Eine Reise in sich hinein und über sich hinaus – Der Krieg um Talente!

Die wöchentliche Business-Kolumne von Ulrich B Wagner

Heute: Der Krieg um Talente!
Unternehmenskommunikation und Personalmanagement in Zeiten
des verschärften Fachkräftemangels

„Wer nicht wirbt, stirbt “
Henry Ford

Alle reden vom Fachkräftemangel. Doch was passiert wirklich in den deutschen mittelständischen Unternehmen? Unsere Gesellschaft altert kontinuierlich. Ein Problem, das bereits seit über 20 Jahren bekannt ist, jedoch sehr lange Land auf Land ab beharrlich ignoriert wurde. Im Jahr 2004 hat uns Frank Schirrmacher mit seinem Essay „Das Methusalem Komplott“ dieses Problem bereits wieder ins Bewusstsein gerückt.

Mit der konjunkturellen Erholung der deutschen Wirtschaft kam dann selbstverständlich auch dieses schon seit langem bekannte Problem des Fachkräftemangels zurück. Kurz zusammengefasst: Unsere Gesellschaft altert enorm. Was nach einer Prognose des Statistischen Bundesamtes dazu führen wird, dass es spätestens im Jahr 2030 7,5 Millionen weniger Menschen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren geben wird. Dies wären nach heutigem Verständnis umgerechnet ca. 15 % weniger Erwerbsfähige. Der Krieg um Talente, der sich heute bereits in einigen Berufsfeldern abzeichnet, wird sich dann, gleich einem Flächenbrand, in vielen Tätigkeitsbereichen ausbreiten.

Laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau aus dem Frühjahr 2011 sehen jedoch im Gegensatz dazu weit weniger als 1% der kleinen und mittelständischen Unternehmen hierin keine aktuelle zentrale Herausforderung. "Ein genereller flächendeckender Fachkräftemangel scheint aus Sicht der mittelständischen Unternehmen noch nicht das vorrangige Problem zu sein", sagte KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch. In bestimmten Segmenten gäbe es jedoch aktuell bereits Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung, die eine Expansion der Firmen erschwerten. Aber selbst Unternehmen, die heute schon Probleme hätten bei der Rekrutierung von Fachkräften, intensivierten ihre innerbetrieblichen Gegenmaßnahmen, wie verstärkte Weiterbildung und gezielte Nachwuchsförderung, derzeit nicht. Dies stützt die Vermutung, dass der Druck, dieses Problem betreffend, im Augenblick noch gering ist, und die strategische Herausforderung gerade auch für die KMU’s noch nicht realisiert wurde.

Bereits 2015 könnte dieses derzeit noch entspannte Zurücklehnen jedoch fatale Folgen haben angesichts der enormen Herausforderungen für die Unternehmen. Für den Zeitraum 2010-2012 hat die KfW die Zahl von 1,2 Millionen schwierig zu besetzenden Stellen bei Mittelständlern errechnet. Knapp die Hälfte finden sich bei Kleinstunternehmen, etwa 40 Prozent bei sogenannten wissensintensiven Dienstleistungen. Dazu zählen nach KfW-Angaben unter anderem Ingenieure, Softwareentwickler und Steuerberater, aber auch Maschinenbauer. Spätestens im Jahr 2020 dürfte sich im Zuge des oben schon genannten demografischen Wandels die Situation nochmals verschärfen. In der Studie „Willkommen in der volatilen Welt“ von McKinsey wird für 2020 eine Zahl von ca. 2 Millionen fehlender Fachkräfte gesprochen, andere Studien, wie die der Prognose AG aus dem Jahr 2009, gehen sogar von 4,1 Millionen Menschen aus.

Dieter Hundt, der Präsident des BDA, hat daher bereits am 06.12.2010 in der WELT gemahnt, dass „nur wenn sich auf allen zentralen Handlungsfeldern zur Fachkräftesicherung zügig und gleichzeitig etwas bewegt, Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland gesichert werden können.“

Demnach hilft es nichts: Wir müssen schleunigst erkennen, dass das Personal die strategische Schlüsselressource bildet, und umgehend gegengesteuert werden muss gegen die o.g. Prognosen.

Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die es sich nicht leisten können, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, statt sich mit dem Thema vor Ort auseinanderzusetzen, besteht daher ein dringender und sofortiger Handlungsbedarf auf zwei entscheidenden Handlungsfeldern:

– ein verändertes Personalmanagement, das sich über den Tellerrand der juristischen und finanziellen Betreuung hinaus für die Mitarbeiter engagiert (sogenanntes People Engagement).

– neben dem klassischen Marketing, das sich um die Kundenwerbung bemüht, wird das Werben um geeignete Mitarbeiter zu einem der ganz bedeutenden Aspekte des Marketings und der Unternehmenskommunikation (Employer Branding).

Die meisten Großunternehmen haben die Zeichen der Zeit bereits erkannt und investieren verstärkt in diese beiden Bereiche. Doch auch und gerade die KMU’s müssen in Kürze Antworten und Umsetzungsmöglichkeiten in diesen Bereichen finden, um ihr Überleben zu sichern.

Und gerade die Arbeitgebermarke von kleinen und mittelständischen Unternehmen hat nicht nur Nachteile, sondern durch flache Hierarchien und Familienfreundlichkeit auch komparative Vorteile. Über Sozialleistungen und nachhaltige Arbeitsplätze bilden sie in der Regel deutliches Sozialkapital. Und dies oftmals wesentlich glaubhafter als die meisten Großunternehmen. Ein zentraler Hebel liegt dahingehend im Ausschöpfen der vorhandenen Potentiale und der Erhöhung der Attraktivität als Arbeitgeber. Frei nach dem Motto: Tue Gutes und sprich gefälligst auch darüber! Unternehmen sollten sich daher, im Zuge der Ausbildungsförderung, aber auch bereits an den Schulen, frühzeitig um potentielle Mitarbeiter engagieren, um sich als Marke zu etablieren. Zahlreiche Initiativen, wie zum Beispiel „Rock your Life“, die sich um die Förderung von Haupt- und Realschülern verdient macht, bieten hier vielfältige Möglichkeiten. Des Weiteren sind verstärkt Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf notwendig. Denn viele Arbeitnehmer drohen regelrecht zwischen ihren unterschiedlichen Rollen und Aufgaben zerrieben zu werden. Sie haben Kinder, um die sich kümmern müssen, und alte Eltern, die gepflegt sein wollen. Hier können beispielsweise unternehmensübergreifende Kooperationen und Partnerschaften, oder auch sogenannte Public Private Partnerships eine Antwort darstellen, um ausreichend Plätze in Kindergärten und Kindertagestätten, aber auch in Tagespflegeeinrichtungen für betreuungsbedürftige Angehörige anzubieten.

Es ist heute bereits überlebensnotwendig, dass wir die Zeichen der Zeit erkennen und aktiv darauf reagieren. Dies wird jedoch nur dann gelingen, wenn sich kleine und mittelständische Unternehmen branchenübergreifend mit den Vertretern der Städte und Gemeinden engagieren und gemeinsam tragfähige Lösungen zu diesen Themen entwickeln.

In diesem Sinne bis nächste Woche

Ihr Ulrich B. Wagner

Ulrich B Wagner

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Profil des Autors:

Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie. Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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