CEOs: Bezüge senken, Transparenz erhöhen

Ein CEO, auch Chief Executive Officer genannt, ist das angelsächsische Äquivalent zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied. Mit anderen Worten, eine Führungskraft, auf der viel Verantwortung lastet. Sowohl für das Unternehmen selbst, für das er tätig ist, als auch für die ihm anvertrauten Mitarbeiter. Klar, dass solch eine Stelle entsprechend dotiert sein muss. Allerdings meinen es einige zu gut mit sich – und das hat Folgen! Nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern für ganze Volkswirtschaften.

Kriterien für die Bezüge der CEOs oft zu unübersichtlich

2001 haben CEOs britischer Blue-Chip-Unternehmen im FTSE 100 Index lediglich 47 Mal so viel wie der durchschnittliche Vollzeitbeschäftigte verdient, berichtet die europäische Nachrichtenagentur pressetext.com. Inzwischen verdienen viele das 187-Fache. In Zeiten schier ins Astronomische steigender CEO-Bezüge ist es dringend notwendig, diesen Trend zu überdenken. „Unsere Arbeit legt nahe, dass die Entlohnung für CEOs einen Krisenpunkt erreicht hat“, warnt Organisationspsychologin Almuth McDowall von der Birkbeck University of London. Exorbitante CEO-Gehälter liegen oft an Faktoren wie der Persönlichkeit der Führungskraft oder dem Wunsch, als attraktiver Arbeitgeber für Führungskräfte dazustehen, statt an objektiven Leistungskriterien. Das lässt die Bezüge gegenüber Mitarbeitern intransparent erscheinen, aber auch nach außen lassen sich solche Zahlungen, gerade in Krisenzeiten schlecht vermitteln.

Die Bezüge von CEOs müssen kleiner und transparenter werden, redet McDowall den britischen Blue-Chips ins Gewissen. Sonst werde die Moral der Erwerbsbevölkerung leiden: „Wir können nicht beim Status quo bleiben, wenn wir Unternehmenskulturen schaffen wollen, die vor Vertrauen, Fairness und nachhaltiger Geschäftsperformance geprägt sind.“

Soziale Ungleichheit – Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts

Das von McDowall analysierte Phänomen ist allerdings nicht allein auf die britische Volkswirtschaft zu beschränken. Aktuell sorgt eine durch die Hilfsorganisation Oxfam veröffentliche Studie zum Thema soziale Ungleichheit für hitzige Debatten. Mit dem Begriff wird die ungleiche Verteilung materieller und immaterieller Ressourcen in einer Gesellschaft beschrieben.* Soziale Ungleichheit an sich ist kein Problem.

  1. Hat es diese schon immer gegeben. In keiner Gesellschaft sind diese gleich verteilt.
  2. Spornt die Aussicht für mehr Leistung, mehr zu bekommen, die Leistungsbereitschaft an.

Anders sieht das jedoch aus, wenn der Grad an Ungleichheit zu groß wird. Und das ist auf globaler Ebene der Fall. Oxfam zufolge besitzen die 62 reichsten Menschen der Welt genauso viel wie dreieinhalb Milliarden der ärmsten Menschen der Welt. Das blieb auch für die hiesige Volkswirtschaft nicht ohne Folgen. Laut OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hätte Deutschland in den letzten Jahrzehnten sechs Prozent mehr Wirtschaftswachstum gehabt, wäre die soziale Ungleichheit nicht auch hier in einem signifikanten Ausmaß vorhanden, so Jörn Kalinski, Kampagnen-Direktor von Oxfam Deutschland e.V. in einem Interview gegenüber dem Nachrichtenmagazin Tagesschau (s. Video, unten). Betrachtet man soziale Ungleichheit als Mitauslöser gewalttätiger Konflikte um Ressourcen in der Welt, dann stellt sie vermutlich die Herausforderung des 21. Jahrhunderts dar.

Video: Jörn Kalinski plädiert für mehr Steuergerechtigkeit in Deutschland

[Anmerkung der Redaktion: Das hier eingebettete Video wurde (vorübergehend) entfernt, ist jedoch weiterhin hier zu finden: grafbyte / YouTube.]

*Vgl.: Krause, D.: Ungleichheit, soziale, in Fuchs-Heinritz, W. et al.: Lexikon zur Soziologie, 4. Auflage, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, S. 686.

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