Erfolgsstrategien ab dem 101. Tag

… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Die ersten 100 Tage zählen! So machen Sie ihre ersten 3 Monate als Führungskraft zum Erfolg“ von Volker Schneider.

Geschafft! Die ersten 100 Tage sind erfolgreich verlaufen. Das Wichtigste an diesem 100. Tag ist zu feiern. Ja, richtig. Ich empfehle unserer neuen Führungskraft diesen Erfolg zu feiern. Sich zu belohnen. Sich etwas Besonderes zu gönnen. Sie hat es sich verdient.

Und eine kleine Ansprache an das Team. Dank für die Unterstützung und den Einsatz. Gerne auch die eine oder andere Anekdote aus den letzten Wochen. Und natürlich will unsere Führungskraft die gute Zusammenarbeit intensivieren, um gemeinsam mit dem Team weiter erfolgreich zu arbeiten. An dieser Stelle sollte die Führungskraft vermeiden, Wasser in den Wein zu schütten. Sie sollte jetzt nicht den Zeigefinger erheben und auf die Herausforderungen der Zukunft eingehen, nämlich in einem schwierigen Umfeld, in einer komplexen Welt mit steigenden Anforderungen und immer weniger Personal, weil einige wohl auch entlassen werden müssen, wegen des steigenden Kostendrucks, der drohenden Kriegsgefahr in weiten Teilen der Welt durch schwindende Ressourcen wie Öl und Wasser, Hungersnöten, Erderwärmung….. .

Ich erwähne das, weil Führungskräfte hin und wieder dazu neigen, positive Aspekte mit der „Aber-Funktion“ zu verbinden. „Das haben wir gut gemacht, aber wir hätten es auch noch besser machen können“. „Wir waren in den letzten 3 Monaten erfolgreich, aber die Zukunft birgt viele Risiken und stellt eine große Herausforderung dar.“ Führungskräfte wollen anscheinend vermeiden, dass sich die Mitarbeiter auf den verteilten Lorbeeren ausruhen. Diese Gefahr sehe ich nicht, denn es kommt ja noch der 101. Tag.

Der 100. Tag ist auch nicht der Tag für Geheimnisse. Das Umfeld, Kollegen und Vorgesetzte, sollen und müssen erfahren, wie die letzten 3 Monate verlaufen sind und welche Veränderungen und Erfolge die Führungskraft gemeinsam mit ihrem Team erreicht hat. Es war eine sehr intensive Zeit, fast unglaublich, dass erst 3 Monate vergangen sind, in der unsere Führungskraft gut aufgenommen und von vielen Seiten unterstützt wurde. Das Team hat in dieser Zeit die Veränderung mitgestaltet und die Quick-Wins erst möglich gemacht. Ob die Führungskraft persönliche Gespräche, einen schriftlichen Zwischenbericht oder eine Präsentation vor entsprechenden Gremien nutzt, hängt von der jeweiligen Situation ab. Wichtig dabei ist, nicht zu übertreiben. Es geht um eine seriöse Auseinandersetzung mit den vergangenen 3 Monaten mit einem klaren und positiven Tenor.

Dies ist auch der Zeitpunkt, zu dem in den Augen des Umfelds die neue Führungskraft zur Führungskraft wird, also etabliert ist. Die Führungsarbeit geht nun in den „Normalbetrieb“ über. Die ersten 100 Tage haben Erwartungen erzeugt, die es in der Folge zu erfüllen gilt.

Der 101. Tag beginnt mit Nachdenken. Zunächst alleine, dann mit dem Team. Die Vorgesetzten und die Kollegen nicht vergessen. Was ist gut gelaufen? Was lief weniger gut? Welche Ziele wurden erreicht, welche eher nicht? An diesem Tag wird die kritische Bilanz der vergangenen 100 Tage gezogen. Und diese Bilanz ist nicht deshalb wichtig, um sich an Erfolgen nochmal zu berauschen oder wieder und wieder über Fehler zu ärgern. Diese Bilanz ist deshalb wichtig, weil sie die Basis für das weitere intelligente Handeln heute und morgen bildet.

Einige Aspekte, die ich in dieser Kolumne schon besprochen habe, behalten ihre Wichtigkeit und Gültigkeit. Der 101. Tag ist ein guter Zeitpunkt für die Führungskraft über sich, also die eigenen Werte, Motive und Rolle wieder nachzudenken. Wie haben sich diese Themen in den letzten 3 Monaten ausgewirkt? Hat sich etwas verändert? Was bedeuten diese Erkenntnisse für die nächste Zeit?

Es ist ein guter Zeitpunkt, die alten und neuen Rituale und die ausgesendeten Signale kritisch zu betrachten. Die Beziehung zu dem eigenen Team sollte belastbar genug sein, unnütze oder gar schädliche Rituale zu ändern oder abzuschaffen. Für sinnvolle und nützliche Rituale muss gleichwohl sichergestellt werden, wie diese gepflegt und weiterentwickelt werden. Für die Signale gilt natürlich gleiches.

Es ist der richtige Zeitpunkt, seine Netzwerke und Beziehungen zu überprüfen. Die Führungskraft nimmt ihre Diagramme zur Hand und bewertet diese neu. Welche Personen sind nun Mitspieler, welche Gegenspieler? Bin ich auf dem richtigen Weg? Aus diesen Überlegungen leitet unsere Führungskraft die Strategien für die nächsten Wochen und Monate im Umgang mit dem eigenen Netzwerk ab. Sie muss dabei berücksichtigen, nicht mehr als neue, sondern als etablierte Führungskraft betrachtet zu werden.

Und natürlich ist es der beste Zeitpunkt das Navigationsgerät neu einzustellen. Die Führungskraft überprüft die Ziele und deren Erreichbarkeit. Falls notwendig, werden die Ziele und die Wege dahin neu definiert.

Alle diese Überlegungen haben Einfluss auf meinen letzten wichtigen Aspekt. Die Teamentwicklung. Der permanente Prozess der Teamentwicklung soll im besten Fall ab dem 101. Tag eine entscheidende Veränderung erhalten. In den ersten 100 Tagen brauchte die neue Führungskraft noch viel Unterstützung aus dem Team. Bei vielen Themen hat sie mehr kontrolliert und mehr Informationsschleifen gedreht als wirklich notwendig gewesen wäre. Jetzt sollte es das Ziel der Führungskraft sein, die Selbstverantwortung der Mitarbeiter schnellstmöglich zu stärken und für Klarheit der Rollenverteilung von Führungskraft und Teammitglieder zu sorgen.

Eigentlich ganz einfach: die besondere Situation der neuen Führung ist nun beendet. Es gilt jetzt, mit dem Team Wege zu finden, auch im „Normalbetrieb“ erfolgreich zu sein.

Ihr Volker Schneider

Zum Autor:

Volker Schneider ist Dipl. Betriebswirt, Speaker, Trainer und Coach. Er gilt als maßgebender Experte für Führungsintelligenz. Seine Karriere begann er im Polizeidienst als Streifenbeamter und Zivilfahnder. Danach wechselte er in die Wirtschaft, wo er lange Jahre erfolgreich in verschiedenen Geschäftsführerpositionen und als Vorstandsvorsitzender einer mittelständischen Aktiengesellschaft tätig war.

Heute ist er Inhaber eines Beratungsunternehmens und gibt sein Wissen zum Thema „Intelligenz führt“ in seinen souveränen und humorvollen Vorträgen weiter. In seinen fundierten Seminaren vermittelt der Experte, wie Führungsintelligenz als Antwort auf die Komplexität in Unternehmen aktiv zu implementieren ist. In seinen Coachings unterstützt er auf Augenhöhe Führungskräfte dabei, ihre Führungsrollen und ihr Führungsverständnis weiter zu entwickeln und ihre Mitarbeiter zu aktiven Mitgestaltern des Unternehmens zu machen. „Erfolgreiche Unternehmen brauchen intelligente Führungskräfte – keine Vorgesetzten“ ist seine Kernbotschaft.

Volker Schneider ist Professional Member der GSA – German Speakers Association. Weitere Informationen finden Sie auf seiner Website unter www.volkerschneider.net.

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