Die SOS-Kinderdörfer in Gambia – Teil 2

AGITANO stellt ab sofort regelmäßig Aktivitäten der SOS-Kinderdörfer vor. Der Start wurde gestern mit Gambia gemacht.

Im ersten Teil haben wir Omar und das Land Gambia vorgestellt. Im zweiten Teil geht es um die Entstehung der SOS-Kinderdörfer in Gambia.

 

Alles begann in Bakoteh, vor fast 30 Jahren

1982 entstand das erste gambische SOS-Kinderdorf in Bakoteh, nahe der Hauptstadt Banjul. Gleichzeitig errichtete SOS einen Kindergarten und eine Hermann-Gmeiner-Grundschule, die später an die Schulbehörde übergeben wurde. Im Kinderdorf gibt es zwölf Familienhäuser; bis zu 120 elternlose Kinder finden hier ein liebevolles Zuhause.

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen auch die Bevölkerung der Umgebung. Beispielsweise mit dem Bau von Häusern für bedürftige Familien. Seit 2004 unterstützt SOS durch die Errichtung von zwei Gemeindezentren und mehreren Übergangsunterkünften sexuell ausgebeutete Mädchen in der Umgebung von Bakoteh. Vor dem Krieg geflohene SOS-Familien aus dem Nachbarland Guinea-Bissau fanden 1998 im Kinderdorf Bakoteh eine vorübergehende Bleibe. Selbstlos teilten die Kinder ihre Spielsachen, ihre Betten und auch die Aufmerksamkeit ihrer SOS-Mütter mit den kleinen Flüchtlingen. Diese Erfahrung schweißte die Kinderdorffamilien beider Länder eng zusammen. Erst nach neun Monaten konnten die SOS-Familien aus Guinea-Bissau wieder in ihre Heimat zurückkehren.

Der SOS-Kindergarten befindet sich in unmittelbarer Nähe des Kinderdorfes und betreut bis zu 200 Kinder in fünf Gruppen. Jeden Sommer nimmt der Kindergarten an der großen Kindergartenparade im Sportstadion von Bakoteh teil.

SOS hilft „flügge“ zu werden

Etwa mit 15 Jahren beginnen die Kinder eine Berufsausbildung und übersiedeln in die SOS-Jugendeinrichtung neben dem Kinderdorf. Dort leben die jungen Menschen unter pädagogischer Betreuung in einer Wohngemeinschaft, bereiten sich auf ihre Selbständigkeit vor und übernehmen immer mehr Eigenverantwortung. In den fünf Jugendhäusern des Dorfes wohnen bis zu 40 Jugendliche. Seit der Anschaffung von Moskitonetzen ist die Zahl der Malariaerkrankungen unter den Jugendlichen stark gesunken. In einer offenen Rundhütte finden regelmäßig Treffen mit ihren Betreuern statt, um wichtige Anliegen und Probleme zu besprechen; auf dem Sportplatz finden die Jugendlichen körperlichen Ausgleich.

 

Seit Herbst 1990 ist die SOS-Hermann-Gmeiner-Technische-Schule in Bakoteh in Betrieb. Jährlich können hier ca. 1.000 Jugendliche ihre Fähigkeiten entdecken und ausbauen. Als höhere technische Schule bietet sie die Möglichkeit auf einen Schulabschluss mit Fachspezialisierung. Ihren persönlichen Fähigkeiten und Interessen entsprechend, können die Mädchen und Jungen eine der angebotenen Fachrichtungen wählen: Naturwissenschaften (Mathematik/Physik/Chemie), Design und Kunsthandwerk, Informatik und Technik, Landwirtschaft, Betriebs- oder Hauswirtschaft.

Neben 28 Klassenzimmern umfasst die Schule fünf Labors und Werkstätten für die praktischen Fächer, Räume für Computer und Hauswirtschaft. Im Computerraum der Schule finden Abendkurse für Erwachsene statt. Dieses Angebot wird von vielen Eltern genutzt, die in ihrer Kindheit keine Schule besuchen konnten. Die Ausbildung dauert drei Jahre und schließt mit einer staatlich anerkannten Prüfung ab. Mit dem Zeugnis haben die Absolventen beste Chancen auf einen Arbeitsplatz und auf ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben.

Wegen des großen Ausbildungsbedarfs in Bakoteh, entschloss sich SOS zum Bau einer weiteren Schule, der Hermann-Gmeiner-Grund- und Mittelschule. Im Herbst 2000 öffnete diese ihre Pforten und nahm die ersten 400 Schüler auf; heute wird sie von knapp 900 Kindern in zwei Schichten (vor- und nachmittags) besucht. Die Schule verfügt über zwölf Klassenzimmer, vier Labors und Werkstätten für Physik, Chemie, Hauswirtschaft, Informatik und Design/Handwerk. Die Schulkantine versorgt die Schüler mittags mit ausgewogenen Mahlzeiten. Dies ist umso wichtiger, als die Schüler mehrheitlich aus armen Familien stammen.

Seit 1984 besteht das SOS-Berufsbildungszentrum in Bakoteh. Bis zu 50 Jugendliche pro Jahr absolvieren hier eine dreijährige technische bzw. handwerkliche Ausbildung, die ihnen eine solide Grundlage für eine spätere Berufstätigkeit vermittelt. Ihnen soll das Schicksal ihrer Eltern erspart bleiben, die entweder gar keine Arbeit haben oder als Hilfsarbeiter ohne Ausbildung schlecht bezahlte Tätigkeiten verrichten. Das Berufsbildungszentrum umfasst Werkstätten für Holzarbeiten/Schreinerei, Automechanik, eine Autospenglerei und eine Schlosserei.

Die Lehrlinge dieses Zentrums kommen aufgrund der schlechten Ausbildungssituation in Nordwestafrika auch aus den SOS-Kinderdörfern in Liberia und Sierra Leone. Jugendliche aus ganz Gambia haben ebenfalls die Möglichkeit teilzunehmen und einen Abschluss zu erzielen. Ein weiteres SOS-Berufsbildungszentrum wurde 1999 für die Schulung der SOS-Mütter und SOS-Mitarbeiter aus der Region Westafrika ins Leben gerufen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter SOS-Kinderdörfer weltweit.

 

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