Die liebe Arbeit und der Zwang zur Mobilität

Der Arbeitnehmer muss flexibel sein. Diese Zauberformel ist mittlerweile aus deutschen Stellenanzeigen nicht mehr wegzudenken. Dabei verbirgt sich hinter diesem kleinen Satz ein wahres semantisches Monstrum. Denn Flexibilität wird häufig vom Arbeitgeber überinterpretiert und nicht allein mit der Anpassungsfähigkeit eines potentiellen neuen Mitarbeiters an verschiedene Gebiete des Arbeitsfeldes gleichgesetzt. Vielmehr bedeutet es in den heutigen Zeiten, dass ein flexibler Arbeitnehmer schlicht und ergreifend alles zu tun hat, was der Markt bzw. der Arbeitgeber von ihm verlangt. Dabei ist egal ob es sich um unbezahlte Überstunden handelt, die Urlaubsvertretung für einen Kollegen, eine 24/7 Erreichbarkeit oder auch einen oder mehrere Wohnortwechsel.

Speziell der letzte Fall sorgt mittlerweile für eine neue Pendlerkultur im Lande, die man durchaus auch beobachten kann. War es früher so, dass an einem Sonntag Abend vor allem Wehrdienstleistende und Studenten die Bahnhöfe bevölkerten, sieht man nun überwiegend Menschen, die von ihrem angestammten Zuhause und ihrer Familie in Richtung Zweitwohnung oder Bürocontainer aufbrechen müssen. Dort halten sie sich dann die nächsten 5 Arbeitstage auf, bevor sie wieder den Heimweg fürs Wochenende antreten, um wenigstens 2 Tage bei den Lieben zuhause sein zu können.

Dabei ist das nicht einmal bei all den Pendlern wirklich notwendig. Der Fortschritt der Technik, die in den letzten zehn Jahren gigantische Sprünge im Bereich der heimischen Kommunikation und Datenübertragung  – ein Trend der der deutschen Telekom übrigens gar nicht gefällt – gemacht hat, hat eigentlich dafür gesorgt, dass ein Unternehmen nicht zwangsläufig alle Arbeitnehmer auf einem Haufen bündeln muss.

Natürlich gibt es Geschäftsfelder, in denen es unabwendbar ist die Arbeits- und Produktionsprozesse zu bündeln und zu konzentrieren. Dem gegenüber gibt es aber genau so viele Berufszweige, in denen es nicht zwangsläufig von Nöten ist, dass alle Kollegen im selben Raum sitzen. Gerade viele geisteswissenschaftliche, schaffende und kreativ-gebundene Berufe werden qualitativ besser bearbeitet, wenn sich der jeweilige Arbeitnehmer in einem selbstgeschaffenen Umfeld wohl fühlt und dort den eigenen Lärmpegel und Arbeitsfluss selbstständig regulieren kann. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass nicht für jeden Menschen eine solche Art der autonomen Arbeit auch geeignet ist. Manche präferieren eben eine solche Atmosphäre der Ruhe, während andere hingegen in einem bunten und lauten Umfeld und dem ständigen Kontakt mit Chef und Kollegen aufblühen. Soweit sollte die Individualisierung schon zugelassen werden, um bewerkstelligen zu können, dass alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen Arbeitsplatz haben, an dem sie sich auch wohl fühlen. Und das zufriedene Menschen besser arbeiten, ist – glaube ich – mittlerweile auch kein Geheimnis mehr.

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?