Energiekonzerne und ihre Bosse ohne Energie

Die alten Energiekonzerne bekommen jetzt immer größere Schwierigkeiten. Obwohl sie seit langem hätten wissen können, dass der Ausstieg aus der Kernenergie kommt, waren sie überhaupt nicht darauf vorbereitet. Noch weniger aber sind sie auf das absehbare Ende von Erdöl und Erdgas eingestellt. Das Hauptproblem von E.on, RWE, Vatenfall und EnBw ist nicht das Auslaufmodell Atomkraft, sondern die Kurzsichtigkeit und Zukunftsunfähigkeit ihrer Bosse.

E.on-Chef Johannes Teyssen hat man selten so hilflos und RWE-Chef Großmann selten so kleinlaut gesehen wie in den letzten Tagen. Die Folgen der Zukunftsunfähigkeit der Energiemanager sind für die Konzerne und ihre Mitarbeiter dramatisch.

Sie sehen nach Meinung der Süddeutschen Zeitung so aus: „Bis 2022 entgehen ihnen Gewinne in Höhe von 22 Milliarden Euro, schätzen Analysten. Schon jetzt brechen die Einnahmen ein. Bei E.on um minus 70 Prozent im ersten Halbjahr – der erste Quartalsverlust in der Geschichte. Bei RWE: minus 40 Prozent. Der Aktienkurs von RWE hat sich in den vergangenen sechs Monaten fast halbiert, die Papiere von E.on sind seit Jahresbeginn um 37 Prozent abgestürzt. Die Industrie steht vor einem Scherbenhaufen.“

Ohne jeden Sinn und Verstand haben sich die Energiemanager selbst in die Krise gestürzt. E.on muss jetzt bis zu 11.000 ihrer 86.000 Mitarbeiter entlassen. Und das ist erst der Anfang. Die bisher erfolgsverwöhnten und jetzt plötzlich so erfolglosen und ratlosen Manager können aber für ihre jetzige Misere nicht nur die Energiewende verantwortlich machen. Die Bosse selbst haben bislang die Erneuerbaren Energien sträflich unterschätzt und die fossil-atomaren Energien genau so sträflich überschätzt. Ausgerechnet Energiemanager haben die zukünftige Energiewelt verkannt und verschlafen.

Dass die Zukunft nur den unendlich vorhandenen, preiswerten, umweltfreundlichen aber dezentral zu organisierenden Erneuerbaren Energien gehört, weiß zwar jedes Kind, aber die hochbezahlten Vertreter einer zentralistisch organisierten Energie-Wirtschaft haben es einfach nicht begreifen wollen. Sie waren und sind mit ihrem Tunnelblick auf die alten Energieträger total ideologisiert und jetzt isoliert.

Über 80 Prozent der Deutschen wollen die Wende.

Es gibt jedoch keine RWE-Sonne und keinen E.on-Wind. Die erneuerbaren gehören allen und deshalb kann die Energiewende nur demokratisch organisiert, also die Energiewende des Volkes, werden.

Was könnten die Konzerne jetzt noch tun?

Sie könnten rasch einsteigen in die Produktion der erneuerbaren Energie-Technologien. Diese würden dann schnell preiswerter als heute. Ein neues Geschäftsmodell müsste den Bau kleinerer und flexibler Gaskraftwerke vorsehen, Speichertechnologien für Sonnen- und Windkraft entwickeln, sich auf mehr Wettbewerb mit dem Mittelstand einstellen sowie die neu benötigten Netze und Speicher ausbauen.

So könnten auch die alten Energiekonzerne dazu beitragen, die politisch beschlossene Wende nicht länger zu behindern, sondern zu forcieren und sich endlich ihrer Verantwortung für die Zukunft zu stellen.

Quelle: © Franz Alt 2011

 

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