Deutsch-Französische Esskultur

Treize à table n’est à craindre qu’autant qu’il n’y aurait à manger que pour douze (Alexandre Balthasar Laurent Grimod de la Reynière).

Eine wunderbare Reise in die europäische Esskultur – auf Spurensuche.

Die Klischees um die deutsche und die französische Küche sind sehr unterschiedlich verankert. Um die Entstehung von Esskulturen zu verstehen, muss man weit in die Vergangenheit reisen. So hatten oft Kriege großen Einfluss auf die Veränderung einer Esskultur.

Luther schrieb beispielsweise 1534: "Es muss aber ein jeglich Land seinen eigen Teufel haben. Unser deutscher Teufel wird ein guter Weinschlauch sein und muss Sauff heissen, dass er so durstig und hellig ist, der mit so großem Saufen Weins und Biers nicht kann gekühlet werden. Und wird ein solcher ewiger Durst Deutschlands Plage bleiben bis an den jüngsten Tag". Der dreißigjährige Krieg warf Deutschland auf den Stand eines Entwicklungslandes zurück und zerstörte viele mittelalterliche Traditionen. Dies dürfte in Deutschland zu einer kompletten Veränderung der Ess- und Kochsitten geführt haben.

Ca. 200 Jahre später folgte die Industriealisierung der Nahrung. Es gab Bier und Zucker aus großindustrieller Fertigung und mit der Margarine trat ein völlig neues Produkt in Erscheinung.

Die Gründung des Zollvereins im Jahre 1834 im deutschen Raum waren die Voraussetzung für den Wirtschaftsaufschwung und die Überwindung des Hungers.

Die Gründung des deutschen Reiches war der Grundstein für die Hochindustrialisierung. Deutschland als Land der Bauern wurde zum Land der Arbeiterklasse. Die Industrialisierung führte zu einem enormen Bevölkerungsanstieg. So stieg die Einwohnerzahl in der Stadt Essen beispielsweise von 20.000 im Jahre 1861 auf 130.000 im Jahre 1905. Da auch Frauen in den Fabriken arbeiteten, gar es immer weniger Zeit für die Speisenzubereitung. Die Folge war der Verlust eines traditionellen Küchensystems und der Sieg der Nahrungsmittelkonservierung. Der starke Bevölkerungsanstieg führte zu der planmäßigen, wissenschaftlichen Entstehung der Margarine. Der haltbare, billige Butterersatz wurde nach langwierigen Versuchen vom Franzosen Mège Mouriès entwickelte. 1869 kam die Margarine in Frankreich auf den Markt und eroberte kurze Zeit später auch den deutschen Markt.

Welches Fazit lässt sich heute herleiten?

Zwischen dem Jahr 1850 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges gab es in der europäischen Ernährung sehr vielschichtige Entwicklungen. Die Nahrungsindustrialisierung war ein Massenphänomen, aber der Hunger wurde damit überwunden.

Eine Entfremdung von Traditionen führte zu einer besseren Grundversorgung. Basam Tibi (deutscher Politikwissenschaftler) entfachte mit der Frage "Europa ohne Identität?" eine intensive Diskussion.

Nehmen wir die Esskultur als Aspekt einer Antwort, kann man sagen, die Deutschen und die Franzosen essen einfach viel zu gern. Daher wäre der Verlust von spezifischen Identitäten nur möglich, wenn regionale Besonderheiten der Nahrungskultur verloren gingen.

 

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