Der ewige Entertainer – Show must go on

… aus der wöchentlichen Kolumne „Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner“ vom Speaker, Trainer, Impro-Comedian und Moderator Ralf Schmitt. Nachdem Sie im vergangenen Beitrag erfahren haben, warum Sie gefälligst mehr Respekt in der Mail walten lassen sollten, geht heute um den Kollegen Mr. Entertainer.

Humor ist mir wichtig

Liebe Leser, heute möchte ich Ihnen einen Kollegen-Typus vorstellen, der durch seine charakterliche Unreife besticht. Und ich möchte gleich vorneweg erwähnen, dass ich sehr gerne lache. Ja, ich würde sogar behaupten, Humor ist mir wirklich wichtig. Allerdings sollte er wohl dosiert und der Situation angemessen sein. Leider tauchen immer wieder Kollegen auf, die weder ein Gespür für die Situation haben noch für die Dauer ihrer Witzeleien. Ich rede von den von mir so getauften „ewigen Entertainern“.

Dann platze ich mal

Als am schlimmsten empfinde ich dabei nicht die Witze und Floskeln an sich – allerdings sind sie weder geistreich noch originell –  sondern, dass sie nicht wirklich variieren, einfach nur in jeder (un)möglichen Situation wieder aufs Neue ausgepackt werden. Ein Beispiel, es vergeht kein Abend an dem ewige Entertainer das Büro ohne „Tschüssikowski“, Tschö mit Ö“ oder „Ciao Kakao“ verlassen. Ein Laptop ist nie einfach nur ein tragbarer Computer. Nein, er ist immer ein Schlepptop. Ist das nicht niedlich … Kein Meeting vergeht, ohne das der ewige Entertainer die abzusitzende Zeit verlängert, indem er schon bei der Aufforderung des Chefs, Platz zu nehmen mit „dann platze ich mal“ kontert.

Allergie gegen alles Ruhige

Kaum hat der Vorgesetzte den ersten Satz beendet, fasst unser unterhaltsamer Freund die Quintessenz in einem Liedchen zusammen und trällert in Fußballhymnen-Manier zur Melodie von „Olé, Olé“ das Gesagte vor sich hin. Die Außenwirkung ist ihm dabei wirklich wichtig. Meist lachen die Anwesenden auch – mit Ausnahmen. Es dauert in der Regel nur wenige Minuten, bis er zum nächsten Schlag ausholt und sich wieder – sachlich ausgedrückt – „einbringt“. Manchmal mache ich mir heimlich die Freude, zähle still die Sekunden und sage voraus, wann er wieder einen zum Besten geben wird. Und was hat er von dem ganzen? Er bekommt immer wieder das, was er am meisten braucht: Aufmerksamkeit. Ich will nicht sagen, dass er süchtig danach ist, das wäre mir zu einfach, aber irgendetwas in ihm braucht den „schlechten“ Witz wie der Teufel frische Seelen. Es scheint so, als hätte der ewige Entertainer eine Allergie gegen alles Ruhige, Gelassene oder Ausgeglichene. Er ist der Hofnarr jeder Abteilung.

Der ewige Entertainer – Diplomatie ist bei ihm nutzlos

Dieser Typus hat, um es mal ganz wald-und-wiesen-psychologisch auszudrücken, noch keinen Kontakt zu seinem „Erwachsenen-Ich“ aufgenommen. Er bleibt immer das rebellische, spielende Kind. Deshalb finden hier Regeln, die auf gesundem Menschenverstand setzen, keine Anwendung. Mein Tipp für den Umgang: Werden Sie deutlich! Diplomatie ist bei ihm nutzlos. Entwickeln Sie eine Zero-Tolerance Haltung und sagen Sie laut und deutlich: „Halt die Klappe!“

Gehören Sie etwa zu der Spezies, die gerne mit den immer gleichen Witzchen und Floskeln die Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte oder wie Sie sagen würden „den Büroalltag ein wenig aufpeppen“? Mein Tipp:  Lernen Sie, einfach einmal die Klappe zu halten und sich aus dem Fokus zu rücken. Die Show wird auch ohne ihr Unterhaltungsprogramm weiter gehen.

Ralf Schmitt, Kollegen
Experte für Spontaneität, Improvisation und Interaktivität. (Foto: © Ralf Schmitt)

Über Ralf Schmitt:

Ralf Schmitt arbeitet seit mehr als 15 Jahren erfolgreich als Speaker, Trainer, Impro-Comedian und Moderator. Er gilt als Experte für Spontaneität und Interaktivität, hat die Methode der Navituition® entwickelt und ist Mitglied der German Speakers Association. Schmitt ist branchenübergreifend tätig und kennt die deutsche Wirtschaftslandschaft aus dem Effeff. Seine inhaltliche Mitarbeit im Vorfeld und seine Auftritte bei unzähligen Tagungen und Kongressen geben ihm eine externe Sichtweise auf innerbetriebliches Geschehen und Veränderungsprozesse in Unternehmen verschiedener Größenordnungen. Darüber hinaus ist er Autor der Bücher „Ich bin total spontan, wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt“ und „Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner“.

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