Deutschlandstudie: Soziale Herkunft entscheidend für den Erfolg

Die aktuelle Studie „Kaum Bewegung, viel Ungleichheit“ der Heinrich-Böll-Stiftung belegt einmal mehr die geringe soziale Durchlässigkeit des deutschen Gesellschaftssystems. Die Studie des Autors Dr. Reinhard Pollak vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) weist zudem das ernüchternde Ergebnis auf, dass die Chancen auf sozialen Aufstieg (soziale Mobilität) in kaum einen Industriestaat so ungleich verteilt ist wie in Deutschland. Demnach schafft es weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus einem Elternhaus, in dem der Vater ungelernter Arbeiter ist, selbst in eine leitende Angestelltenposition. Zwei Drittel der Kinder aus einer leitenden Angestelltenfamilie werden dagegen selbst leitende oder hochqualifizierte Angestellte. Dieser Einfluss ist in Schweden um 30% und sogar in Großbritannien um 15% geringer ausgeprägt. Migranten haben sogar noch etwas geringere Aufstiegschancen als Einheimische, allerdings ist auch hier letzlich der Faktor Bildung und die berufliche Stellung der Eltern entscheidend.

Die schlechte Chancengerechtigkeit in Deutschland wirft ihren Schatten auch auf das heiß diskutierte Thema Fachkräftemangel: Der Befund, dass unsere Gesellschaft Begabungsreserven nicht annähernd adäquat ausschöpft, ist mit den zunehmenden Auswirkungen des Fachkräftemangels grundlegend nicht vereinbar. Der Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung Ralf Fücks: „Wir sind auf dem Weg zu einer geschlossenen Gesellschaft, in der die soziale Herkunft über beruflichen Erfolg und sozialen Status entscheidet.“ Das Fazit des Autors Pollak, ist, dass wir uns „mehr Ungleichheiten leisten als notwendig, und dies insbesondere zum Nachteil derjenigen Kinder, die mit ihrer geringen sozialen Herkunft vergleichsweise wenig Chancen haben, aus diesen nachteiligen Positionen aufzusteigen“. Die Probleme fangen bei den Kosten für und das Angebot von Kindergrippenplätze an, gehen über die Zukunftsfähigkeit der deutschen Aufteilung in Gymnasium, Realschule und Hauptschule weiter und münden in der Diskussion um allgemeine Studiengebühren, beziehungsweise flexiblere Lösungen für einkommensschwache Haushalte. Laut der FDP könnte durch den Facharbeitermangel ein jährlicher Schaden von 25 Mrd. Euro entstehen. Ausgaben für eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit sind also nicht nur sozial geboten, sondern werden auch nach monetären Gesichtspunkten dringend verlangt.

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