Die Gier nach Fleisch ist das Problem, nicht Biosprit

… aus der wöchentlichen Kolumne von Dr. Franz Alt.

Teller oder Tank – wofür produzieren wir Lebensmittel? Die Deutschen werfen über 40 Prozent ihrer Lebensmittel weg und essen mehr Fleisch als ihnen gut tut. Hier liegen die eigentlichen Hungerursachen und nicht in der zehnprozentigen Bio-Beimischung bei E10.

Einige Zahlen zur Versachlichung des Problems: In den Industriestaaten werden 70% der Maisernte als Tierfutter verwendet, aber nur drei Prozent als direkte Nahrungsmittel für Menschen.

Ähnlich ist die Relation bei Sojabohnen: 34% der Welternte werden an Tiere verfüttert, aber nur sechs Prozent dient der Bio-Ethanol-Produktion.

Über drei Viertel der landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche dient weltweit der Fleischproduktion. Und wenn Ilse Aigner recht hat, dann brauchen wir in Deutschland beinahe die Hälfte aller Ackerflächen für Lebensmittel, die wir anschließend wegwerfen. In Deutschland wird nur auf 10% der Ackerfläche Bioenergie angebaut.

Da zur Erzeugung einer tierischen Kalorie im Schnitt sieben pflanzliche Kalorien an Tiere verfüttert werden müssen, wird vor allem der direkte Konsum von pflanzlicher statt fleischlicher Nahrung das Hungerproblem entschärfen können. Mehr pflanzliche Nahrung bedeutet dann niedrigere Preise für Lebensmittel., weil das Angebot weit höher ist.

Die Hungersnöte werden zurzeit freilich zusätzlich verschärft, weil die Ernte-Ausfälle in den USA und in Osteuropa die Nahrungsmittelpreise nach oben treiben.

Aber dieses aktuelle Sekundärproblem dient als Vorwand, um das bisschen E10 in Deutschland wieder abzuschaffen. Hier wird mit ökopopulistischen Argumenten versucht, die wahren Ursachen eines der größten Probleme unserer Zeit zu verniedlichen. Teller oder Tank ist die falsche Frage.

Es ist billig und falsch, die Hungerbekämpfung gegen den Klimaschutz auszuspielen. In Wirklichkeit hat sehr wahrscheinlich fehlender Klimaschutz das Dürre-Problem erst verursacht. In der aktuellen Diskussion werden Ursache und Wirkung verwechselt.

Wer Hunger wirklich bekämpfen will, muss das Klima schützen, weniger Fleisch essen, Spekulationen auf Lebensmittel bekämpfen und sich dagegen aussprechen, dass die hohen Agrarsubventionen in der EU und in den USA Millionen Kleinbauern in den Dritte-Welt-Ländern in den Ruin treiben.

Wenn wir es intelligenter anstellen als heute, reicht es künftig für Teller und Tank.
 

Quelle: Franz Alt 2012

 

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