Elterngeld: Väter-Urlaub mit 27,3% auf neuem Höchststand – Argument für Gender Pay Gap schwindet

Immer mehr Väter nehmen die Möglichkeit des Elterngelds in Anspruch und nehmen sich damit „Väter-Urlaub“, um sich ihren neugeborenen Kindern intensiver widmen zu können. Lag der Anteil für die im Jahr 2008 geborenen Kinder noch bei 21%, stieg der Anteil für im Jahr 2011 geborene Kinder auf 27,3%. Damit hinkt die deutsche Entwicklung zwar weiterhin erheblich den skandinavischen Ländern hinterher, wo rund 80% der frisch gebackenen Väter eine entsprechende Auszeit in Anspruch nehmen – bzw. für eine Karriere sogar in Anspruch nehemen müssen, da der Perspektivenwechsel sowie die persönlichen Erfahrungen im Umgang mit dem eigenen jungen Nachwuchs als unerlässliche soziale Erfahrung für gute Führungsfähigkeiten angesehen werden. Dennoch ist in Deutschland sukzessive eine größere Bereitschaft seitens der Arbeitgeber zu vermerken, die vielfach geforderte bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch tatsächlich umzusetzen – nicht zuletzt, um bei den High-Potentials, die aufgrund des Fachkräftemangels sich ihre Arbeitgeber zunehmend aussuchen können, mit rundum annehmbaren Arbeitsbedingungen zu punkten.

Eines der Hauptargumente für den Gender Pay Gap schwindet damit

Diese Entwicklung könnte auch weiteren Einfluss auf den Gender Pay Gap haben, die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen. Deutschland weist hier mit einer Verdienstlücke von 22% im Jahr 2012 und dem viert schlechtesten Platz  traditionell einen der negativsten Werte innerhalb der EU auf (24% in Westdeutschland und 8% in Ostdeutschland). Der EU-Durchschnitt beträgt 16,4%, die geringsten Unterschiede gibt es in Polen mit 2%, die höchsten in Estland mit 27%.

Die bisher stark ungleiche Verteilung der Erwerbsunterbrechungen zwischen den Geschlechtern ist eine der entscheidenden Ursache und Argumente für den Gender Pay Gap, die geringere Bezahlung von Frauen für die gleiche Arbeit. Nehmen nun immer mehr Väter Elterngeld und damit einen Erziehungsurlaub in Anspruch, kommt es sukzessive zu einer gleichmäßigeren Aufteilung der Erziehungszeiten zwischen Müttern und Vätern und die gravierenden Verdienstunterschiede für Frauen sind nicht mehr länger in diesem Ausmaß zu rechtfertigen.

Elterngeld: Väterbeteiligung mit 27,3 % auf neuem Höchststand

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hat der Anteil der Väter, die Elterngeld in Anspruch nehmen, einen neuen Höchststand erreicht: Demnach haben Väter von 181.000 der insgesamt rund 663.000 im Jahr 2011 geborenen Kinder Elterngeld bezogen, eine Väterbeteiligung von 27,3% und ein Anstieg um 2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Mütter bezogen in durchschnittlich 95% der Fälle Elterngeld.

Väterurlaub nach Bundesländern

Die höchste Väterbeteiligung gab es erneut in Bayern (35,8%) und Sachsen (35,6%). Das Saarland bildet mit 17,5% nach wie vor das Schlusslicht. Auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte wies die thüringische Stadt Jena mit 47,2% die höchste Väterbeteiligung auf, gefolgt vom bayerischen Landkreis Cham (46,2%). In mehr als jedem dritten Kreis (in 143 von insgesamt 402 Landkreisen und kreisfreien Städten) lag die Väterbeteiligung mittlerweile über 30%. Die geringsten Werte gab es in den nordrhein-westfälischen Städten Hagen und Gelsenkirchen mit jeweils rund 10%.

Die Dauer der Inanspruchnahme blieb dagegen nahezu unverändert: Etwas mehr als drei von vier Vätern (77%) bezogen das Elterngeld für maximal zwei Monate. Nur knapp 7% der Väter nutzte die Leistung für zwölf Monate. Mütter hingegen bezogen weiter in neun von zehn Fällen das Elterngeld für zwölf Monate.

Höhe des Elterngeldes

Der durchschnittliche Elterngeldanspruch von Vätern, die vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren, lag im Bundesdurchschnitt bei 1.204 Euro und damit rund 39% höher als der vergleichbare Anspruch von Müttern, die im Schnitt auf 868 Euro kamen.

Deutliche regionale Unterschiede: Der Elterngeldanspruch in den west- und süddeutschen Kreisen liegt mit meist über 1.200 Euro deutlich über dem in den ostdeutschen Landkreisen und kreisfreien Städten (unter 1.000 Euro). Das Lohngefälle zwischen West- und Ostdeutschland setzt sich entsprechend auch bei dem Elterngeldanspruch der Mütter fort – das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen lag in den alten Bundesländern im Jahr 2010 um 32,5% über dem Durchschnitt der neuen Bundesländer, was sich in einem durchschnittlichen Verdienstunterschied zwischen West und Ost von rund einem Drittel niederschlägt.

Tabelle: Statistisches Bundesamt
Tabelle: Statistisches Bundesamt

Detaillierte Ergebnisse der Elterngeldstatistik für im Jahr 2011 geborene Kinder sind im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Soziales/Elterngeld/ElterngeldGeburtenKreise.html abrufbar. Dort stehen auch die Ergebnisse zu allen 402 Landkreisen und kreisfreien Städten zur Verfügung.

(mb)

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