EU-Kommission will ab Mitte 2012 eine EU-weite Frauenquote einführen

Die EU-Justizkommissarin Viviane Reding startet am heutigen Montag eine öffentliche Anhörung mit dem Ziel einer EU-weiten Frauenquote. Die Diskussion soll bis Ende Mai andauern. Im Sommer sollen dann konkrete Vorschläge erfolgen. Reding wies dabei auf die Fortschritte in den Ländern hin, die bislang eine verpflichtende Quote eingeführt haben. So ist der Anteil von Frauen in Spitzenjobs in Frankreich seit der Einführung der Frauenquote im vergangenen Jahr von zwölf auf 22% gestiegen – innerhalb von 3drei Jahren müssen 20% und innerhalb von sechs Jahren 40% erreicht werden. Norwegen wiederum hat bereits 2003 eine 40% Quote für die Verwaltungsräte von Unternehmen beschlossen. Reding sei selbst „kein Fan von Quoten. Aber ich mag die Ergebnisse, die Quoten bringen. Wo es gesetzliche Regeln gibt, gibt es Fortschritte.“ Die bisherige Regelung einer freiwilligen Selbstverpflichtung sei hingegen unbefriedigend verlaufen.

Reding wies auf Umfragen hin, wonach unter den EU-Bürgern eine deutliche Mehrheit für die Einführung einer Frauenquote in Unternehmen bestehe. Laut dem neuesten Eurobarometer haben sich drei von vier Europäern für eine gesetzliche Frauenquote ausgesprochen, damit Frauen bei gleicher Qualifikation dieselben Chancen auf Spitzenposten in Unternehmen bekommen. Die Diskussion verläuft auch in Deutschland quer zu den einzelnen Bundes-Ressorts und innerhalb der Regierungsparteien. Das Bundesministeriums für Arbeit und Soziales von Ursula von der Leyen hat sich für eine gesetzliche Frauenquotenvorgabe ausgesprochen, nachdem die bisherige Selbstverpflichtung der Wirtschaft ergebnislos geblieben wäre. Familienministerin Schröder hingegen lehnt eine solche Quote allerdings ab und ist nach wie vor für eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen.

Mitte 2011 hatten sich 70% der Deutschen in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundesfamilienministeriums für eine gesetzliche Frauenquote für die Führungsetagen von Unternehmen ausgesprochen. Einen entsprechenden Vorstoß unterstützen 79% der Frauen und 62% der Männer.

Mit dem Stand August 2011 saßen in über 90% der 100 größten deutschen Konzerne keine einzige Frau in den Vorständen. Bei den 200 größten Unternehmen lag der Frauenanteil in den Vorständen Anfang 2011 lediglich bei 3,2% und nur fünf der 186 Vorstandssessel waren bei den 30 Dax-Konzernen mit weiblichen Managern besetzt.

Die Unternehmen könnten durch eine Frauenquote allerdings in zweierlei Hinsicht Geld einsparen: Frauen verdienen im Durchschnitt für die gleiche Arbeit in Deutschland nach wie vor 23% weniger Gehalt. Zudem ist der typische Wirtschaftskriminelle laut dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG Schweiz in der deutlichen Mehrheit eine männliche Führungskraft: Wirtschaftskriminelle sind statistisch zu 87% männlich, zu 82% Führungskraft, zumeist im Finanzbereich oder im Vertrieb tätig und zu 76% zwischen 36 und 55 Jahre alt. 53% der Wirtschaftskriminellen sind in den höheren Hierarchieebenen ansässig, also der Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat. Als Motiv identifizierte KPMG vor allem persönliche Geldgier, Budgetkürzungen, Leistungsdruck, Veränderungen der persönlichen Lebensumstände (zu teurer Lebensstil), zu hoch gesteckte Arbeitsziele sowie auch oft lückenhafte Kontrollmechanismen.
(mb)

 

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