Das Kolumnending: Weg mit dem Bettlerpack!!!

Dass gerade diese Vollzeitjobs den jeweiligen Arbeitnehmern einen Lohn von ca. 5-7 Euro bringen, wurde mal weggelassen. Schließlich ist der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet, wenn man die Wahrheit über das eigene Versagen schreibt. Die Lüneburger Landeszeitung hat das wahrlich treffend umzeichnet: „Vielleicht hätte das Arbeitsministerium den `Armutsbericht´ in `Wohlstandsreport´ umtaufen sollen, um der FDP-Sicht auf die Welt Genüge zu tun. Doch Hofberichterstattung anstelle einer kritischen Bestandsaufnahme ist nicht nur in Wahlkampfzeiten skandalös. Zu jeder Zeit ist es alarmierend, wenn die Herrschenden die Wirklichkeit ausblenden. Denn es wächst die Wahrscheinlichkeit, dass das Problem, vor dem sie die Augen verschließen, in eine Krise mündet. Die Torheit der Regierenden verleitet sie dazu, sich die Welt weichzuzeichnen. Mit derart getrübtem Blick empfehlen sie dann Hungernden, sie mögen doch Kuchen essen. Und sie übersehen, dass die Rückkehr der Armut den sozialen Frieden untergräbt – und damit auch die Basis des Wohlstandes der Besitzenden.“

Auf diesen Vorgang angesprochen, flüchtete man sich auf Regierungsseite wie immer in wahrhaft wehrhafte Floskeln: FDP-Chef und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler hatte nach Bekanntwerden der ersten Fassung wissen lassen, dass der Bericht nicht „der Meinung der Bundesregierung“ entspreche. Die Liberalen störte vor allem die Aussage, dass die gesellschaftliche Spaltung größer werde.

Irgendwie aber auch verständlich, oder? Wer von uns würde sein eigenes Führungszeugnis nicht auch gern einmal in die Finger bekommen, um dann dort ein paar kleinere Schönheitsfehler auszumerzen. Klingt doch plausibel. Allerdings muss man da doch ein wenig unterscheiden: Von meinem Führungszeugnis hängen nämlich verdammt nochmal keine Schicksale ab. Ich werde nicht dafür bezahlt, ein Land zu leiten und den Menschen dort zu dienen. Ich wurde nicht gewählt, um 80 Millionen Individuen ein würdevolles Dasein zu bescheren und zu verhindern, dass bereits kleine Kinder hungern müssen, weil den Wirtschaftsweisen an der Spitze dieses Landes die eigene Unfähigkeit zuwider läuft.

Das wahrhaft Traurige an diesem Umstand ist jedoch, dass die Verantwortlichen dies auch noch straffrei tun können. Da wünscht man sich manchmal dann doch ins Springfield der Simpsons, um dort den fackelschwingenden Mob zu unterstützen.

In diesem Sinne

gez.: ElSchnuppero

 

Update: Statistikfans sei dieser Artikels des Spiegels nahe gelegt. Dort wird noch einmal differenziert untersucht, wie es sich mit den Einkommens- und Vermögensverhältnissen – und natürlich auch mit dem Armutsbericht der Regierung – verhält.

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