Coaching als Erfolgsfaktor – Warum gerade neue Führungskräfte einen Sparringspartner brauchen

… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Die ersten 100 Tage zählen! So machen Sie ihre ersten 3 Monate als Führungskraft zum Erfolg“ von Volker Schneider.

5 bis 25 Prozent. So viele Personalentscheidungen werden innerhalb der ersten beiden Jahre vom Unternehmen oder von den neuen Führungskräften „korrigiert“. Die direkten und indirekten Kosten daraus belaufen sich im unteren und mittleren Management schnell auf ein Jahresgehalt. Bei oberen Führungskräften und im TOP-Management kommen dabei schnell 3 Jahresgehälter und mehr zusammen. Weitere 10 bis 15 Prozent der Neubesetzungen sind nach Meinung des Unternehmens unbefriedigend. Trotzdem wird an den Führungskräften festgehalten. Ob dies so ist, weil der Verantwortliche seine Fehlentscheidung nicht eingestehen will oder es eine freundschaftliche Beziehung zu dem Mitarbeiter gibt, ist unerheblich. Die daraus entstehenden direkten und indirekten Kosten lassen sich kaum kalkulieren. Nur eins ist sicher: sie sind immens.

Die Gründe liegen zum Teil an mangelhaften Auswahlprozessen. Den wesentlichsten Anteil am Scheitern oder der Unzufriedenheit haben aber die ersten 100 Tage. Ich habe in dieser Kolumne schon eine Vielzahl von Themen angesprochen, die über Erfolg oder Misserfolg der neuen Führungskraft entscheiden können.

Eine durchaus typische Coachinganfrage aus meiner erlebten Praxis: Die 100 Tage sind abgelaufen. Die Unzufriedenheit ist schon groß. Noch will man an der Führungskraft festhalten. Das Coaching wird als die „letzte Chance“ für die Führungskraft dargestellt. Im Coaching werden dann viele der wesentlichen Elemente aus den ersten 100 Tagen aufgearbeitet. Die Erfolgsaussichten sind durchaus hoch. Aber es kostet eben Zeit. Zeit, die in den ersten 100 Tagen schon einmal zur Verfügung stand, aber weitestgehend ungenutzt verstrichen ist. Besser ist, der neuen Führungskraft von Anfang an die Zusammenarbeit mit einem Coach zu ermöglichen.

Schon Hippokrates wusste: „vorbeugen“ ist besser als „heilen“.

Eine Führungskraft trägt viele „Hüte“ und muss im hochkomplexen Führungsalltag gleich mehrere Rollen ausfüllen – Rollen, deren Zielsetzungen sich häufig widersprechen.

Dabei ist sie jeden Tag einem Gestrüpp widerstreitender Interessen ausgesetzt. Es wird von oben und unten an ihr gezerrt und gedrückt, es werden Forderungen und Erwartungen erhoben, es wird kritisiert und zuweilen auch heftig intrigiert. Jede Situation ist anderes gelagert. In jedem Gespräch begegnet die Führungskraft einem Individuum, dessen Denken und Handeln durch jeweils andere Werte, Persönlichkeitseigenschaften und Interessen bestimmt sind.

Dabei darf die Führungskraft nicht zum Chamäleon mutieren. Sich ständig Gesprächspartnern und Situationen anzupassen wird nicht funktionieren. Im Gegenteil: Die Führungskraft soll auf der Basis eigener Werte und Führungsprinzipien in der Lage sein, die verschiedenen Interessen auszutarieren, ohne sich dabei zu verbiegen oder in ihrer Persönlichkeit beschädigen zu lassen. Damit dies gelingt, ist ein Prozess des Vor-und Nachdenkens notwendig. Und das meine ich ganz bewusst so, nämlich vor dem Handeln und nach dem Handeln denken. Heute höre und lese ich vor allem von Reflexion und Feedback. Wichtig, ohne Zweifel. Aber beides ist eine Rückschau. Betrachtet wird, was schon passiert ist. Ich stelle fest, dass zu wenig vorher nachgedacht wird. Anforderungen und Erwartungen sind heute immer mit immensem Zeitdruck versehen. Oft nicht wirklich notwendig, aber die Regel. Deshalb glauben Führungskräfte, keine Zeit zum Vordenken zu haben. Es wird reflexartig gehandelt, instinktiv und natürlich immer mit der Absicht, die Dinge richtig zu machen. Anschließend brauchen sie Unmengen Zeit, um Fehler und Schlechtleistung zu korrigieren, die gar nicht entstanden wären, wenn sie vorher ihren Verstand (also Denken) eingesetzt hätten. Und deshalb haben sie in der Folge noch weniger Zeit, um sich vorher Gedanken zu machen. Ein Teufelskreis.

Um diesen zu durchbrechen oder besser, erst gar nicht in diesen Teufelskreis zu geraten, braucht die Führungskraft einen intelligenten Sparringspartner. Einen, mit dem sie sich auf Augenhöhe austauschen kann. Doch das ist unternehmensintern schwierig: Die Kollegen auf derselben Hierarchieebene haben auch keine Zeit, stecken in ihren eigenen – oftmals gleichgelagerten – Problemen fest.

Externer Coach – der intelligente Sparringspartner als Wegbegleiter

Ein externer Coach entwickelt mit der neuen Führungskraft eine Roadmap, um den Gipfel zu besteigen, der da heißt: Erfolgreich als Führungskraft. Dabei werden die wichtigen Elemente der ersten 100 Tage nach Bedarf des Coachee intelligent gecoacht. Intelligent zu coachen heißt, die Intelligenzen der Führungskraft zu aktivieren und nutzbar zu machen. Sie sollte fähig sein, andere Interessen zu verstehen, Erlebnisse und Erkenntnisse zu abstrahieren, Wissen anzuwenden und Probleme zu lösen. Die Problemlösungen muss sie in Sprache gießen und kommunizieren können. Ein Beispiel: Vorgesetzte, Kollegen oder Mitarbeiter, vertreten zunächst einmal eine Position, eine Meinung oder Ansicht. Das Problem: Positionen sind eindimensional und lassen keinen Spielraum für wirkliche Lösungen. Eine Lösung ist erst möglich, wenn die Führungskraft hinter den „sichtbaren“ Positionen die verborgenen wahren Interessen erkennt.

Das intelligente Coaching bewirkt also, dass die Führungskraft sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst wird. Sie lernt sich selbst zu vertrauen und führungsintelligent zu handeln.

Als Fazit bleibt: Die ersten 100 Tage zählen! Mit Coaching machen Sie ihre ersten 3 Monate als Führungskraft zum Erfolg.

Dies ist nun die Abschlusskolumne meiner Serie „Die ersten 100 Tage zählen“. Es war mir eine große Freude, mein Wissen und meine Erfahrung zu diesen Themen mit Ihnen zu teilen.

Ihr Volker Schneider

P.S.: Wenn Sie dazu weitere Fragen haben oder sich mit mir austauschen möchten, freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme: info@volkerschneider.net.

Volker Schneider Profilbild

Zum Autor:

Volker Schneider ist Dipl. Betriebswirt, Speaker, Trainer und Coach. Er gilt als maßgebender Experte für Führungsintelligenz. Seine Karriere begann er im Polizeidienst als Streifenbeamter und Zivilfahnder. Danach wechselte er in die Wirtschaft, wo er lange Jahre erfolgreich in verschiedenen Geschäftsführerpositionen und als Vorstandsvorsitzender einer mittelständischen Aktiengesellschaft tätig war.

Heute ist er Inhaber eines Beratungsunternehmens und gibt sein Wissen zum Thema „Intelligenz führt“ in seinen souveränen und humorvollen Vorträgen weiter. In seinen fundierten Seminaren vermittelt der Experte, wie Führungsintelligenz als Antwort auf die Komplexität in Unternehmen aktiv zu implementieren ist. In seinen Coachings unterstützt er auf Augenhöhe Führungskräfte dabei, ihre Führungsrollen und ihr Führungsverständnis weiter zu entwickeln und ihre Mitarbeiter zu aktiven Mitgestaltern des Unternehmens zu machen. „Erfolgreiche Unternehmen brauchen intelligente Führungskräfte – keine Vorgesetzten“ ist seine Kernbotschaft.

Volker Schneider ist Professional Member der GSA – German Speakers Association. Weitere Informationen finden Sie auf seiner Website unter www.volkerschneider.net.

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