Das Hotel Angerhof auf Erfolgskurs: Gelungenes Beispiel einer bayrisch-österreichischen Liason

Ein erfolgreicher Unternehmer: Chef und Besitzer des Hotels Angerhof in Sankt Englmar im Bayerischen Wald, Franz Wagnermayr im Gespräch. Er erzählt über sein Hotel und die Geschichte der Entstehung. Die persönliche Erfolgsstory eines Österreichers in Bayern.

Das neueste Projekt des Hotelbesitzers Franz Wagnermayer: Der Barfußweg der Sinne

Herr Wagnermayr wie ist es dazu gekommen, dass es Sie als Österreicher nach Bayern verschlagen hat?

Das ist richtig. Ich bin Österreicher, 63 und stamme aus dem Bezirk Scherding in Oberösterreich. Meine Eltern hatten ein Wirtshaus in Harschbeng, insofern führe ich ihre Tradition weiter. In meinen jungen Jahren bin ich mehrere Jahre durch Europa getingelt und habe dort Erfahrung gesammelt. Mein Weg führte über England und Frankreich und die letzte Station war dann Sankt Englmar. Warum, weil ich dort meine wunderbare Frau kennengelernt habe. Meine Frau kommt aus dem Ort Grün in Niederbayern und wollte nicht nach Österreich. Mein Ziel war mich selbständig zu machen und dann haben wir diesen Schritt gewagt und uns ein Grundstück gefunden. Damals konnten wir uns keine Vollexistenz leisten und haben uns das Grundstück gekauft um dort ein Privathaus zu bauen. So hat alles begonnen und dann hat‘s wirklich geklappt. Dann habe ich mich als Ausländer an die bayerische Regierung gewandt, habe mein Projekt vorgestellt um mir ein Existenzgründerdarlehen zu besorgen. Sie können sich vorstellen, dass es gar nicht so einfach war. Das war damals schon ziemlich schwierig, dass man überhaupt eine Bank findet, die genug Mut hatte einen Jungunternehmer zu unterstützen, aber es hat dann doch geklappt und wie man jetzt sieht hat sich das Ganze sehr gut entwickelt. Auch die Förderstation der Regierung von Oberbayern war froh, dass die Saat aufgegangen ist.

Ich habe da vor mir eine gut gestaltete Broschüre des Hotels da ist gleich auf Seite 2 die Geschichte von 1985 bis 2011 dargestellt und wenn ich mir die Fotos so anschaue, dann sehe ich dass das Hotel auf einem Expansionskurs ist und von Jahr zu Jahr immer mehr ausgebaut wurde. Begonnen hat alles 1985 mit einem fast schon beschaulichen Haus. Ich würde fast sagen es schaut aus wie eine Pension oder ein Privatzimmervermieter.

Ja wir haben uns damals schon Hotel genannt, obwohl wir am Anfang nur 13 Zimmer hatten. Aber da ich damals als Oberkellner und Barkeeper gearbeitet habe, habe ich mir schon damals eine Hotelbar geleistet. Diese Bar haben wir natürlich als Bistro verkauft und die Einheimischen waren total froh über die etwas modernere Gestaltung der Hotelbar bzw. des Bistros. Das Bistro hat „Servus“ geheißen, ich habe mir den Namen ausgedacht, weil ich aus Österreich stamme. Ich habe mich sehr gefreut, dass die ganze Dorfjugend und die Jungunternehmer sich alle bei mir getroffen haben. Ich brauchte also keinen anderen Stammtisch zu besuchen, weil alle zu mir gekommen sind und die Erfahrungen habe ich natürlich von denen allen aus erster Hand mitgekriegt.

War Sankt Englmar damals schon eine Tourismusgemeinde oder war das der Beginn des Tourismus?

Nein, der Beginn war eigentlich vor 30 – 40 Jahren. Vor 40 Jahren hat eigentlich schon das Sporthotel in dem ich als Oberkellner tätig war begonnen. Das waren die Flagschiffe vom Bayerischen Wald und dann haben wir große Hotels gekriegt eines mit 1400 und ein anderes mit 400 Betten und dann ist ein richtiger Schub entstanden. Leider haben die in der heutigen Zeit nicht mehr nachjustiert und drum ist es bei denen ein bisschen ruhiger geworden. Ich bin immer der Meinung, dass es sehr wichtig ist, dass man eine gute Zusammenarbeit mit der Region hat.

Dafür ist es ein bisschen lauter geworden bei Ihnen im Hotel. Das kleine Hotel ist zum großen Hotel geworden.

Ja wir haben uns natürlich ganz gut entwickelt und haben jetzt 140 Betten, 70 Mitarbeiter und eine Auslastung von über 70 %. Wir sind halt sehr kreativ, deswegen haben wir sehr viele Preise gewonnen. Der größte Erfolg war natürlich, dass wir bei der Stiftung Warentest den ersten Preis gewonnen haben. Das war natürlich einzigartig.

Herr Wagnermayr Sie führen ein Familienbetrieb, das heißt also ihre Familie arbeitet voll mit aber sie haben auch eine große Zahl von Mitarbeitern. Wo kommen Sie her?

Also wir haben 70 Mitarbeiter und haben jetzt natürlich dementsprechend für unsere Mitarbeiter Wohnungen eingerichtet. Ich habe ein altes Kloster gekauft und dann haben wir das umgebaut als Personalwohnungen und seitdem wir unsere Mitarbeiter gut unterbringen, haben wir auch keine Probleme neue Mitarbeiter zu locken. Wir zahlen auch gut und haben mittlerweile auch einen österreichischen Küchenchef der natürlich mit Mehlspeisen und mit der Küche aus der Region unsere Gäste verwöhnt.

Herr Wagnermayr ich habe das Gefühl die Mitarbeiter fühlen sich bei Ihnen besonders wohl. Alle machen ein freundliches Gesicht. Es wird gelächelt. Man wird freundlich angesprochen und alle strahlen eine gewisse Fröhlichkeit aus. Sie auch natürlich, dadurch glaube ich das ist irgendwie ansteckend.

Meine Devise war immer man muss Spaß haben am Beruf und das merkt man bei unseren Mitarbeitern schon und das kriege ich natürlich auch von den Gästen immer bestätigt. Wir haben einen sehr intensiven Fragebogen und ich gehe jeden Tag von Tisch zu Tisch und höre mir die Gäste und die Wehwehchen an und dann kann man ganz schnell handeln und auch bei den Mitarbeitern ist das genauso. Ich bevorzuge eine offene Kommunikation und rede mit meinen Mitarbeitern. Man ist ständig mit ihnen zusammen und dann hat man natürlich auch Spaß bei der Arbeit.

Trotzdem weiß ich dass es im Gastgewerbe nicht leicht ist. Man braucht eine gute Ausbildung. Zum Thema Ausbildung. Bilden sie selbst aus oder holen Sie selbst lieber Mitarbeiter die schon mit einer gewissen Ausbildung kommen?

Also wir bilden sehr viel aus. Wir haben ja mittlerweile schon 130 Lehrlinge ausgebildet und natürlich sind die Lehrlinge vom Angerhof europaweit sehr gefragt. Mittlerweile wird es ein bisserl schwieriger, weil die jungen Leute immer weniger werden und die Nachfrage nach Lehrlingen immer größer wird. Dann sind da natürlich die unregelmäßigen Arbeitszeiten. Das spielt schon eine Rolle aber wir versuchen natürlich, dass die eine supergute Ausbildung bekommen. Wir arbeiten nicht mit Convenience bei uns wird alles frisch gemacht. Von der Wäscherei angefangen bis hin zur Etage wird den Lehrlingen eine gründliche Ausbildung angeboten.

Ihr Haus ist nicht nur für das gute Bier berühmt. Ich bin auch an der Weinbibliothek vorbeigelaufen, deswegen wollte ich Sie fragen, ob der Wein auch so ein Thema in Ihrem Haus ist?

Ja in einem Wellnesshotel geht es ja ums Wohlfühlen und der Genuss gehört auch zum Wohlfühlen dazu und dann ist es ja selbstverständlich, dass wir auch sehr gute Weine haben. Unsere Weine kommen aus ganz Europa. Da haben wir eine so große Vielfalt an Weinen und natürlich darf der österreichische Wein auf keinen Fall fehlen. Wir haben ca. 20 verschiedene Weine aus Österreich und die kommen bei unseren Gästen sehr gut an.

Viele Weine haben Auszeichnungen bekommen, aber auch sie als Hotel haben Auszeichnungen bekommen und zwar eine ganze Menge. Wie ist denn das, muss man sich da bewerben oder wird man automatisch nominiert und bekommt dann einen Orden oder eine Urkunde oder wird vom Staatsminister besucht oder von einem anderen Regierungsmitglied und kriegt dann entsprechende Lobeshymnen und auch entsprechende Auszeichnungen überreicht.

Das ist ganz verschieden Bei manchen wird man dazu geschubst mit den Worten „du könntest dich doch auch mal bei uns bewerben“ und dann tut man es natürlich und jetzt mittlerweile haben wir ein bisserl Blut geleckt, weil wir fast jedes Jahr ein bis zwei Auszeichnungen kriegen. Das tollste war eigentlich, dass wir von der Stiftung Warentest die Auszeichnung „gut“ bekommen und als Beste abgeschnitten haben und das hat uns natürlich einen großen Schub gegeben. Da haben wir eine Gästeflut gekriegt dass wir uns fast nicht mehr retten konnten.

Sie haben ständig neue Ideen. Es geht wieder weiter man ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus. Im Gegenteil Sie machen etwas und haben uns heute etwas sehr schönes vorgestellt nämlich einen Barfußwanderweg und es war gar nicht so leicht für manche mit den nackten Sohlen über spitze Steine oder über Glasflächen zu gehen Verraten Sie uns bitte wer hatte denn diese Idee Sie oder ihre Frau?

Der Gedanke kreiste bei mir schon ewig. Ich wollte eigentlich einen Park der Sinne machen. Dafür habe ich leider keine Genehmigung gekriegt, weil hier eine geschützte Fläche ist, aber da habe ich jetzt mit der Regierung auch eine Lösung gefunden. Ich habe denen eine Ausgleichsfläche gekauft und durfte mich jetzt dort ein bisschen entfalten. Dadurch ist der Barfußweg entstanden. Ich sag immer wieder als Wellnesshotel muss man die Gäste ein bisschen bewegen und das ist die Idee sie in die Natur rauszulocken und da habe ich halt so verrückte Ideen gehabt. Einen Teil gibt’s die steinerne Glasstraße, weil die Glasstraße über St. Englmar führt. Dann geht dies weiter, wir haben über 80 verschiedene Materialien verarbeitet und das Gelände ist über 50.000 m2 groß und da haben wir einen Fitnesspark und Outdoor Fitnessgeräte eingebaut. Geschicklichkeit und Bewegung ist gefragt und man kann die Stille und die schöne Aussicht vom bayerischen Wald dabei genießen. Der Barfußweg und die Wellnessanlage sind öffentlich zugänglich. Das ist eine geile Kombination. Der Eintritt zum Barfußweg wird ca. 6 Euro pro Person kosten, weil man den Weg eigentlich unter Anleitung machen sollte. Man kann ihn auch ohne Anleitung  begehen und dann ist es ein bisschen günstiger. Die Tagesgäste können auch die Wellnessanlage für 39 Euro besuchen. Für die Hotelgäste ist natürlich alles kostenlos.

Wie hoch war die Gesamtinvestition für den Barfußweg?

Die Gesamtinvestition betrug 250.000 Euro. Da ist aber sehr viel Eigenleistung mit dabei. Wenn man das im groben nimmt dann liegt es schon bei 350.000 Euro.

Wer etwas für seine Fußsohlen und seine Reflexzonen tun möchte, der geht dann natürlich am Tag ein- oder zweimal den Barfußweg. Zurück hat man dann auch noch einige Fitnessgeräte, an denen man sich auch noch austoben kann und nachher geht’s zum Wellness. Also gibt es viele Gelegenheiten für die gute Gesundheit zu sorgen. Wo man auch Haltmachen kann das ist natürlich bei der neuen Hackschnitzelstation. Sie sorgen als Unternehmer für den Wohlstand in der ganzen Gegend. Also für die Energie die preisgünstig ist wird auch gesorgt.

Ja wir versuchen natürlich, dass wir in punkto Nachhaltigkeit auch mithalten können und dass wir einfach vom Öl wegkommen und das haben wir Gott sei Dank bis jetzt geschafft. Wir verwenden kein Öl mehr und heizen mit Hackschnitzeln. Das tut der Region gut, das tut unseren Kleinbauern gut, weil die ein Zusatzeinkommen haben und es tut auch meinem Geldbeutel gut, weil wir doch momentan 60 – 70.000 Euro im Jahr einsparen können. Geld, das wir gut für die nächsten Investitionen brauchen können.

Herr Wagnermayr ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen noch weiterhin viele Erfolge, viele Gäste und das Ihr Imperium weiter wächst.

Das Interview führte Justyna Weber
 

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