Deutschland 2030 – wie wir leben und arbeiten werden (Teil 1)

18. Herbstgespräch des vbw in Augsburg: Deutschland 2030 – wie wir leben und arbeiten werden:

 

Am Mittwochabend, den 06.10.2010, fand das „18. Herbstgespräch“ der schwäbischen Arbeitgeberverbände bayme, vbm und vbw in Augsburg statt. Vor rund 450 versammelten Gästen wagte der Zukunftsforscher Prof. Dr. Horst W. Opaschowski einen interessanten Ausblick auf „Deutschland im Jahr 2030, wie wir leben und arbeiten werden“.

 

Die AGITANO-Redaktion nimmt dies zum Anlass, die Diskussion um dieses spannende Thema über den Vortrag hinaus weiterzuführen. In einem mehrteiligen Artikel werden die vorgetragenen Thesen Opaschowskis wiedergegeben, kritisch hinterfragt und offen gebliebene Fragen näher beleuchtet.

 

Zu Beginn seines Vortrages skizzierte Opaschowski eine recht düster wirkende Vision Deutschlands im Jahr 2030: Zuwanderung und Wohlstandswende werden die Großstädte zu Konfliktzentren eines zunehmenden Verteilungskonfliktes werden lassen. Hierin liegt unbestreitbar auch die größte Herausforderung für unsere Gesellschaft und unsere Politik. Darüber hinaus werden jedoch auch weitere („weichere“) Entwicklungen zum Tragen kommen, die weniger an den Grundfesten unserer Gesellschaft rütteln, sondern vielmehr die Lebenswelt jedes Einzelnen betreffen werden.

 

Bevor man darauf näher eingehen kann, stellt sich zunächst einmal die Frage, was ist Zukunftsforschung überhaupt? Zukunftsforschung beruht laut Prof. Dr. Opaschowski vor allem auf der genauen Beobachtung der Gegenwart. Trends spielen dabei eine große Rolle. Über die Vergangenheit in die Gegenwart hinein und exploriert in die Zukunft lassen sich Trends und Entwicklungen ausmachen, die aufgrund ihrer Dynamik unsere künftige Lebens- und Arbeitswelt verändern werden.

 

Einen Ansatzpunkt zur Kategorisierung dieser Entwicklungsdynamik hatte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen bereits im April dieses Jahres geliefert. Bei einer Tagung der Bertelsmann-Stiftung sprach sie zwei der wesentlichen Entwicklungstrends für den Arbeitsmarkt an: „Strukturwandel durch den technischen Fortschritt und der demographische Wandel“ – dies seien die zwei großen Trends des Arbeitsmarktes, auf die sich Deutschland künftig einstellen müsse. Die zwei Trends lassen sich nun allgemein zwei eigenständigen, aber sich gegenseitig beeinflussenden Kategorien zuteilen: dem Strukturwandel und dem sozialen Wandel.

 

Strukturwandel bedeutet dabei, dass strukturrelevante Prozesse, wie Globalisierung und steigende internationale Arbeitsteilung, Wachstum der anderen, Ressourcenendlichkeit und zunehmender technischer Fortschritt, zunehmend ihre systemischen Zwänge entfalten und unser Gesellschaftssystem, sowie auch jeden Einzelnen, zu Anpassungsleistungen zwingen.

 

Der soziale Wandel wiederum dürfte sich am prägnantesten im demographischen Wandel zeigen: Wir werden immer älter, und das aufgrund des medizinisch-technologischen Fortschritts auch immer gesünder. Werte und Einstellungen – die Summe der Lebensphilosophien der Einzelnen – (und damit einhergehend auch Konsum und Dienstleistungen) werden sich mit der wachsenden Gruppe immer rüstigeren Rentnern zunehmend ändern. Aber der Wandel der Werte und Einstellungen geht weit über das Alter an sich hinaus. Opaschowski rechnet beispielsweise auch mit einem Wiedererstarken der familiären Bindungen, aufgrund des aus der krisenbedingten Verunsicherung geborenen Wunsches nach mehr Verlässlichkeit und Sicherheit.

 

Strukturwandel und sozialer Wandel wirken dabei gegenseitig aufeinander ein und beide wiederum beeinflussen uns und unsere künftige Lebens- und Arbeitswelt. Opaschowski skizzierte in seinem Vortrag nun zehn dominierende Entwicklungstrends, die bis 2030 ihre Dynamik entfalten werden. Zusammengefasst werden diese Auswirkungen auf die durchschnittliche Arbeitszeit und Produktivität haben, zu einer umfassenden Werteverschiebung beitragen und unsere Arbeitswelt weiblicher sowie unsere Lebenswelt älter gestalten.

 

Eine detaillierte Betrachtung dieser maßgeblichen Entwicklungstrends wird im zweiten Teil am Dienstag, den 12.10.2010, auf www.agitano.de erfolgen.

 

Von: Marc Brümmer (AGITANO-Redaktion).

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