Deutscher Zukunftspreis 2012: Räumliches Hören, IT-Sicherheit, brilliante Videos, Radaraugen im All

In Anwesenheit zahlreicher Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaft erhielt das Team vom Institut für Physik und Exzellenzzentrum für Hörforschung, Universität Oldenburg und der Siemens AG, München, für ihr Projekt „Binaurale Hörgeräte – räumliches Hören für alle“ den Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation.

Dr.-Ing. Torsten Niederdränk, Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier und Prof. Dr. Volker Hohmann (v.l.n.r.) / Bild: Deutscher Zukunftspreis / Ansgar Pudenz

Den ausgezeichneten Forschern ist es gelungen, die technologische Basis für neuartige Hörsysteme zu schaffen, bei denen zwei Hörgeräte in beiden Ohren gekoppelt und entsprechend des individuellen Hörschadens aufeinander abgestimmt sind. Zudem lassen sich mithilfe eines neuartigen Diagnoseverfahrens und mathematischer Algorithmen Hörfehler von Betroffenen gezielt kompensieren. Dies erlaubt hörgeschädigten Menschen zukünftig, in akustisch „schwierigen“ Umgebungen besser zu hören – etwa in Räumen mit Nachhall, bei mehreren durcheinander redenden Menschen oder lauten Hintergrundgeräuschen.

Schlecht oder gar nicht hören zu können, ist ein – oftmals unterschätztes – Problem in einer alternden Gesellschaft. Mit der heute prämierten Technologie wir die Lebensqualität von Schwerhörigen deutlich verbessert und eine normale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für sie wieder möglich.

Die Anwendung der binauralen Hörsysteme nicht nur auf Menschen mit einem eingeschränkten Hörvermögen begrenzt. Auch Nutzer von Unterhaltungs-Elektronik oder Smartphones sollen demnächst von einer besonderen Unterstützung des binauralen Höreindrucks profitieren.

Der Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation ist mit 250.000 Euro dotiert und würdigt sowohl die Entwicklung des Verfahrens als auch dessen erfolgreiche Umsetzung in den Markt.

Mit ihrer Innovation setzte sich das Team gegen drei weitere herausragende Projekte durch, die die Jury für die Endrunde, den „Kreis der Besten“, nominiert hatte. Diese Teams wurden von Bundespräsident Joachim Gauck mit einer Urkunde geehrt.

Die weiteren drei nominierten Teams:

1. Radaraugen im All – revolutionäre Technik für Erde und Umwelt

Aktuelle Informationen darüber, was auf der Erde geschieht, werden immer wichtiger – etwa, um Verkehrsströme intelligent zu lenken, Umweltverschmutzungen aufzuspüren oder aktive Vulkane zu beäugen. Wie lassen sich diese Daten auch in entlegenen Regionen umfassend und genau gewinnen?

Prof. Dr.-Ing. habil. Alberto Moreira, Dr.-Ing. Gerhard Krieger und Dr.-Ing. Manfred Zink kennen die Antwort: Sie haben ein Satelliten-Duo mit scharfen Radaraugen entwickelt, das die Erde aus dem All ins Visier nimmt – und jeden Winkel des Planeten detailliert und in 3-D abbilden kann. Dazu tasten Radarsensoren die Oberfläche der Erde mit Mikrowellen ab. Das ermöglicht sogar nachts und durch Wolken hindurch einen klaren Blick auf Städte, Wälder, Gebirge und Ozeane. Alberto Moreira leitet als Direktor das DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme, an dem Gerhard Krieger und Manfred Zink als Abteilungsleiter tätig sind. (Weitere Informationen hier.)

2. Integrity Guard – Sicherheit für die vernetzte Welt

Weltweit werden immer mehr Daten in digitaler Form erfasst, verarbeitet, gespeichert und ausgetauscht. Dabei ist es entscheidend, dass in unserer vernetzten Welt die elektronische Kommunikation nicht nur schnell erfolgt, sondern auch maximale Datensicherheit gewährleistet ist. Wie aber können sensible und persönliche Daten optimal vor Angriffen geschützt werden?

Die Ingenieure Dr. Stefan Rüping, Marcus Janke und Andreas Wenzel fanden eine weltweit einmalige Lösung für diese Herausforderung – indem sie eine neuartige Sicherung direkt im Herzen von Mikrochips integrierten. Stefan Rüping ist verantwortlich für sichere Chip-Architekturen im Geschäftsbereich Chip Card & Security der Infineon Technologies AG. Andreas Wenzel ist als Entwicklungsleiter in diesem Geschäftsbereich des Münchner Unternehmens tätig, und Marcus Janke verantwortet dort die Produktsicherheit. (Weitere Informationen hier.)

3. Brillante Videos überall – effiziente Codierung mit internationalen Standards

Videos gewinnen rasch an Bedeutung. Was früher noch die Fernsehbilder waren, sind heute Videos über das Internet, Videokonferenzen oder dreidimensionale und hochauflösende digitale TV-Signale. Wie lassen sich die Videos dazu trimmen, dass sie leicht handhabbar sind und sich überall wiedergeben lassen?

Prof. Dr.-Ing. Thomas Wiegand, Dr.-Ing. Detlev Marpe und Dr.-Ing. Heiko Schwarz kennen die Antwort: Der Schlüssel liegt in einer ausgeklügelten Kompression der Videos und einer internationalen Standardisierung der Datenformate. Zu beiden Anforderungen haben die drei Forscher entscheidende Beiträge geleistet – und damit den Boden für den weltweiten Siegeszug der bewegten Bilder bereitet. Thomas Wiegand ist Professor an der Technischen Universität (TU) Berlin und leitet die Abteilung Bildsignalverarbeitung am Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik – Heinrich-Hertz-Institut (HHI). Detlev Marpe forscht am HHI und ist Lehrbeauftragter an der TU Berlin sowie der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft. Gemeinsam mit ihm steht Heiko Schwarz am HHI der Arbeitsgruppe Bild- und Videocodierung vor. (Weitere Informationen hier.)

Weiterführende Informationen auf der Website des Deutschen Zukunftspreises.

(Deutscher Zukunftspreis 2012 / mb)

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