Deutschland ist F&E-Europameister, internationale Konkurrenz wächst jedoch

Die Strategieberatung Booz & Company hat eine Studie herausgegeben, die die Staaten sowie 1.000 Unternehmen nach ihren Forschungs- und Entwicklungsausgaben (F&E) listet. Demnach haben die deutschen Konzerne ihr Budget im Europa-Vergleich am stärksten gesteigert. Nachdem die F&E-Ausgaben im Krisenjahr 2009 um 3,1% zurückgingen, legten sie 2010 um 8,9% zu. Innerhalb Deutschlands geben VW und Siemens am meisten für F&E aus. VW steigerte seine Investitionen von 5,1 Milliarden Euro 2008 auf 6,87 Milliarden Euro 2010 (+19%). Damit stieg VW im internationalen Vergleich von Platz 15 auf Platz 14. Konkurrent Toyota liegt aber mit Rang sechs immer noch deutlich weiter vorne. Siemens kommt auf Rang 20, Daimler, BMW und Bayer landeten auf den Plätzen 26, 30 und 31.

Trotz des Europameistertitels bei F&E, vor Frankreich und der Schweiz, waren nur noch 46 deutsche Unternehmen unter den Top-1.000 vertreten. Ein Jahr zuvor waren es noch 50. Dies liegt an einer erstarkenden Konkurrenz in den Schwellenländern. Die Unternehmen in China und Indien steigerten ihre F&E-Investitionen im Schnitt um 40%. Strategieberater Gushurst warnt: „Hiesige Unternehmen müssen aufpassen, dass ihnen die Führungsrolle nicht aus der Hand genommen wird.“

Kritisiert wird oftmals, dass die rückläufige staatliche F&E-Förderung von Unternehmen, beispielsweise mit steuerlichen Anreizen, im Vergleich zu der stark steigenden Unterstützung wissenschaftlicher Einrichtungen zu kurz komme. Gemessen am BIP liegt der Anteil des Staates an den F&E-Ausgaben bei 2,8% – das ist sogar noch unterhalb des von der EU geforderten Niveaus von 3%. Allerdings stieg Deutschland in dem kürzlich veröffentlichten „Innovationsranking“ der Deutschen Telekom Stiftung und des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) im Vergleich der Innovationskraft von 26 Industriestaaten gerade aufgrund der gestiegenen Investitionen der öffentlichen Hand in Wissenschaft und öffentliche Forschung von Platz 9 auf Platz 4. Bedeutendstes Mittel der öffentlichen Forschungsförderung ist hier die Hightech-Strategie der Bundesregierung. Seit August 2006 werden hierein die Forschung- und Innovationsaktivitäten des Bundes gebündelt. Erstmals wurde damit über alle Politikfelder, Themen und Ressorts hinweg eine gemeinsame nationale Innovationsstrategie geschaffen. Seit 2010 fokussiert sich die Innovationsstrategie auf strategische Ziele in den fünf Bedarfsfeldern Klima und Energie, Gesundheit und Ernährung, Mobilität, Sicherheit sowie Kommunikation. Für die Jahre 2010 bis 2013 werden im Rahmen der Hightech-Strategie insgesamt über 25 Milliarden Euro investiert.

Die internationalen Spitzenplätze belegen die großen Pharmakonzerne: Vorjahressieger Roche blieb auch 2010 auf Platz 1, Pfizer und Novartis folgen auf Rang 2 und 3. Zum Innovationschampion wurde jedoch Apple gekürt. Allerdings nicht allein aufgrund der Höhe der F&E-Ausgaben, denn „erfolgreiche Neuentwicklungen lassen sich nicht einfach durch massive F&E-Entwicklungen erzwingen“, sondern seien auch eine Frage der Innovationskultur in den Unternehmen.

(Zum aktuellen pdf "The Global Innovation 1000: Why Culture Is Key" der Strategieberatung Booz & Company.)

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