Claus-Peter Schaffhauser: Nichts los in Oberbayern?

Ob ich das noch erleben werde ist allerdings nicht eindeutig zu beantworten. Ich habe beim Dorfarzt nämlich meinen Fall von Schweinegrippe angemeldet. Am Trafalgar Square hatte ich ja dieses mexikanische Pärchen fotografiert, da muss es passiert sein. Nachts um drei war ich grunzend, quatsch: schwitzend mit allen im Internet nachlesbaren Symptomen aufgewacht. Bis 8 Uhr haben die lebenswichtigen Organe einwandfrei gearbeitet. Gott sei Dank. Die Sprechstundenhilfe sagte mir, dass der Arzt gleich zurückrufen würde und sie dankbar seien, dass ich Ihre Praxisräume nicht großflächig kontaminiert hätte. Für einen Privatpatienten (Geld: klimper, klimper), könne man da schon einen Hausbesuch einschieben.

Nach eineinhalb Stunden rief dann der Arzt zurück und sagte mir seinen Besuch für 12:00 bzw. 12:30 Uhr zu.

Es wurde langsam schon wieder dunkel und ich wartete immer noch. Hatte mich inzwischen angezogen gehabt, da ich nicht die Absicht hatte, fremde Männer in mein Schlafzimmer zu lassen. Nur allzu schnell kann da eine dumme Angewohnheit daraus werden. Unsere Ex-Nachbarin S. weiß wovon ich an der Stelle spreche. Und Dr. Sch. ist schließlich auch Mitglied in vielen Vereinen und hat auf diese Weise seine Frau an einen Kollegen im Dorf verloren. Dafür wurde dessen Frau, dann von einem anderen Kollegen fachärztlich betreut. Ja, so sind Sie die Buben und Mädchen – immer zum Schäkern aufgelegt. Aber Hauptsache das Niveau stimmt.

Der Doc kam dann kurz vor 16:00 Uhr – leider hatte ich aber bereits seit 30 Minuten zum atmen aufgehört.Wollte er aber nichts davon wissen, müsste ihn missverstanden haben.

Dann versaute er mir noch meine Hose, weil er ein neues Spritzensystem bei der Blutabnahme eingesetzt hatte – ohne Stopper. Die Kanüle steckte also noch in der Armbeuge und eine Fontäne roten Blutes, verdünnt durch 2.368 Aspirin, ergoss sich im Wohnzimmer und auf meine Jeans.

Wie es jetzt weitergehen würde interessierte mich noch. Er meinte, ich sollte die Hose schnell in kaltem Wasser aufweichen, das würde helfen. War nicht ganz die Antwort, die ich erwartet hatte. Tja, sagte er, dass sei nun sein erster potentieller Fall von Schweinegrippe, wird schon nicht so schlimm werden, wenn nicht noch ne bakterielle Geschichte dazu käme und er würde sich dann irgendwann wieder melden, wenn die Ergebnisse da seien. Dann ging er. Seinen Ärztekoffer lies er stehen. War heute nicht so ganz sein Tag. So nicht, nicht mit mir! Den nächsten Fall von Schweinegrippe melde ich direkt in der großen Kreisstadt Landsberg an. Vielleicht wissen die auch ein Mittel gegen diese Trampolin-Pest. Habe aber unter der Hand erfahren, dass sie davon ganz gut leben: Gehirnerschütterungen, gebrochene Schlüsselbeine, Ärmchen und Beinchen. Man will ja nur das Beste für die lieben Kleinen.

Also, es ist schon was los in Oberbayern, aber man muss sich selbst drum kümmern.

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Über den Autor:

Claus-Peter Schaffhauser
Quelle: Claus-Peter Schaffhauser

Claus-Peter Schaffhauser war in mehreren Unternehmen verschiedener Branchen (Elektronik – Siemens, Informationstechnologie – HP, Befestigungstechnik – HILTI) in unterschiedlichen Führungspositionen tätig (u.a. EDV, Logistik, Vertrieb, Revision). Er berät seit 17 Jahren Kunden verschiedener Branchen in der Optimierung von Logistikprozessen (Lieferantenanbindung, Aufbau- und Ablauforganisation, Reklamationsmanagement) und in der Baustellenlogistik (Optimierung letzte Meile). In seiner Freizeit schreibt er Kolumnen und arbeitet als Künstler.

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