BurnOn statt BurnOut – Interview mit Dr. Christiane Nill-Theobald

Weiter geht es mit unserer Interview-Reihe zum „First International Speaker Event“ in München:

Nach dem Motto „8 Experten, 8-facher Nutzen, 8-fache Emotion“ geben am 10. September 2012 acht internationale Speaker aus USA, Südafrika, Österreich und Deutschland zum „First International Speaker Event“ in München spannende Keynote-Vorträge. Agitano bat die 8 Experten zum Interview. Heute: Dr. Christiane Nill-Theobald zum Thema „BurnOn statt BurnOut".
Für Agitano stellt Dr. Nill-Theobald ihren VIP Code CNTVIP zur Verfügung, damit erhalten unsere Leser preisreduzierte Tickets -> Link zur Online-Anmeldung.

Guten Tag Frau Dr. Nill-Theobald. Sie sind Expertin für BurnOn, also die Vermeidung von BurnOuts.

1. BurnOut steht ja bekanntlich für das berufliche Ausbrennen. Sie arbeiten jedoch auch mit dem Begriff BurnOn und meinen damit, dass man nie damit aufhören sollte, nach dem zu suchen wofür man "brennt". Ist BurnOn nun das beste Rezept gegen BurnOut?

Absolut. BurnOn ist das Gegenteil von BurnOut, es bedeutet Begeisterung, Motivation und vor allem Zufriedenheit durch unsere Arbeit zu haben. Des Weiteren ist BurnOn für mich eine Geisteshaltung, die sich betreffend die BurnOut-Diskussion die Erkenntnisse der Positiven Psychologie zu nutze macht. Dessen Begründer, der US-Psychologe Martin Seligmann, hat erkannt, dass es wenig Sinn macht, sich in der Psychologie mit Defiziten bzw. mit der Therapie von Mängeln zu beschäftigen. Da kommt unser Unterbewusstsein emotional nur schwer mit. Die Positive Psychologie schaut also danach, was den Menschen stärkt und das Leben lebenswerter macht. Für die BurnOut-Thematik bedeutet das: Die Frage ist nicht, wie verhindere ich das Ausbrennen, sondern wie kann ich brennen bzw. Zufriedenheit in der Arbeit erlangen! Oder anders aus Arbeitgebersicht formuliert: Ich biete Menschen die Möglichkeit, Geld mit einer Tätigkeit zu verdienen, die sie erfüllt und für sie sinnvoll ist.

Nehmen wir z. B. die „Bedürfnispyramide“ nach Abraham Maslow – als Motivationsfaktoren stehen dort „Anerkennung“ und „Selbstverwirklichung“ an oberster Stelle. Als Managementcoach muss ich oftmals bei den Burnout-Kandidaten feststellen, dass es gerade mit der Selbstverwirklichung letztlich gehapert hat. Ich habe schon öfters gestandene Manager vor mir sitzen gehabt, die plötzlich von ihren Träumen berichten, was sie eigentlich mal werden wollten. Oftmals ist der Keim für die Selbstverwirklichung in der Kindheit angelegt, allerdings vergessen wir unsere Kindheitsträume im Laufe des Großwerdens wieder oder sie werden uns ausgeredet. Wenn wir 75 % unserer Wachzeit im Leben arbeiten und dabei die falsche Arbeit machen, laufen wir Gefahr „gelebt“ zu werden und nicht das Leben aktiv zu gestalten. Wir leben dann in einer Art „Wachkoma“ und im schlimmsten Fall droht dann eben der BurnOut. Es liegt deshalb in erster Linie an uns, BurnOn zu leben und unsere Bedürfnisse zu entdecken. Erst im zweiten Schritt können wir uns nach Unternehmen umschauen, die „BurnOn Management“ leben, die es verstehen, ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu begeistern.

2. Was ist an den gängigen BurnOut Präventionen verkehrt, bzw. unzureichend?

Erfolgreiche BurnOut-Präventionen müssen sowohl beim Individuum als auch beim Unternehmen ansetzen – die üblichen Patentrezepte konzentrieren sich aber meist auf das Individuum. So werden in den meisten Firmen als BurnOut-Präventionen Entspannungstrainings, Stressresistenztrainings oder Ähnliches angeboten. In diesen Trainings versucht man, den Mitarbeitern quasi „ein dickeres Fell“ anzutrainieren. Dadurch wird aber das Kernproblem verdeckt: BurnOut ist nicht Privatsache, sondern die Mitarbeiter sind oftmals die Symptomträger eines Systemfehlers ihrer Organisation. Der Patient ist sehr oft das Unternehmen, das seine Human Resources sträflich vernachlässigt. „Fehlerhaft und damit Quelle allen BurnOut-Übels ist in diesen Fällen die Unternehmenskultur, die Führungspraxis oder die Personalentwicklungspolitik. Die alleinige Konzentration auf das Individuum reicht deshalb nicht aus.

Zweitens darf die BurnOut-Prävention nicht parallel bzw. getrennt vom Unternehmensalltag ablaufen. Jedes Unternehmen beschwört: Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt. Ich habe oft erlebt, dass Mitarbeiter Stressresistenzseminare tagsüber „verordnet“ bekommen und dafür bis spät in die Nacht die liegen gebliebene Arbeit vom Tag nachholen. Das ist absurd. Und vor allem: Es gibt einen immensen Hauptgrund für das BurnOut-Syndrom: nämlich fehlende Wertschätzung. Da ist jedes Unternehmen durch seine Unternehmenskultur, Ethik und gelebte Form der Freude an seinen Mitarbeitern massiv aufgerufen, entsprechend gegenzusteuern.

 

3. Wie schafft man es nun möglichst einfach, seine Motivation in ein BurnOn zu steigern?

Wir müssen uns immer wieder danach fragen, was wir gerne machen und was wir auf keinen Fall haben wollen. Wobei ein gewisser Kompromisslevel schon einzurechnen ist. Ich habe dafür einen Dreiklang entwickelt, den ich „BurnOn Management“ nenne. Erstens müssen Sie sich selbst erforschen, zweitens dürfen Sie keine Angst vor einem Zick-Zack- Kurs haben und drittens haben Sie immer die Möglichkeit, Ihren Arbeitsplatz umzugestalten. Und ich meine damit wirklich „Management“: nämlich etwas organisiert durchführen, d.h. etwas zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren. Wir können unser Arbeits- und damit Lebensglück nicht dem freien Lauf der Dinge überlassen.

4. Eine extrem hohe Arbeitsbelastung, wie sie von Zeit zu Zeit jeden von uns trifft, ist ja auf Dauer nicht gesund, aber ab und zu nicht zu vermeiden. Was sind die besten Tricks, sich dennoch einen persönlichen Ausgleich in diesen Phasen zu verschaffen?

Im Sinne eines Interessenausgleichs liegt der Trick für mich in erster Linie in der Philosophie, eben BurnOn aktiv zu leben. Dinge zu tun, die wir wirklich tun wollen, auch im beruflichen Kontext. Wenn ich Arbeitsziele und Lebensziele harmonisiere, trenne ich nicht mehr zwischen dem „persönlichen Ausgleich“ und „Arbeiten“. Für den Zeitausgleich habe ich die vielleicht üblich scheinenden Anregungen wie Fokussieren, in Ruhezeiten Handy ausschalten und vor allem sich selber nicht zu vernachlässigen. Aber genau diese Dinge sind es, die uns stetig und freudig weiterbrennen lassen.

Frau Dr. Nill-Theobald, vielen Dank für das Interview!

Herzlichen Dank auch an AGITANO. Mehr erfahren Sie am 10. September beim First International Speaker Event in München.


Details zur Veranstaltung:

International Speaking Event 10. September 2012 18:30 Uhr Cincinnati Kino – Cincinnatistraße 31 in 81549 München Link zur Online-Anmeldung – für alle Agitano-Leser mit dem speziellen Rabatt-Code CNTVIP statt zum regulären Preis von 49,– Euro zum Vorzugspreis von 35,– Euro!

(Das Interview führte Marc Brümmer, Redaktionsleiter von AGITANO.com)

 

Zur Referentin:

Dr. Christiane Nill-Theobald ist Speaker, Management-Beraterin und Führungskräftecoach. Die promovierte Juristin weist eine erfolgreiche langjährige Karriere in der freien Wirtschaft auf. In leitender Funktion baute sie verschiedene Institutionen auf. Unter anderem war sie Verlagsleiterin eines Medienunternehmens der Energiewirtschaft und Partner und Mitglied der Geschäftsleitung einer energiewirtschaftlichen Unternehmensberatung. 2008 gründete sie das Beratungsunternehmen TheobaldConsulting. Darauf erfolgte die Ausbildung zum zertifizierten Business Coach. Heute coacht die Managementexpertin hochrangige Führungskräfte. Als Professional Speaker bringt Sie in fundierten, mitreißenden Vorträgen ihrem Publikum das Thema „BurnOn“ nahe. Sie ist Verfasserin zahlreicher Fachpublikationen sowie Herausgeberin einschlägiger Schriftenreihen. Dr. Christiane Nill-Theobald ist Mitglied der German Speaker Association e.V. (GSA) und des Deutschen Fachjournalistenverbandes e.V. (DFJV). www.nill-theobald.de

 

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