Buchrezension: „So würde Hitchcock präsentieren“

Ob in der Schule oder im Beruf, wir mussten uns alle einmal durch eine langweilige Präsentation quälen: Das monotone Zungenlaufband des Redners transportiert nur farblose Fakten an ihre Ohren und ihre Gedanken schweifen ab. Dieser spannende Film, den sie vor einer Woche gesehen hatten, kommt ihnen wieder ins Gedächtnis und sie können sich an alle wichtigen Momente und Szenen glasklar erinnern. Warum fällt es Ihnen so schwer, sich die wichtigen Fakten der Präsentation zu merken, aber bei einem Film wie Alfred Hitchcocks Psycho geht ihnen die Mordszene in der Dusche nicht mehr aus dem Kopf? Michael Moesslang hat eine einfache Antwort darauf: Die Präsentation, der sie zuhören, wurde nicht von dem Herren der Spannung persönlich, Alfred Hitchcock, geschaffen.

1. Akt: "Drama ist das normale Leben, ohne die langweiligen Teile"

Nach einer Umfrage des Wall Street Journals aus dem Jahre 2004 empfinden rund 84% aller Teilnehmer Präsentationen in Deutschland als zu langweilig oder sogar einschläfernd. Der 5-Sterne Redner, Performance-Coach und langjährige Inhaber einer Werbeagentur Michael Moesslang, weiß genau wieso. Es fehlen die Spannung, emotionale Momente und Dramaturgie, die zusammen Präsentationen genauso wie Filme unvergesslich machen können. In seinem Buch "So würde Hitchcock präsentieren" bedient sich Moesslang auch einiger Filmterminologien, um dem Leser eine Idee zu geben, was eine Präsentation alles braucht, um in seinen Worten ausgedrückt "merk-würdig" zu sein.

In über 1.000 Präsentationen ist ihm klar geworden, dass es die Aufgabe des Redners ist, das Publikum zu fesseln und zu überzeugen. Deshalb braucht die Präsentation unter anderem einen Spannungsbogen, der sich von Anfang an aufbaut. Spannung und Emotionen stimulieren unser Gehirn und machen uns auf das, was sich vor unseren Augen abspielt, aufmerksam. Der Zuschauer fragt sich: "Was passiert als nächstes?" Dadurch wollen wir der Präsentation folgen, einfach nur um herauszufinden, was noch kommen wird. Das Buch erklärt auch, dass Menschen immer emotional entscheiden. Emotionen sind der Hauptgrund, warum wir etwas verstehen und uns merken. Wenn die Zuhörer, in Hitchcocks Worten „durch Emotionen gehen“, wird der Zuschauer sich nicht langweilen und sich mehr Einzelheiten merken. Emotionen sind der Merkfaktor Nummer eins.

2. Akt: "Die Angst steckt nicht in dem Knall sondern nur in dessen Erwartung"

Moesslang schlägt vor, dass der Aufbau einer "merk-würdigen" Präsentation dem eines klassischen Hollywood Films ähneln sollte. Er zeigt dies an dem Beispiel eines Spiele-Apps fürs iPhone.

Der 1. Akt
Protagonisten werden vorgestellt und der erste "plot point" (erster Konflikt) wird eingeführt / Für die Präsentation heißt das: Die Technik wird eingeführt, aber der Kunde weiß nicht genau, was der Nutzen sein soll. Sie präsentieren die Herausforderungen und Probleme auf dem Markt, allerdings erscheint die Situation für den Kunden schwieriger als erwartet.

Der 2. Akt
Im Film folgt die Konfrontation mit dem ersten Konflikt und die Einführung des zweiten "plot points" / In der Präsentation: Der Konflikt wird klar und es ergibt sich der Eindruck, dass es zu teuer sein wird, den Konflikt zu lösen. Sie erzählen von einer neuartigen Technik, eine die auch der Kunde bereits kennt und die er sich leisten kann.

Der 3. Akt
Der letzte Akt bringt die Lösung. Der Held macht einen wichtigen Schritt um das Problem zu lösen und das Happy End markiert den Höhepunkt des Films / Für Sie heißt das: Sie präsentieren dem Kunden direkt Ihre neue und preiswerte App und erklären, dass es die Probleme des Kunden lösen kann. Und das sogar kostenlos.

Diese Prinzip bringt die Rahmenbedingungen für eine spannende Präsentation. Des weiteren beschreibt Moesslang, wie sie zusätzlich durch Humor, günstig zusammengestellte Graphiken und durch die Kontrolle von kleinen Details, wie Einrichtung des Raumes und eigene Kleidung, den Zuhörer dazu bringen können, Ihnen seine gesamte Aufmerksamkeit zu schenken. Auch für schon routiniertere Redner bietet das Buch Empfehlungen, die jede Präsentation das gewisse etwas geben und garantieren, dass sich Ihre Zuhörer nicht langweilen. Es werden viele kleine Aspekte aufgegriffen und detailliert dargestellt, die Ihren Vortrag zu etwas Speziellem und Inspirierendem machen. Genau wie bei einem guten Film.

3. Akt: "Es ist meine Aufgabe, der Öffentlichkeit wohltuende Schocks zu vermitteln"

"So würde Hitchcock präsentieren" gibt Ihnen die essenziellen Informationen, Ihr eigener Regisseur zu sein. Wie bei einem Film lernen Sie, durch die richtige Planung einer spannenden Handlung, die aussagekräftige Komposition des Filmsets und den wirkungsvollen Einsatz stilistischer Mittel die Augen und Ohren ihrer Zuschauer einzufangen. Durch seine lebhafte und bis weilen sarkastisch-lustige Schreibweise gibt Michael Moesslang eine leicht zu verstehende Beschreibung über die Kunst des spannenden und herausragenden Präsentierens. Ich persönlich hoffe, einmal einer solchen Präsentation beizuwohnen, die durch die grundlegenden Ideen Alfred Hitchcocks motiviert wurde. Ich hoffe jedoch nur, dass sie nichts mit Vögeln zu tun haben wird.

 

Die Buchrezension hat Andreas Bertossi von der AGITANO-Redaktion verfasst.

 

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