Es geht auch anders: Strategieentwicklung im 21. Jahrhundert

Unternehmen, die heute ihre Strategien entwickeln und umsetzen, greifen dabei nach wie vor auf traditionelle Ansätze zurück. Für bestimmte Themen sind diese immer noch gültig. Wenn es jedoch um Innovationen und Wachstum geht, müssen neue Wege beschritten werden. Dr. Marc Sniukas zeigt auf, wie die Strategieentwicklung im 21. Jahrhundert aussieht.

Traditionelle Strategieentwicklung

Die traditionellen Instrumente der Strategieentwicklung funktionieren heute nur noch bedingt. Langfristige Pläne, Wettbewerbsanalysen, Konkurrenten-Benchmarking, Kostensenkungen und Prozessoptimierung führen in dem durch Unsicherheiten geprägtem Umfeld des 21. Jahrhunderts nur zu mehr Wettbewerbsdruck. Nicht, dass diese Dinge nicht notwendig wären; aber Differenzierung vom Wettbewerb und neues Wachstum erreichen Sie damit ganz sicher nicht.

Dazu kommt der etablierte Strategieprozess bestehend aus umfassenderer Planung, Entwicklung von strategischen Optionen, gefolgt von Ausarbeitung der Umsetzungsplanung, und schlussendlich der Implementierung. In sich schnell verändernden Märkten kann es dann schon mal vorkommen, dass die Analyse schon vor der Fertigstellung der neuen Strategie veraltet und nicht mehr aussagekräftig ist. Klar, dass Mitarbeiter und das Management dann frustriert sind. Wachstum und Differenzierung lassen sich so sicher nicht erreichen. Aber es geht auch anders.

„Planen: Sich um die beste Methode zur Herbeiführung eines zufälligen Ereignisses sorgen.“ Ambrose Bierce, Des Teufels Wörterbuch.

Strategieentwicklung im 21. Jahrhundert

Unternehmerische Strategieentwicklung orientiert sich an simplen Ideen, Chancen am Markt, und legt dabei wenig Wert auf langfristige und detaillierte Planung. Und so funktioniert der Prozess.

Schritt 1: Entwickeln Sie die Idee

Strategien sollte sich an Ihren Unternehmenszielen orientieren. Die Werbeagentur Saatchi & Saatchi zum Beispiel hatte sich zum Ziel gesetzt, den Umsatz durch ein neues Geschäftsfeld zu steigern. Das Unternehmen hatte beobachtet, dass die Kunden nicht zufrieden mit ihrer Innovationskraft waren und die Unternehmensspitze von Saatchi & Saatchi dachte sich, sie könne doch die kreativen Köpfe aus der Werbebranche nutzen. Gesagt, getan. Saatchi & Saatchi dachte sich ein entsprechendes Angebot aus und legte los. Die Idee bestand darin einen speziellen Innovationprozess anzubieten, der zu dieser Zeit noch nicht wirklich entwickelt war, und sie am Erfolg der Innovationen zu beteiligen, indem ein Teil des Honorars vom Erfolg der Innovation im Market abhängig gemacht wurde.

Schritt 2: Testen Sie Ihre Idee

Sobald Sie Ihre Idee haben, vertrödeln Sie nicht zu viel Zeit damit diese bis ins kleinste Detail perfekt auszuarbeiten. Testen Sie die Idee sofort. Dabei gibt es drei Tests, die Ihre Idee bestehen sollte.

  1. Fragen Sie sich, ob die Idee für Ihr Unternehmen Sinn macht und, ob Sie diese auch wirklich realisieren können. Haben Sie Zugang zu den nötigen Kunden? Können Sie sich die Anfangsinvestitionen leisten? Haben Sie die richtigen Leute, die Kompetenz und Ressourcen, um die Idee umzusetzen?
  2. Fragen Sie bestehende oder potentielle Kunden, was die von Ihrer neuen Strategie und Ihrem neuen Angebot halten. Wenn Sie Partner brauchen, um die Idee umzusetzen und die neue Strategie erfolgreich zu machen, fragen Sie auch diese, was sie davon halten.
  3. Suchen Sie sich eine Handvoll Kunden aus und probieren Sie die neue Strategie mit diesen aus.

Kleine Schritte und Tests bewahren Sie davor, unnötig viel Geld in eine Strategie zu investieren, wie vielleicht gar nicht funktioniert.

Wichtig hierbei ist, dass Ihre Strategie bis hierher noch nur eine Idee ist. Dennoch müssen Sie schon mit der Umsetzung anfangen und mit einigen Kunden Geschäfte tun. Nur so können Sie lernen, was funktioniert, was nicht, und was daher noch weiterentwickelt oder angepasst werden muss. Es mag etwas paradox klingen, aber Sie müssen schon umsetzen, während Sie noch nicht alle Details geplant haben, damit Sie wissen können welche, Details Sie überhaupt noch planen und überarbeiten müssen.

Saatchi & Saatchi hat seine bestehenden Kontakte zu Unternehmen genützt, um diesen die neue Strategie vorzustellen. Ein Kunde war so begeistert, dass er gleiche die gesamte Kapazität des neuen Innovations-Teams für 6 Monate kaufte.

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Dr. Marc Sniukas ist Experte für Strategische Innovation (Bild: © Dr. Marc Sniukas)

Bei der Arbeit wurde dann schnell klar, was gut funktioniert und was nicht. Für Saatchi & Saatchi war es zum Beispiel eher unvorteilhaft zu warten bis das Produkt am Markt war, und erst dann bezahlt zu werden. Daraufhin wurden die Zahlungseingänge an die Erreichung bestimmter Meilensteine im Innovationprozess geknüpft. Das Risiko für den Kunden hält sich somit immer noch in Grenzen, da bei Nichterreichen eines Meilensteins kein Honorar anfällt.

Schritt 3: Skalieren Sie Ihre neue Strategie.

Nach einigen Schleifen von Ausprobieren, Lernen, Adaptieren, erreichen Sie einen Punkt, an dem Sie genug Erfahrung gesammelt haben, und die Strategie ausreichend gut funktioniert, um großflächig ausgerollt zu werden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um größere Investitionen zu tätigen, Mitarbeiter anzustellen, oder mit dem neuen Geschäft vielleicht sogar ein neues Unternehmen zu gründen.

Nach einiger Zeit hat Saatchi & Saatchi ein eigenes Unternehmen gegründet, das sich jetzt voll und ganz auf Innovation konzentriert.

Über den Autor

Dr. Marc Sniukas ist Experte für Strategische Innovation, Autor von The Art of Opportunity (Wiley 2016), und Gründer von www.businessmodelgallery.com, der weltweit größten Geschäftsmodell-Datenbank. Er unterstützt globale Unternehmen bei der Entdeckung und Umsetzung neuer Wachstumsstrategien. Mehr über Dr. Marc Sniukas erfahren Sie unter www.sniukas.com.

Video zum Buch The Art of Opportunity

The Art of Opportunity from Parker Lee on Vimeo.

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