Dress Code: Macht Euch locker

Mit Anzug und Kostüm zur Arbeit? Branchen mit einem strengen formellen Dress Code gibt es zwar noch, sie werden aber immer weniger. Kleidungsvorschriften sagen auch immer etwas über die Kultur eines Unternehmens aus: Je lockerer die Vorschriften, desto flacher die Hierarchien, desto moderner die Führungskultur. Denn der Dress Code ist nichts anderes als eine sichtbare Ausprägung der Unternehmenskultur.

In or out?

Jeder, der schon einmal underdressed in der Oper oder overdressed auf einer Party war, weiß, wie unangenehm es sein kann, wenn man den Dress Code verfehlt hat. Denn mit seiner Einhaltung zeigt man: Ich gehöre dazu. Wer den Dress Code verfehlt, der zeigt, dass er die spezifischen Verhaltensweisen und Codes der Gruppe nicht kennt.

Auch wenn man nach wie vor nicht mit der Jogging-Hose zum Vorstellungsgespräch geht: Dress Codes lockern sich. Das zeigt auch, dass sich die Kultur in Unternehmen wandelt, dass Macht- und Statussymbole aufbrechen und Äußerlichkeiten immer weniger zählen.

Was zählt wirklich im Job?

Diese Entwicklung reiht sich ein in viele weitere: Mitarbeiter wollen heute mitbestimmen und „ihr“ Unternehmen mitgestalten. Sie wollen selbstbestimmt und flexibel arbeiten und legen wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Führungskräfte sollen heute nicht mehr die fachlich-top-qualifizierten Entscheider sein. Vielmehr ist es ihre Aufgabe, empathisch und sozialkompetent Teams zu führen und Konflikte zu moderieren. Sie agieren als „primus inter pares“ und nicht mehr als der große Zampano, der allen Vorschriften macht. Zumindest wünschen sich das die Mitarbeiter laut Hays Report 2014 – und gerade erfolgreiche Unternehmen der New Economy haben diese Prinzipien längst verinnerlicht.

Weg mit dem Dress Code: Kulturwandel bei Konservativen

Krawatten sind die Leine, an der Mitarbeiter geführt werden. Bosch, eines der konservativsten deutschen Unternehmen überhaupt, entschied deshalb Anfang des Jahres: „Weg mit den Krawatten!“ Nun geht es nicht nur um eine Lockerung der Kleiderordnung. Die Botschaft dahinter: Mehr Kreativität, mehr Innovation, weniger Vorschriften. (Mehr zum Thema auch unter Wie kann eine Kulturveränderung in Unternehmen funktionieren?).

Unternehmen der New Economy wie Zappos, die abgeschnittene Krawatten im Flur aufhängen und Mitarbeitern die denkbar größte Freiheit bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes einräumen, haben Dress Codes schon längst verbannt. Auch Größen wie Steve Jobs oder Mark Zuckerberg treten kaum jemals mit Anzug und Krawatte auf. Und Kai Diekmann, der scheidende Bild-Chef, ist vom geschleckten Guttenberg-Double zum zotteligen Hipster mutiert.

Vielfalt statt Vorschriften

Die zunehmende kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft und damit auch unserer Arbeitswelt tut ein Übrigens. Denn für Unternehmen ist es fatal, wenn sie in den Verdacht geraten, rassistisch oder sexistisch gegenüber Mitarbeitern zu agieren. In Sachen Dress Code ist das ein schmaler Grat: Kopfbedeckungen bei Juden oder Muslimen, Rock-Vorschriften für Frauen – hier prallen Diversity Management (mehr über Vorurteile und wie sie uns Chancen rauben unter Unconscious Biases: Wie uns unbewusste Einstellungen beeinflussen) und Kleiderordnung aufeinander. Am besten schafft man sie einfach ganz ab.

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