Durban: Zum Scheitern verurteilt!

… aus der wöchentlichen Kolumne von Dr. Franz Alt mit einem Beitrag von Prof. Dr. Lutz Wicke 2011, Institut für UmweltManagement (IfUM).

„Klingelbeutel-Klimapolitik“ auf Kyoto- und Cancun-Basis verfehlt Klimaziel nachhaltig – Nur mit einer konsequenten 2°max-Klimastrategie à la Wicke, Schellnhuber und dem WBGU könnte die Klimakatastrophe noch abgewendet werden.

Prof. Dr. Lutz Wicke, Direktor des Instituts für UmweltManagement an der ESCP Europe und ehemaliger Wissenschaftlicher Direktor am Umweltbundesamt (ein Klimaschutzpionier seit den 80er-Jahren mit dem „Ökologischen Marshallplan Klimaschutz/Energieeinsparung“), der seit 10 Jahren das Kyoto -Weltklimaschutzsystem als fast unwirksam analysieren musste und der zuletzt – zusammen mit Prof. Schellnhuber, Direktor des PIK in Potsdam – die prinzipiell wirksame 2°max- Klimastrategie entwickelt hat, konstatiert zur Halbzeit der Weltklimakonferenz in Durban: Die bisherige kollektive Realitätsverweigerung darf so nicht weitergehen. Spätestens nach den jüngsten Feststellungen zur Emissionsentwicklung lautet die bisher verdrängte „inconvenient truth“ (Al Gore): Die Welt- und EU-Klimapolitik ist trotz regionaler Fortschritte bankrott.

Die Welt treibt nach dem Klimaschutz-Horror-Jahrzehnt 2000 bis 2010 (plus 34 Prozent CO2-Jahresemissionen) ungebremst auf „disastrous climate change“ zu (IEA/OECD 2009). Globale Wachstumsrate 2010 +5,3 Prozent (+1,6 Mrd. Tonnen) auf 30,4 Mrd. Tonnen CO2, IEA 2011-Ausblick bis 2035: 44 Mrd. Tonnen statt notwendige Halbierung auf 14 Mrd. Tonnen bis 2050.

Folgende gravierende Strukturfehler machen die Klimarettung mit dem gegenwärtigen Weltklimasystem unmöglich (Einzelheiten, auch zur 2°max-Strategie im Anhang):
o Unwirksame „Klimabazar“-Verhandlungen (WBGU) und Emissionseinschränkungen nach dem Klingelbeutelprinzip (Schellnhuber, „Jeder gibt so wenig wie er kann“),
o fatale Gerechtigkeitslücke,
o „Klimaschutz-Impotenz“ von Nationalstaaten,
o fehlender marktwirtschaftlicher weltweiter Klimaschutz-Anreizmechanismus und
o Kompensation regionaler, deutscher und europäischer Anstrengungen vor allem durch preisbedingte globale Mehrnachfrage nach Kohle, Öl und Gas und nutzbare fossile Energieträger für Jahrhunderte. (PIK: 50 mal mehr verfügbarer Kohlenstoff in der Erde als bis dato verbraucht!)

Die regionalen, deutschen und europäischen Anstrengungen haben durch diese Emissionserhöhungen andernorts global – leider – fast einen Klima-NULL-Effekt! Sie haben aber natürlich weiterhin sehr wichtige positive Technologieförderungs-, Energieeinsparungs- und Arbeitsplatzwirkungen und tragen zur Minderung der Importabhängigkeit bei.

Die 2°max-Klimastrategie, skizzierbar mit „Globale Emissionsbegrenzung, gleiche Pro-Kopf-Emissionsrechte und ‚Peak and Trade’-Emissionshandel“ nach Wicke/Schelln-huber und dem WBGU-Budgetansatz erscheint als einziger Weg, das Klimaziel doch noch zu erreichen.

Sie beruht auf einer vorurteilslosen Generalrevision der bisherigen Weltklimapolitik und einem kompletten Neustart auf Basis des bestehenden UNFCCC-(Weltklimarahmen-Konvention)-/Kyoto Protokoll-Vertragswerkes:
– Fixierte, mit dem in Cancun endlich akzeptierten plus 2 Grad-Klimaziel vereinbare weltweite und nicht national definierte Emissionsbegrenzungen, Einstieg mit einer Peak-Emission von ca. 35 Mrd. Tonnen ab 2015;
– “One human – one emission right“: gleiche Emissionsrechte für jeden einzelnen Menschen zwecks gerechter und aktiver Einbindung der Entwicklungsländer mit dem Anreiz, nicht benötigte Überschussemissionsrechte verkaufen zu können;
– ein globaler Preis für CO2 durch Brennstoffzertifikate im Rahmen eines alle Emissionen umfassenden globalen Emissionshandelssystems – die Erdatmosphäre darf nicht länger als kostenlose Klimamülldeponie missbraucht werden können und es muss dauerhaft weltweit Anreize zum Energiesparen und für erneuerbare Energien geben;
– ins neue System integrierte soziale Unterstützungs- und Ausgleichsmechanismen zur klimafreundlichen Entwicklung und zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern und Maßnahmen gegen eine ökonomische Überforderung der Industrieländer und
– die Einführungs-Förderung von besonders innovativen klimafreundlichen Technologien und klimafreundlichen Normen und Rahmensetzungen.
– Mit der 2°max-Strategie würden die (europäischen) erneuerbaren Klimaschutztechnologien WELTWEIT zum Selbstläufer und wären überhaupt nicht mehr aufzuhalten!

 

Quelle: Prof. Dr. Lutz Wicke 2011, Institut für UmweltManagement (IfUM)/ Dr. Franz Alt – Sonnenseite

 

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