Der große IT-Hype: Cloud Computing – Kommentar von Angelo Zenz

Nach einem kurzen Winter will es in diesem Frühling einfach nicht regnen, die Landwirte fürchten um ihre Ernte, aber endlich ziehen wenigstens regional ein paar Wolken auf, mit Feuchtigkeit beladen zum Segen der Natur.

Gleiches könnte man aus der IT-Branche hören, denn nach den langen Dürren Business Intelligence, Grid-Technologie und SOA soll nun Cloud-Computing den lange erwarteten Landregen und damit zusätzlichen Aufschwung bringen. Die Wolke wurde schon vor Jahren als Symbol für das Internet verwendet, sie ist uns vertraut. Darum glaubt auch jeder, Cloud-Computing zu verstehen und doch bleibt genügend Spielraum für Interpretationen. Diese wohldosierte Unschärfe in der Namenswahl ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Hype.

Treiber für die nächste Welle der Bedarfsweckung sind natürlich die Anforderungen an die sogenannte mobile Gesellschaft, denn every time and every where ist einfach geil. Man weiß zwar nicht, zu was man das wirklich braucht, aber wenn man es hätte, gäbe es schon eine Art von Freiheit. Außerdem müssen die enormen Rechenkapazitäten der Telco-Anbieter und der Internetgiganten Microsoft, Google und Amazon, sowie Bandbreiten unserer Glasfaserverkabelung in den Ballungszentren besser ausgelastet werden.

Oder steckt dahinter doch ein Paradigmenwechsel? Ist der Laptop dem Tode geweiht, erwartet den Notebook ein Siechtum und wird es Softwarepackages nicht mehr in der Schachtel mit Papier und Datenträger, sondern nur noch als virtuelles Nutzungsrecht geben und bezahlen wir nur noch das, was wir auch verwendet haben mit Monatsrechnung nach Nutzungsdauer. Das könnte dann schon bedeuten, dass die Nutzung einer Tabellenkalkulation nach der Anzahl der benötigten Spalten und Zeilen zu vergüten ist, die Verwendung komplexer Formeln wird als Zuschlag berechnet. Auch die so geliebten Speichermedien, von der DVD bis zum Terrabyte-Laufwerk haben bald ausgedient, nicht nur die Anwendungen, auch die Daten kommen aus der Cloud und gehen auch wieder dorthin, sicher verschlüsselt, unkopierbar, auf viele Pakete verteilt und nur vom Eigentümer selbst und der Terroristenabwehr der American Intelligence auswertbar. Nur der USB-Stick könnte als Übertragungsmedium zu Non-Cloud-Devices eine Überlebenschance haben. Ob die Anwender das so wollen?

Die Zukunft von Cloud-Computing könnte uns aber von einer Plage erlösen. Die trotz des intakten Moore’schen Gesetzes auch bei neuester Hardwaretechnologie extrem langen Anlaufzeiten vom Einschalten des PC’s bis zu seiner Arbeitsbereitschaft, den sog. „Bill Gates Gedächtnisminuten“ könnten nun doch bald der Vergangenheit angehören. Google kündigt mit ihren ver-Chrome-ten Rechentafeln, den Tablet-PCs Startzeiten von 8 Sekunden an. Das Betriebssystem wird bis auf die nötigsten Funktionen auf den Browser reduziert, die Programme kommen aus dem Internet, hier sicher das Google’sche Rechenzentrum, auch die Daten werden dort sicher gehostet. Samsung und Acer haben dafür eigene Mini-Laptops entwickelt, die ab Juni in den USA auf den Markt kommen werden. Über VM Ware lässt sich mit diesen schnellen Winzlingen auch ein virtuell nachgebildeter PC im Rechenzentrum nutzen, der Daten aus der Schutzzone des Unternehmens nutzt und dort auch wieder zurückspeichert. So ein Modell könnte erfolgreich sein.

Ihr  Angelo W. Zenz

 

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