Dienstleister in Erklärungsnöten? – Schritt 2: Die Ideen- und Produktinventur

… aus der Kolumne „Von der Idee auf den Markt – Erfolgreiche Dienstleistungsangebote in 8 Schritten oder: Lieber schnell als nie!“ der Marketingexpertinnen Doris und Ulrike Stahl von stahldust.

Im ersten Teil des Produktentwicklungsprozesses ging es um den passenden Mindset. Sind Sie mental bereit, sich auf den Produktentwicklungsprozess einzulassen? Dann beginnt jetzt die Arbeit:

Schritt 2: Die Ideen- und Produktinventur

Hier liegt der Erfolg des Produktentwicklungsprozesses. Je komplizierter das Angebot ist, desto geringer sind die Chancen, dass Sie die Entwicklung ihres Produktes wirklich bis zum Verkauf verfolgen werden. Richten Sie deshalb Ihren Fokus zunächst auf das, was leicht geht. Die schwierigeren Angebote nehmen Sie sich vor, wenn Sie den Entwicklungsprozess einmal komplett durchlaufen haben.

Schreiben Sie zunächst auf, was Sie anbieten können. Vielleicht liegt ja auch eine halb ausgearbeitete Idee in einer mentalen oder tatsächlichen Schublade herum. Holen Sie wirklich alles heraus, was Ihnen irgendwann einmal durch den Kopf gegangen ist und Sie aus irgendeinem Grund wieder verworfen haben. Dieser Prozess darf ruhig ein paar Tage dauern. Lassen Sie Ihr Unterbewusstsein mitarbeiten und haben Sie Stift und Zettel bereit, wenn Ihnen unter der Dusche oder kurz vor dem Einschlafen noch etwas einfällt.

  • Was können Sie alles?
  • Welche Ausbildungen haben Sie gemacht?
  • Wobei schlägt Ihr Herz höher?
  • Was wollten Sie eigentlich schon immer machen, aber hatten nicht genug Mut/Zeit /Geld/Unterstützung, um es durchzuziehen?
  • Welche Produkte/Dienstleistungsangebote haben Sie schon, sind aber noch nicht ganz zufrieden damit?

Benutzen Sie die folgenden Kriterien, um die Idee auszuwählen, die Sie in ein verkaufbares Produkt verwandeln möchten:

Zeitlicher Rahmen

Schauen Sie sich Ihre Liste durch und machen Sie einen Haken hinter den Ideen, die ihren zeitlichen Rahmen nicht sprengen werden. Das heißt, Produktideen, für deren Umsetzung Sie im Moment auch Zeit und Raum haben. Hier ein paar Beispiele:

  • Sie sind die Mutter von drei kleinen Kindern und haben eine tolle Idee für einen Trainingskurs. Sie sind eine erfahrene Trainerin und sicher, dass der Kurs sich gut verkaufen würde. Allerdings wissen Sie auch, dass Sie in den nächsten 3 Jahren nicht regelmäßig 3 – 4 Nächte in der Woche von zu Hause weg sein können, um diesen Kurs abzuhalten. Diese Idee bekommt also keinen Haken.
  • Sie wollen ihr Angebot durch ein E-Book erweitern. Sie haben bereits einen vollen Arbeitstag, aber haben sich entschlossen ein Hobby aufzugeben und die gewonnene Zeit zum Schreiben des E-Books zu nutzen. Diese Idee bekommt einen Haken.

Übertragen Sie die Ideen mit Haken auf ein neues Blatt und heben Sie sich Ihre Ideenliste gut auf. Vielleicht haben Sie ja beim nächsten Mal mehr Zeit zur Verfügung. Arbeiten Sie jetzt nur mit den Ideen weiter, die in Ihrem zeitlichen Rahmen liegen.

Easy win

Im Englischen gibt es ein Sprichwort an das auch viele Selbständige glauben: „No pain, no gain“ oder „Wenn es nicht weh tut, ist es auch nichts“. Alles was einfach geht oder klingt, scheint wenig Wert zu haben. Um das zu vermeiden, werden Angebote komplizierter gemacht – bewusst oder unbewusst. Untersuchen Sie Ihre Produktideen nach „easy wins“. An welcher Idee haben Sie schon gearbeitet? Welche Idee scheint am einfachsten umsetzbar? Diese Ideen bekommen einen Haken.

Fangen Sie mit etwas Leichtem an, um in Schwung zu kommen und den Produktentwicklungsprozess zu verinnerlichen. Die komplizierteren Ideen heben Sie sich für etwas später auf.

Klare Zielgruppe

Bei welcher Idee können sie eine klare Zielgruppe oder ein klares Anwendungsgebiet beschreiben? Auch wenn Sie der Meinung sind, die meisten Menschen könnten von Ihrer Dienstleistung profitieren – Sie können als Allein- oder Kleinunternehmer nicht „die meisten Menschen“ erfolgreich ansprechen. Bei welchen Ideen sticht eine klare Zielgruppe hervor? Wenn Ihnen auf Anhieb mehrere Zielgruppen einfallen, suchen Sie sich die aus, mit der Sie am vertrautesten sind. Notieren Sie sich EINE spezifische Zielgruppe zu jeder Idee und geben Sie ihr einen Haken.

In meiner Kontrolle

Bewerten Sie jetzt bitte Ihre Ideen und entscheiden Sie inwieweit sie in Ihrer Kontrolle liegen. Bei welcher dieser Ideen brauchen Sie noch Beiträge von anderen (zum Beispiel Kapital, Expertise, Genehmigungen…). Welche dieser Ideen liegen bereits vollkommen in Ihrer Hand? Diese bekommen einen Haken.

Welche der übrig gebliebenen Ideen hat drei Haken? Welche Idee sticht in ihrer Klarheit hervor?

Der Spaßfaktor

Stellen Sie sich nun die Frage, welche der Ideen mit den meisten Haken Ihnen bei der Umsetzung auch am meisten Spaß bringen wird und kringeln Sie sie ein.

Glückwunsch, Sie haben den ersten Schritt zu einem griffigen Produkt gemacht. Im nächsten Teil geht es darum, wie Sie Ihr Angebot für Ihre Kunden vorteilhaft machen.

P.S. Wenn Ihnen die Haken-Methode zu „grob“ ist, können Sie Ihre Ideen mit diesem Arbeitsblatt noch differenzierter betrachten.

Ihre Doris & Ulrike Stahl

Zu den Autorinnen:

Ulrike Stahl ist BusinessCoach und Expertin für Selbstmarketing und Produktentwicklung für Vertrauensdienstleistungen wie z.B. Coaching, Therapie, Beratung. Seit über 10 Jahren unterstützt die Wahl-Schweizerin Dienstleister dabei, ihre Angebote am Markt sicht- und verkaufbar zu machen. Sie zeigt Unternehmerinnen und Unternehmern, wie sie das richtige Maß und die passende Strategie beim Selbstmarketing finden und diese kontinuierlich umsetzen. Sie ist zusammen mit ihrer Schwester und Geschäftspartnerin Doris Stahl als Speakerin von über 100 Teleseminaren zu diesen Themen bekannt geworden.

Doris Stahl ist seit 15 Jahren Business Coach und Trainerin. Ihr Fokus sind Kleinunternehmer. Sie konzipiert und präsentiert Programme zur Entwicklung des Unternehmens und der Unternehmerpersönlichkeit. Seit über 20 Jahren lebt sie in England und erhält dadurch auch viele Impulse aus dem englischsprachigen Raum.

Weitere Informationen finden Sie unter stahldust.

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