Das Kolumnending: Weg mit dem Bettlerpack!!!

… aus der wöchentlichen Kolumne von ElSchnuppero.

Seien wir doch mal ehrlich: Wer von uns sieht sich denn gerne mit der grausamen Realität konfrontiert? Und das auch noch beim schönsten und beliebtesten Zeitvertreib – dem Shoppen. Tingeln wir entspannt durch die Einkaufszonen dieser Republik, um die hart erarbeiteten Moneten wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen und uns den Edelstahlnudelallzweckheber zu erstehen. Aber plötzlich ein Riss in unserer schönen, warmen Einkaufswelt: Ein Bettler. Er hockt am Straßenrand, auf einem alten und zerfetzten Kissen und streckt uns mit leicht zitternden Armen seinen Almosenbecher entgegen, in dem einige Kupfermünzen ihr trauriges Dasein fristen. Hui, ist das unangenehm. Schnell zur anderen Straßenseite schauen. Ahhh, das ist besser. Das neue Happy Meal-Plastikspielzeug bringt uns schnell auf andere Gedanken.

Ein ganz normaler Vorgang…
Bild: http://www.sxc.hu/

Genauso wird es wohl auch der Bundesregierung gegangen sein, als sie das erste Mal einen Blick in die diesjährige Vorlage zum Armuts- und Reichtumsbericht geworfen hat. Dort stand nämlich drin, dass es in Deutschland Probleme bei der sozialen Gleichheit gäbe. Dass diese gar nicht existiere. Dass es über vier Millionen Menschen gäbe, die für einen Stundenlohn von weniger als 7 Euro schuften. Dass die Löhne im Niedriglohnsektor immer weiter fallen, während die Spitzenlöhne weiter steigen. Das sind natürlich alles Nachrichten, die so ganz und gar nicht ins heile Welt-Bild von CDU/CSU und FDP passen. Also entschloss man sich dort kurzerhand den Armuts- und Reichtumsbericht in Wohlstandsbericht umzufunktionieren. Resultat: Eine Menge Zahlen mit Kuschelfaktor.

So konnte man beispielsweise in der ersten Variante noch lesen: „Während die Lohnentwicklung im oberen Bereich positiv steigend war, sind die unteren Löhne in den vergangenen zehn Jahren preisbereinigt gesunken. Die Einkommensspreizung hat zugenommen.“ Diese verletze „das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung“ und könne „den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden“. Stattdessen wird nun angeführt, dass sinkende Reallöhne „Ausdruck struktureller Verbesserungen“ am Arbeitsmarkt seien. Denn zwischen 2007 und 2011 seien im unteren Lohnbereich viele neue Vollzeitjobs entstanden und hätten Erwerbslose so eine Arbeit bekommen.

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