Enttäuschung als Schlüsselmoment

… aus der wöchentlichen Business-Kolumne von Ulrich B Wagner mit dem Titel „Me, myself and I – eine Reise in sich hinein und über sich hinaus„.

   Heute:  Enttäuschung als Schlüsselmoment …
oder: Wie der Umgang mit Enttäuschungen über Erfolg entscheidet

Am Ende wird alles gut!
Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.

(Oscar Wilde)

Solange jemand nicht selbst etwas tut, wird sein Leben
durch die Menschen und Dinge bestimmt, die darin auftreten.

(Cees Nooteboom, Rituale)

Wir planen, werden verplant oder lassen es gar zu, verplant zu werden, weil es so schön einfach ist, wenn Andere für uns planen und/oder Entscheidungen treffen. Unser Leben, unsere Träume, die Sicht auf uns und unser Umfeld bzw. die Welt an sich wird häufig durch vorgefertigte Stereotypen und Annahmen beeinflusst. Ich glaube, es war John Lennon, der einmal in diesem Zusammenhang den Satz prägte: Leben ist das, was passiert, während Du eifrig dabei bist, andere Pläne machen.

Wie viele Möglichkeiten, Chancen oder wertvolle Erlebnisse gehen uns verloren, weil wir gerade vom Leben enttäuscht sind, weil es nicht unseren Erwartungen oder Träumen entspricht, die wir uns von ihm gemacht haben?

Schmollend, beleidigt und missmutig ziehen wir uns in unsere Ecke zurück und beklagen die Ungerechtigkeit dieser Welt. Alles muss nun mal funktionieren. Und natürlich am besten auch bitte so, wie wir es uns in unserem Kopf vorstellen oder vorgestellt haben. Obwohl  uns doch die altbekannte Redewendung Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt, davor gefeit bzw. uns zumindest ein wenig auf Enttäuschungen oder den Umgang mit ebensolchen vorbereitet haben könnte.

Was funktioniert, was nicht funktioniert, und wie viel Dysfunktion eine Gesellschaft braucht, um zu funktionieren, darum geht es auch in John Maddens neuen Film Best Exotic Marigold Hotel, der letzte Woche in den deutschen Kinos angelaufen ist. Die Geschichte ist kurz erzählt: Sieben britische Rentner wagen ihren Neuanfang in einer indischen Residenz und sind buchstäblich not amused, als sie den in Prospekten als luxuriös angekündigten Altersruhesitz in der indischen Metropole Jaipur leibhaftig vor Augen haben.

Hochrangig besetzt verklärt der Film nicht, verliert sich auch nicht in Gefühlsduselei. Er überzeugt. Und das nicht nur durch farbenfrohe Bilder, erstklassige Schauspieler und spritzige Dialoge. Durch seine authentische Lebensbejahung und Lebensfreude wird er zudem zu einem Katalysator, einer Anleitung für seelische Reinigungsprozesse, Lebensbestandsaufnahmen und Erneuerung durch Erfahrungs-gewinn.

Wir haben es uns angewöhnt, die Dinge immer von ihrem Ende her zu betrachten oder dem, was wir für dieses halten, und bewerten anhand dieser Ausschnitte unser Leben und unser Wohlbefinden.

Wenn es jedoch wirklich stimmt, was Oscar Wilde mit dem einführenden Aphorismus sagt und den auch der junge Hotelbetreiber Sunny in John Maddens eleganter Komödie verwendet, dann handelt es sich bei den Dingen, die uns, teilweise schmerzhaft, enttäuschen, lediglich um ein vorläufiges Ende. Um einen Zwischenzustand, eine betrüblichen Unterbrechung. Denn das wirkliche Ende ist demnach ja folgerichtig daran zu erkennen, dass es gut ist.

Wann ist es wirklich das Ende, oder gibt es nicht immer auch eine Chance zur Kehrtwende und zur Neuaufnahme unter anderen Vorzeichen? Es war, glaube ich, Henry Ford, der einmal sagte Es gibt mehr Menschen, die kapitulieren als solche die scheitern, um an anderer Stelle auszuführen, dass Hindernisse, diese furchterregenden Sachen seien, die man dann sieht, wenn man sein Ziel aus den Augen verliert.

Erfolg oder ein glückliches Leben beruhen demnach im Großen und Ganzen darauf, wie wir mit unseren Enttäuschungen und/oder den kleinen oder größeren Niederlagen in unserem Leben umgehen. Sehen wir sie als Ende oder als Chance für einen Neuanfang? Gar für eine gelungene Ent-täuschung?

Ent-täuschungen helfen uns nämlich, eben diese Täuschung oder Täuschungen zu erkennen, die uns unser Ziel vernebelten und zur Kapitulation verführen.

Wir haben es in der Hand. Wir können es tun. Wir allein bestimmen, wann etwas wirklich zu Ende ist. Denn jedes Ende kann ein Neuanfang sein, wenn wir uns nicht von anderen Menschen und den Dingen um uns herum bestimmen lassen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen mehr Mut für einen Neuanfang, so dass am Ende alles gut wird.

Ihr Ulrich B Wagner

Zum Autor:

Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main.

Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie.

Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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