Corporate-Banking: Kampf um den Mittelstand – Firmenkundengeschäft auf Rekordniveau – keine Kreditklemme

Erstmalige Veröffentlichung des Corporate-Banking-Index von Bain & Company: Erträge und Gewinne der Banken im Firmenkundengeschäft auf Rekordniveau

Trotz anhaltender Eurokrise und verschärfter Regulierung erwirtschaften die Banken im Firmenkundengeschäft in Deutschland höhere Erträge und Gewinne als vor Ausbruch der globalen Finanzkrise. Der neu entwickelte Corporate-Banking-Index der internationalen Managementberatung Bain & Company gibt einen Überblick über Ertrags- und Profitabilitätstreiber und erklärt, warum immer mehr Banken dieses Geschäftsfeld ausbauen wollen. Der verschärfte Wettbewerb und Möglichkeiten zur Differenzierung sind ein zentrales Thema der neuen Bain-Studie „Corporate-Banking: Der Kampf um den Mittelstand“.

– Erträge liegen 53 Prozent über dem Niveau des Vorkrisenjahrs 2007
– Profitabilität stieg im gleichen Zeitraum um 46 Prozent
– Von Kreditklemme keine Spur: Kreditvolumen knapp 20 Prozent höher als 2007
– Aktuelle Risikofaktoren: Schwache Konjunktur und verschärfter Wettbewerb
– Zehn Erfolgsfaktoren ermöglichen Finanzinstituten, gegenzusteuern und im Kampf um den Mittelstand zu punkten

Das Gros der Finanzinstitute in Deutschland setzt mehr denn je auf das Firmenkundengeschäft. Die Großbanken drängen zunehmend in den Mittelstand, wo sich auch die Landesbanken neues Geschäft erhoffen. Sie stoßen dort auf die Konkurrenz von Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die sich aus ihrer starken Stellung in der Region heraus traditionell als Partner des Mittelstands positionieren. Und auch ausländische Finanzinstitute buhlen um die Gunst der Firmenkunden und locken das Rückgrat der deutschen Exportwirtschaft mit ihrer internationalen Vernetzung.

Der Kampf um einen Markt von über 25 Milliarden Euro

Die neue Bain-Studie „Corporate-Banking: Der Kampf um den Mittelstand“ analysiert den deutschen Corporate-Banking-Markt und verdeutlicht dessen Attraktivität. 2012 beliefen sich die Erträge auf 25,3 Milliarden Euro und lagen damit weit über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2007. Das Wachstum in diesem Markt und dessen Profitabilität misst Bain mit einem neuen Index, dem Bain-Corporate-Banking-Index. In der zweiten Jahreshälfte 2012 lagen Ertrag und Profitabilität 53 und 46 Prozentpunkte über dem Stand von Anfang 2007 (vgl. Abb. 1). Der wesentliche Grund für die hohe Profitabilität ist die seit 2010 deutlich rückläufige Kreditrisikovorsorge. Sie lag Ende 2012 nicht einmal bei 20 Prozent der Spitzenwerte im Rezessionsjahr 2009 (vgl. Abb. 2). Doch auch die bemerkenswerte Kostendisziplin der Banken und eine in der Folge rückläufige Cost-Income-Ratio von zuletzt durchschnittlich 39 Prozent gegenüber 44 Prozent Anfang 2007 haben die Ergebnisse verbessert. „Das Firmenkundengeschäft in Deutschland besitzt auch nach der Krise attraktive Ertragspotenziale und eine interessante Profitabilität“, fasst Walter Sinn, Partner bei Bain & Company und Leiter der Banking-Praxisgruppe im deutschsprachigen Raum, zusammen. „Eine Eigenkapitalrendite von 20 Prozent vor Steuern konnten 2012 nicht viele Geschäftsfelder im Banking erzielen.“

Die Bain-Analyse deckt aber auch Schwächen und kritische Faktoren auf. So stieg der Anteil des Zinsüberschusses an den Erträgen seit 2007 um vier Prozentpunkte auf 76 Prozent. Der Kredit ist und bleibt das Ankerprodukt bei Firmenkunden. Mit mehr als einer Billion Euro erreichten die Kreditengagements in Deutschland zuletzt Höchststände. „Der Anteil des Provisionsüberschusses an den Erträgen sinkt seit 2007“, nennt Bain-Partner Walter Sinn die Kehrseite dieser Entwicklung. „Die Bemühungen der Banken, das Cross-Selling anzukurbeln und Firmenkunden aus dem Kreditgeschäft heraus weiterzuentwickeln, laufen bislang häufig ins Leere. Zudem belastet die Finanzinstitute die Forderung der Regulierer, Kredite mit mehr Eigenkapital zu hinterlegen.“

Verschärfter Wettbewerb führt zu Margendruck

Im laufenden Jahr erschweren zwei Risikofaktoren das Corporate-Banking und belasten die Profitabilität: der wachsende Wettbewerb und die schwache Konjunktur im Euroraum. Die Quartalszahlen der Banken im deutschen Markt zeigen bereits erste Indikationen für eine steigende Kreditrisikovorsorge. Die entscheidende Herausforderung ist jedoch der verschärfte Wettbewerb. Denn dieser setzt nicht nur die Margen unter Druck, sondern birgt auch die Gefahr, dass sich die Portfolioqualität offensiv agierender Häuser verschlechtert. Bain nennt in der Studie zehn Erfolgsfaktoren, die es möglich machen, diese Herausforderung zu meistern und den Kampf um den Mittelstand zu gewinnen:

1. Kundenvertrauen (wieder)gewinnen, Kundenfokus leben
2. Risiko- und Portfoliomanagement konsequent betreiben
3. Cross-Selling erweitern und Vertrieb systematischer steuern
4. Transaction-Banking ausbauen
5. Finanzierungslösungen 2.0 anbieten
6. Unternehmer integriert betreuen
7. Unternehmen international begleiten
8. Verstärkte Regulierung als Chance nutzen
9. Digitalisierung vorantreiben
10. Qualität der Firmenkundenbetreuer stärken

Fortsetzung des Beitrags auf Seite 2

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?