviewreihe spricht Michael Hoeckle über Betriebliches Eingliederungsmanagement, welches Unternehmen ihren Mitarbeitern anbieten müssen, die längere Zeit erkrankt waren und nun zurück in den Job möchten. Das Interview erscheint am Donnerstag, 14. Februar 2013, auf AGITANO.

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