Es gibt schon alles, aber leider von verschiedenen Anbietern

Sabine Piarry, Webinare, Online Meetings, Vernetzungsspezialistin, Webinar-Expertin
(Foto: © Sabine Piarry)

Im Rahmen der mehrteiligen Interviewreihe zum Thema „Webinare & Online Meetings“ sprechen wir am heutigen Donnerstag, 10. April 2014, nochmals mit Vernetzungsspezialistin und Webinar-Expertin Sabine Piarry. Wir gehen heute detaillierter auf Anbieter/Tools, technische Funktionen, Handhabung, Einsatz, Zubehör et cetera ein. Zugleich wird sie einige Ergebnisse ihrer Studie vom letzten Jahr vorstellen.

Am Montag, 07. April 2014, haben wir bereits im 1. Interview mit Sabine Piarry über das Thema „Webinare: Eine neue Lernqualität erschaffen“ gesprochen. Am Dienstag folgte das Gespräch mit Torsten Kämper von edudip zu seiner webbasierten Plattform für Online-Seminare.

Interview mit Sabine Piarry

Schönen Guten Tag Frau Piarry, im ersten Interview mit Ihnen haben wir uns allgemein zum Thema Webinare ausgetauscht. Lassen Sie uns heute die technischen Facetten betrachten. Im Markt gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Webinar-Technologien beziehungsweise -Plattformen. Welche sind auf Ihrer Sicht interessant zur Betrachtung?

Ich habe im Herbst 2013 eine Umfrage im Rahmen der Webinarfuchs Roadshow durchgeführt. Lassen Sie uns doch die Ergebnisse der Studie in einem Video anschauen.

Am häufigsten werden bei KMU´s und Selbstständigen Edudip, Spreed und GoToWebinar von Citrix genutzt. Im Firmenbereich spielen Webex, Citrix und Adobe Connect eine führende Rolle.

Sabine Piarry, Webinartools
(Bild: © Sabine Piarry)

 

Viele Webinartools sind bekannt (siehe oben, zweite Spalte „kenne ich“), aber kommen dennoch weniger zum Einsatz. Spannend ist, dass Google Hangouts trotz hoher Bekanntheit noch nicht in der Masse angewendet wird. Da heißt es gespannt hinzuschauen, was passiert. Cliqmeet, Dozeo und Clickmeeting dürfen zulegen, um sichtbarer zu werden.

Gibt es hier Unterschiede?

Ja, es gibt Unterschiede zwischen den Webinartools. In der Umfrage haben zwei Teilnehmer treffend kommentiert: „Es gibt schon alles, aber leider von unterschiedlichen Anbietern.“ Es gibt tatsächlich schon vieles, aber ich bin der Meinung, dass da noch viel mehr kommen wird: Webinarräume, in denen wir effektiver zusammenarbeiten können, um das Gelernte gleich umzusetzen, sei es in kleinen oder auch in größeren Gruppen.

Was sollte eine Webinar-Technologie an Basis-Funktionen unbedingt mitbringen?

Eine saubere Ton- und Bildqualität sind unverzichtbar. Auch wenn das Livebild in dieser Umfrage als weniger wichtig eingestuft wurde, gewinnt es immer mehr an Bedeutung. Mit einem Livebild schaffen wir emotionale Nähe und diese ist notwendig, um Vertrauen aufzubauen.

Sabine Piarry, Webinar, Qualität
(Bild: © Sabine Piarry)

 

Ein Muss ist heutzutage auch gute Präsentationsmöglichkeiten, Chatfunktion, anonyme Umfragen, Sprechfunktion und Screen-Sharing (Übertragen des eigenen Bildschirms). Auch die Einbettung von Videos werden immer gefragter, um Themen zu veranschaulichen.

Sabine Piarry, Webinar, Webinarraum, Umfrage, Studie
(Bild: © Sabine Piarry)

Darüber hinaus ist es auch gut zu wissen, was für die Teilnehmer generell rund um Webinare wichtig ist. Die wichtigsten Punkte bei der Umfrage waren: Leichter Zugang für Teilnehmer, Erinnerungs-E-Mails und einfache Funktionen.

Sabine Piarry, Webinar, Studie, Umfrage
(Bild: © Sabine Piarry)

 

Man sieht aus den Ergebnissen hier gut, dass eine einfache Handhabung, die den User nicht überfordert, sehr, sehr wichtig ist. Also heißt die Maßgabe: einfach, einfach, einfach.

Was sind hilfreiche Zusatzfunktionen, die ein Webinar möglichst interaktiv gestalten lassen?

Die Funktionen habe ich gerade kurz erwähnt. Was entscheidend ist: Die interaktiven Zusatzfunktionen wirklich sinnvoll zu nutzen. Zum Einstieg ins Webinar eignen sich anonyme Umfragen für Erfahrungen und Kenntnisse. Damit weiß der Referent, wo die Teilnehmer stehen. Lassen Sie uns dies an einem Beispiel besprechen: Wenn Sie ein WordPress-Webinar anbieten und anfangs die Kenntnisse (beispielsweise habe schon ein Blog, arbeite mit Plugins et cetera) abfragen, können Sie im Verlauf des Webinars auf den Kenntnisstand der Teilnehmer eingehen.

Die Chatfunktion eignet sich meist gegen Ende des Webinars gut für einen Dialog mit den Teilnehmern, denn schließlich möchten Sie sicher später auch im Dialog bleiben. Wenn dem so ist, starten Sie bereits im Webinar damit.

Wir erleben immer wieder Webinare, die mit und ohne Kamera durchgeführt werden. Was würden Sie empfehlen, mit oder ohne Kamera?

Das ist eine heikle Frage. Grundsätzlich gilt: Wer einigermaßen gut rüberkommt, sollte die Kamera anmachen und dabei auch daran denken, immer wieder in die Linse zu schauen. Üben kann man das in kleinen Schritten, indem Sie anfangs zur Begrüßung die Kamera einschalten und dann wieder ausblenden, bis Sie sich im Webinarraum richtig wohlfühlen. Ich schalte die Kamera dann aus, wenn ich merke, dass Teilnehmer ein Problem mit der Bandbreite haben. Videos benötigen einiges an Internetgeschwindigkeit.

Was für ein Zubehör benötige ich denn, um Webinare erfolgreich durchführen zu können?

Neben einem PC mit Internetanbindung benötigen Sie ein Headset (empfehlenswert mit Stummschaltetaste und USB-Anschluss), eine (integrierte) Kamera und eine gute Beleuchtung, damit Ihr Gesicht nicht im Dunklen ist.

Teilweise müssen Teilnehmer ein „kleines“ Zusatzprogramm herunterladen, damit die jeweilige Webinarplattform läuft. Das verursacht bei manchen Usern Kopfschmerzen. Wie sehen Sie dies?

„Alles Gewohnheit“ kann ich nur sagen und kein Grund, Webinare nicht auszuprobieren. Um Videos auf YouTube zu schauen, brauchen wir ja auch einen Flash Player oder zum Lesen eines PDF-Dokuments den entsprechenden Reader. Das sind Mini-Programme, die schnell installiert sind.

Ein großes Thema ist ja auch die Internetanbindung und die damit verfügbare Bandbreite. Was muss hier beachtet werden?

Die Internetanbindung war in 2010 die größte Barriere für mich, meine Präsenzseminare in den virtuellen Raum zu verlegen. Ich arbeite meist mit einer 2.000er Verbindung in Südfrankreich und es ist die Ausnahme, dass es technische Komplikationen, wie zum Beispiel Tonaussetzer, gibt. Aber auch meine 16.000er Verbindung in Deutschland ist keine 100-Prozent-Garantie. Webinare sind Technik und Technik kann auch mal meutern. Mein Tipp: Wenn etwas unvorgesehen läuft, gelassen bleiben. Und bei großen Webinaren am besten mit einem Co-Moderator, dann kann nichts schiefgehen. Noch ein Tipp: Man sollte das Webinar vielleicht nicht zeitgleich zu einem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft oder den ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl legen, denn da können auch stabile Leitungen heiß laufen beziehungsweise in die Knie gehen. Wenn man an Webinaren mobil teilnehmen möchte, muss man noch mit mehr Pannen rechnen, aber auch da haben die Anbieter einiges in der Pipeline, wie wir in den weiteren Anbieter-Interviews lesen dürfen.

Frau Piarry, danke für die interessanten Ausführungen, die sicherlich sehr hilfreich sind. In den nachfolgenden Interviews werden wir uns weitere technische Webinar- und Online-Meeting-Plattformen anschauen.

Das Interview mit Sabine Piarry führte Oliver Foitzik, Herausgeber von AGITANO.

Im nächsten Interview, welches am Freitag, den 11. April 2014, erscheint, werden wir uns dann das nächste Webinar-Tool, nämlich dozeo, anschauen. Wir freuen uns auf Sie.

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?