Diesel-Abgase sind krebserregend, Gefährdung drastisch nach oben korrigiert, auf eine Stufe mit Asbest, Arsen und Senfgas

Eine aktuelle Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ergeben, dass Diesel-Auspuffabgase krebserregend sind und Lungenkrebs erzeugen können. Diesel-Abgase stehen nunmehr auf der gleichen Gefährlichkeitsstufe wie Asbest, Arsen und Senfgas. Die IARC hatte seit 1988 Dieselauspuffgase lediglich als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft.

Christopher Portier, Leiter der IARC-Arbeitsgruppe, kommentiert den Befund: “Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Dieselabgase krebserregend beim Menschen sind. Sie gehören zu der gefährlichsten Gruppe von Karzinogenen. Dieselabgase werden auch in Verbindung mit Blasenkrebs gebracht, aber die Gefahr ist weniger eindeutig wie für Lungenkrebs. Wir haben auch Benzin-Abgase auf ihre Gefährlichkeit bezüglich einer Krebserkrankung untersucht. Aber wir haben keine ausreichenden Beweise gefunden, um ihre Klassifizierung von ‚möglicherweise krebserregend‘ zu ändern.”

In Westeuropa sind Dieselfahrzeuge nicht zuletzt aufgrund von Steuervorteilen beliebt. Gefährlich für die Menschen sind aber nicht nur die Auto-Abgase, sondern besonders auch die Abgase von Dieselmotoren in Zügen und Schiffen sowie in Motoren zur Stromerzeugung.

Ein einzelnes Kreuzfahrtschiff stößt so viele Schwefeldioxide aus wie 37 Millionen Pkw

Schiffe werden mit Schweröl und in der Regel ohne Katalysatoren und Rußfilter angetrieben. Ein einzelnes Kreuzfahrtschiff stößt demnach so viele Schwefeldioxide aus wie 37 Millionen Pkw, so viele Partikel wie eine Million Pkw und so viele Stickoxide wie 420.000 Pkw, so Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte und ehemaliger Abteilungsleiter im Umweltbundesamt. Für die Rechnung wurden sogar die saubersten Schiffe und noch nicht einmal der neueste Pkw-Abgasstandard als Berechnungsgrundlage herangezogen.

Der Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Leif Miller, hatte im April 2012 anlässlich der seit einem Jahr laufenden Kampagne „Mir stinkts! Kreuzfahrtschiffe sauber machen“, den Schadstoffausstoß auf die Gesundheitsbelastung der Menschen umgerechnet: „Die Abgase der Kreuzfahrtriesen sind enorm schädlich – sowohl für die Umwelt wie auch für die Gesundheit der Menschen an Bord und an Land. Allein in der Europäischen Union sterben jährlich 50.000 Menschen vorzeitig an allen Schiffsabgasen, vor allem an Partikeln. Das sind jedes Jahr 33mal mehr Tote als bei der Titanic vor 100 Jahren am 15.4.1912 ums Leben kamen und die Kreuzfahrtschiffe haben ihren Anteil daran.“ Der NABU kritisiert dabei vor allem auch die Retuschierungen in den Katalogen der Kreuzfahrtschiffe, in denen die Abgas- und Rußfahne der Schiffe einfach wegretuschiert wird (siehe die Gegenüberstellung der Bildung in diesem Link).

Das Problem geht jedoch weit über die Kreuzfahrtschiffe hinaus: Rund 95% des Ferngüterverkehrs im Welthandel werden über den Schiffsverkehr abgewickelt. Dabei werden rund doppelt so viele Schadstoffemissionen erzeugt wie im Luftverkehr. Der jährliche CO2-Ausstoß der weltweiten Handelsschifffahrt betrug 2008 rund 1,12 Milliarden Tonnen. Das entspricht einem Anteil von 4,5% der globalen Treibhausgas-Emissionen. Allein das damals weltgrößte Containerschiff, die Emma Maersk, produziert auf den Fahrten zwischen China und Europa 300.000 Tonnen CO2 pro Jahr, was in etwa der Größenordnung eines mittelgroßen Kohle-Kraftwerks entspricht.

Neues Dieseladditiv aus den Niederlanden reduziert Emissionen um 50%

In den Niederlanden wurde vor wenigen Monaten an der Technischen Universität Eindhoven eine neue Technologie entwickelt, die Hoffnung für die Zukunft des Diesels bedeuten könnte: Mit einem Dieseladditiv Cyclox aus Abfallprodukten der Papierherstellung wird nur rund die Hälfte an Emissionen ausgestoßen wie bei herkömmlichen Mineralöldiesel. Dadurch verbrennt der Kraftstoff langsamer als herkömmlicher Diesel, daher kann sich der Sauerstoff besser mit dem Brennstoff mischen. Die Folge: Der Kraftstoff verbrennt vollständiger und es entstehen weniger Emissionen. Da das Additiv aus Abfallprodukten hergestellt wird, ist das Endprodukt sogar billiger als reiner Diesel, heißt es in der Pressemitteilung der TU Eindhoven.

(mb)

 

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