Der Nordpool: Bewerber auf Empfehlung – Interview mit Martin Gaedt (Teil 3)

Der aktuelle Nachwuchs- und Fachkräftemangel in Deutschland nimmt gerade in wirtschaftlich guten Zeiten einen sehr hohen Stellenwert ein. Die Deutsche Wirtschaft leidet hierunter teilweise massiv, was auch auf uns als Land und Gesellschaft enorme Auswirkungen hat.

Um dieses Thema näher zu betrachten, haben wir uns mit Martin Gaedt, Gründer und Geschäftsführer der Younect GmbH, zu einer 3teiligen Interviewreihe zusammengesetzt. Im 1. Teil des Gesprächs haben wir uns mit der Abwanderung von Jung- und Nachwuchskräften aus strukturschwachen Regionen auseinandergesetzt. Im 2. Teil ging es über Metropolregionen, die ebenfalls den Fachkräftemangel spüren und wie hier Lösungen aussehen können. Im heutigen 3. Teil stellen wir Ihnen den „Nordpool“ vor.

 

1. Herr Gaedt, im 3. Teil unseres Interviews wollen wir uns über den NORDPOOL unterhalten. Was hat dies mit Jung- und Fachkräfte zu tun?

Wer weiß am meisten über Schüler? Jugendleiter, Lehrer, Schülervertreter. Diese Mentoren kennen Schüler häufig etliche Jahre, kennen deren Stärken, Interessen und das Entwicklungspotenzial. All dieses informelle Wissen geht verloren, wenn ein Schüler sich ohne seine Mentoren auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz oder Dualem Studium macht. Der NORDPOOL bietet Jugendleitern, Lehrern und Schülervertretungen die Chance, ihren Schützlingen eine Referenz zur fundierten Ausbildung der NORD/LB mit auf den Weg zu geben.

2. Sprechen wir hier über ein Bewerberportal oder eher über eine Bewerber-Community?

Es ist ein Bewerberportal, das der Einladung begabter Schüler dient. Schüler wissen häufig nicht, dass sie bei der NORD/LB ein Duales Studium absolvieren oder eine Ausbildung zum Koch / zur Köchin machen können. Die Mentoren fungieren für die NORD/LB als Multiplikatoren. Der NORDPOOL nutzt deren informelles Wissen über Schüler, damit letztendlich hervorragend passende Schülerinnen und Schüler zur hervorragenden Ausbildung in der NORD/LB finden. Es geht um qualifizierte Empfehlungen.

3. Wie funktioniert der NORDPOOL?

Jugendleiter, Lehrer oder Schülervertreter können Schüler zum NORDPOOL einladen. Wenn ein Schüler die Einladung annimmt, stellt er sein Profil selbstständig ein und sein Mentor kann ihm eine Referenz dafür schreiben. Mit dieser Referenz durchläuft der Bewerber das normale Bewerbungsverfahren der NORD/LB. Die NORD/LB hat die Referenz als zusätzliches Qualitätsmerkmal in der Bewerbung. Eine persönliche Note zwischen all dem schriftlichen Einerlei.

 

4. Wie Sie erwähnt haben, ist der NORDPOOL ein Projekt der NORD/LB. Müssen Unternehmen zukünftig eigene Pools aufbauen, um gut ausgebildete Nachwuchs- und Führungskräfte zu erhalten?

Mehr Bewerber werden es nicht. Bis 2020 gehen Statistiker und Demografen von bis zu 20% weniger Schulabgängern aus. Unternehmen müssen sich überlegen, wie sie gezielter an den Nachwuchs herantreten. Die NORD/LB ist unter Schülern nicht allzu bekannt, aber in Hannover und Braunschweig bestens vernetzt mit vielen Schulen und Vereinen. Dieser Umstand stellt eine große Ressource dar, die sich der NORDPOOL nutzbar macht. Es gibt nicht zu wenig Initiativen, Bewerbermessen und Online-Plattformen sondern fast zu viele, um einen guten Überblick zu behalten. Der NORDPOOL bündelt vorhandene Initiativen.

5. Welche Alternativen sehen Sie hierzu noch?

Es gibt Ressourcen, die viele häufig übersehen: Das sind die „Silbermedaillen-Gewinner“, wie in den ersten beiden Teilen dieses Interviews dargestellt. Die zweit- und drittplatzierten Bewerber, die auch sehr hohe Qualifikationen vorweisen können. Eine Aussage über deren Fähigkeiten erhält durch eine persönliche Einschätzung einer Fachkraft eine enorme Wertsteigerung. Jeder Schüler ist in der Schule in AGs aktiv, beim Sport, in der Kirchengemeinde, bei Jugend forscht, Jugend debattiert, Jugend musiziert, Jugend… Und überall werden diese Schüler durch Mentoren begleitet. Mentoren- und Patenprogramme wie „ROCK YOUR LIFE“, „Die Komplizen“ u.v.a. sprießen aus dem Boden. Das finden wir super. Ein Unternehmen kann das alleine gar nicht alles leisten. Die Zauberworte sind Zusammenarbeit, Kooperation, Kollaboration.

Vielen Dank Herr Gaedt für das interessante Gespräch und die Einblicke in ein sehr aktuelles Thema. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg, gerade bei der Förderung unseres Nachwuchses in Deutschland.

 

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO & Geschäftsführer der FOMACO GmbH).

 

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