Fachinterview mit Richard de Hoop, Motivationstrainer und 5-Sterne-Redner

Richard de Hoop ist in seiner Heimat, den Niederlanden, seit 1995 als Keynote-Speaker im Bereich Teambuilding, Motivation und Führung tätig und absolviert pro Jahr mehr als 100 hochkarätige Auftritte in Holland und Europa. Der Motivationstrainer, 5-Sterne-Redner und Mitglied der German Speaker Association (GSA) nutzt in seinen Vorträgen Musik als Metapher und Inspirationsquelle für Teambuilding in Unternehmen. Als Experte für Motivation bringt er seine Erfahrung aus seinen Bühnenshows und Coachings zu den Themen passion@work und Teambuilding ein. Die Botschaft dabei ist, dass nur das harmonische Zusammenspiel aller Teammitglieder – das Orchester – unter Leitung einer motivierten Führungspersönlichkeit – des Dirigenten – nachhaltigen Unternehmenserfolg garantiert. In seinen motivierenden Vorträgen zeigt er, wie erfolgreiche Teams und große gemeinsame Leistungen entstehen. (Zum Audio-Podcast.)

Schönen guten Tag Herr de Hoop. Sie sind 5-Sterne-Redner und Member der German Speakers Association. Worum geht es in Ihren Vorträgen genau, was ist Ihre Hauptbotschaft?

Meine Hauptbotschaft für Mitarbeiter und Führungskräfte ist, bitte macht die Arbeit mit strahlenden Augen. Weil dann weiß ich auch genau, dass die Leute die richtigen und für sie passenden Aufgaben haben. Also sollten die Führungskräfte dafür sorgen, dass die Mitarbeiter tatsächlich strahlende Augen haben. Das ist meine Hauptbotschaft, aber natürlich habe ich noch sehr viele mehr dazu zu sagen. Aber letztendlich sollte das immer das Endergebnis sein.

Heißt das nun, nur wer gut gelaunt ist und das auch authentisch rüber bringt, der kann dasselbe dann auch bei seinen Mitarbeitern erzielen?

Ja, das geht in die richtige Richtung, aber es geht nicht nur um gute Laune, sondern um viel mehr. Wenn die Augen von jemandem strahlen, dann sieht man, dass er den richtigen Job macht. Extrovertierte Leute zeigen ihre Gefühle leichter, aber introvertierte zeigen das nicht so sehr, da kann man das dann an den Augen sehen, ob sie am richtigen Platz eingesetzt sind. Das heißt, dass die Herausforderungen und die Fertigkeiten zusammenpassen – also nicht zu anstrengend und auch nicht zu langweilig, nicht zu über- und auch nicht zu unterfordernd. Das meine ich mit Augenstrahlen. Das ist weit mehr als nur gute Laune.

Sie haben ein schönes Bild hierfür gefunden: Sie vergleichen die Charaktere von Menschen mit Musikinstrumenten. Das Mittel zum Erfolg ist dann die Harmonie in der Teamarbeit, also ein effizientes, wohlklingendes Unternehmensorchester – und das Ziel ist letztlich Standing Ovation für die eigene gelungene Performance. Wie kann man sich das nun genau vorstellen? Und wie kamen Sie auf dieses Bild? Wie kann man Menschen mit Musikinstrumenten vergleichen?

Ich meine, es ist ab und zu schon ganz gut, mal in eine Bar zu gehen. Da ist tatsächlich diese Idee geboren worden. Ich war da mit zusammen mit Frank von der Heyde, dem aktuellen Musical Director von David Garrett [dem Stargeiger aus Aachen mit Weltruhm]. Mit ihm hatte ich ungefähr 15 Jahre zusammengearbeitet und schon als Jugendlicher in einer Band gespielt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein Trainings- und Coachingunternehmen. Und wir haben sehr viel über die zwischenmenschliche Zusammenarbeit geredet, wann klappt es, wann klappt es nicht. Was bestimmt die Chemie? Und da kam mir die Idee, die Charaktere von Menschen mit Instrumenten zu vergleichen. Es ist nun mal tatsächlich oft der Fall, dass Menschen, die Bass spielen auch etwas ruhigere Typen sind. Trompeter sind hingegen meistens die Typen, die auch viel Power geben. So hat das angefangen. Aber die Metapher wirkt in der Praxis so gut, dass wir sie dann weiter ausgebaut haben.

Mal kurz nachgefragt: Welches Musikinstrument sind Sie persönlich?

[Lacht] Eine gute Frage. Es gibt immer mehrere. Es gibt immer zwei oder drei. Jedes dieser Instrumente gehört zu meinem Charakter. Das heißt, ich kann abhängig von den Leuten, mit denen ich gerade arbeite, eines dieser Instrumente wählen. Weil es macht überhaupt keinen Sinn, wenn mein Kollege eine Trompete ist, dass ich dann selbst auch die Trompete spiele – weil ich bin auch eine Trompete, das war ja Ihre Frage. Aber ich habe auch die Trommel und auch die Gitarre in mir…

Entschuldigung, wofür stehen jetzt die Trommel und die Gitarre?

Also die Trompete ist in der Lage, die Mitmenschen immer anzufeuern. Sie lieben es, neue Anregungen und Impulse zu geben, haben immer gute Laune und sehen immer das Positive im Leben. Die Trommeln setzen eher gerne die Ziele: Kurz, knackig, herausfordernd, „natürlich, das können wir, machen wir, bis nächste Woche ist das fertig“. Die machen wirklich die Herausforderungen in dem Team. Die Gitarren wiederum kommen mit ganz neuen Ideen. Das sind eher die ganz kreativen Menschen, die ganz neue Impulse geben können. Menschen, die Dinge entwerfen oder Musiker, die viele neue Songs schreiben oder neue Musikarten entdecken. Aber so gibt es noch fünf weitere Instrumente.

Ok.

Soll ich jetzt alle kurz beschreiben?

Die stehen ja auf Ihrer Homepage (Link)– da kann man sich ja dann auch über einen Fragebogen die Instrumente aufzeigen lassen, die dem eigenen Charakter entsprechen…

Ganz genau.

Herr de Hoop, Sie haben jetzt gerade gesagt, wie wichtig es ist, dass man weiß, wo die eigenen Stärken liegen und dass man sich selber besser einschätzen kann, gerade auch in der Situation mit anderen Menschen. Aber das bedeutet ja dann auch, dass man den anderen Menschen auf deren Instrumente schauen muss, um sich selber einzuordnen. Stimmt das so?

Ja, das stimmt genau. Es ist sehr wichtig, dass man nicht nur weiß, welche die eigenen Instrumente sind, die eigenen Stärken, sondern dass man sich auch merkt, was sind die Stärken meiner Kollegen oder meiner Projektmitglieder. Ich denke, wir nutzen die Talente von einander noch viel zu wenig. Es ist so wichtig, dass ich die entdecke, erkenne und auch einsetze. Wenn ich das tue, dann machen wir zusammen wirklich die schönste Musik, dann bauen wir auch das schönste Unternehmen zusammen.
An der Stelle möchte ich aber noch eine Sache hinzufügen. Talent wird auf der anderen Seite auch vollkommen überschätzt. Talent ohne Üben bringt gar nichts. Es gibt ja viele von diesen Talent-Programmen. Aber Talent an sich sagt gar nichts. Da gibt es einen Forscher, Anders Eriksson, und der hat ermittelt, dass all die Musikvirtuosen mehr als 7.500 Stunden auf ihren Instrumenten geübt haben. Und das am besten noch vor dem zehnten Lebensjahr. Das heißt 2-3 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Aber wir sind so schnell zufrieden: Wenn ich mal vier oder fünf Trainings mache, dann habe ich doch ziemlich viel geübt, oder? Aber das ist kein Üben. Man muss jeden Tag ein oder zwei Stunden an seinen eigenen Stärken, an seinen eigenen Talenten arbeiten. Das ist so wichtig. Nur dann wird man auch tatsächlich Virtuose auf seinem Instrument.

Aber was können Firmen nun unternehmen, um die gerade angesprochenen Grundbedingungen eines harmonischen Orchesters für sich zu erfüllen? Also wie können Unternehmen nun diese verschiedenen Musikinstrumente so zusammenbringen, oder auch die Begeisterung für die Arbeit und die Zusammenarbeit so fördern, dass da wirklich ein tolles Resultat bei heraus kommt?

Also diese Frage stelle ich auch oft, wenn ich auf der Bühne stehe: Wie werden bei Euch die Teams zusammengestellt? Und in den meisten Fällen sagen die Leute dann, dass war Zufall, oder der Boss kennt mich, oder ich war verfügbar. Selten hört man, dass zuerst die Charaktere der Menschen angeschaut werden, um zu sehen, was für Fertigkeiten sie haben und um zu sehen, ob das die richtigen Leute sind, um das Ziel des Projekts zu erreichen. Also das wäre schon einmal der erste Ansatz für Unternehmen. Lassen Sie mich das mal mit einem Orchester vergleichen: Wenn ich Dirigent bin, also eine Führungskraft, dann muss ich zuerst einmal wissen, was für Instrumente habe ich überhaupt in meinem Orchester, wie gut können sie spielen und welche Musikart lieben sie. Auf die Unternehmen übertragen heißt das: Welche Leute habe ich, welche Stärken haben sie und in welchen Situationen kommen sie wirklich gut zurecht? Die Fragen sind sehr wichtig. Im Alltag wird sich darum eigentlich gar nicht gekümmert: „Ok, ich habe diese Mitarbeiter, ich habe dieses Ziel, jetzt geht einmal los.“ Und da denke ich, dass die Unternehmen viel gewinnen können. Das merken wir auch, wenn wir Trainings abhalten und die Menschen erst einmal anfangen, sich zuzuhören – das heißt, welche Instrumente es gibt, welche Charaktere mit welchen Stärken. Also zuerst gut zuhören, was kann der und was kann sie besonders gut, dann gut abstimmen und dann kommt erst der dritte Schritt: jetzt gehen wir zusammen spielen, jetzt gehen wir es an. Das ist aber etwas, was in Unternehmen noch nicht so oft passiert.

Stichwort Unternehmensstrukturen: Sie haben das gerade aus der Sichtweise des Dirigenten skizziert. Wie muss Ihrer Meinung nach nun von außen gesehen ein modernes Unternehmen aufgebaut sein, um das Bestmögliche aus den Potentialen seiner Mitarbeiter herauszuholen? Wie ist die Rolle des Dirigenten, wie sind die Solisten einzuordnen, wie stark hierarchisch sollen die Strukturen sein? Wie ist das Zusammenspiel? Hört alles nur auf den Dirigenten, oder muss der Dirigent auch mehr auf sein Orchester hören?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Um das mal folgendermaßen zu beantworten: Es hängt davon ab, wer sind Eure Kunden? Also wer ist Euer Publikum? Wenn es ein Publikum ist, das wirklich nur klassische Musik liebt, und das in Ordnung findet, dann ist es ganz einfach. Dann ordnen wir das Orchester klassisch und mit klassischen Strukturen ein und dann wird das schon funktionieren. Aber ist Ihr Publikum, sind Ihre Kunden so, dass sie dann mal Jazz, dann mal Klassik, dann mal David Garrett hören wollen, dann sind die Herausforderungen schon anders. Dann brauchen wir auch einen Dirigenten, der so flexibel ist, dass er dann mal Führungskraft ist, aber dann auch mal in der Jazz-Combo tatsächlich mitspielt. Das ist auch etwas, was das Publikum fordert. Also ich bin der Ansicht, dass ein Unternehmen zuerst einmal sehr, sehr gut zuhören muss, was verlangt mein Publikum, und dann sehen muss, wie das Ganze organisiert werden muss. Oft ist es anders herum: Wir organisieren uns und dann suchen wir uns die Kunden. Das muss umgedreht werden.

Bedeutet das dann auch, dass Sie in Unternehmen hineingehen und sich vor Ort ein Bild von der Lage machen und dann auch Tipps geben? Sie geben ja das theoretische Grundgerüst. Gehen Sie dann auch in Unternehmen und geben praktische Tipps?

Ja, absolut! Auch wenn ich auf der Bühne stehe und Vorträge halte, mache ich das nicht, ohne dass ich im Vorfeld ein klares Bild von dem Unternehmen habe. Das heißt, dass ich vorher ein Interview durchführe, wir uns einige Stunden unterhalten oder ich mir die Arbeitsplätze anschaue. Wenn man 200, 300 oder 1.000 Menschen für einen Vortrag zusammenbringt, dann muss da auch eine gute Botschaft dabei herüberkommen, die dann auch zu dem Punkt ist. Also wir trainieren, beraten und coachen die Leute im Vorfeld, auf der Bühne und auch in der Nachbereitung, um das Ganze umzusetzen.

A propos Bühne: Die Reaktionen auf Ihre Vorträge sind ja phantastisch, sowohl auf den Inhalt als auch auf die Art, wie Sie es rüberbringen. Wie schaffen Sie es, die Zuhörer an Ihren Vortrag zu fesseln und von dem Inhalt zu überzeugen? Gibt es da irgendwelche handwerklichen Tricks?

Natürlich gibt es da Tricks. Einer der Tricks ist zuhören. Erst einmal zuhören. Nur wenn ich zuhöre, kann ich die Leute abholen. Das heißt, ich muss wissen, wie ticken die, in welchem Umfeld spielen die, was ärgert, was motiviert sie? Wenn ich das weiß, dann weiß ich auch, wie ich die Leute abholen kann und dann kann ich sie auch mitnehmen. So einfach ist das: Zuhören und dann abstimmen.

Vorbereitung…

Genau. Ich glaube tatsächlich, 90% des Erfolgs macht die Vorbereitung aus.

Noch kurz etwas anderes: Sie waren kürzlich als Glückscoach auf dem Fernsehsender ProSieben in der Sendung Glücksreport zu sehen. Wie stark hängen für Sie eigentlich Glück und Musik zusammen?

Für mich persönlich hängen Musik und Glück sehr, sehr stark zusammen. Für die Menschheit im Allgemeinen wohl etwas weniger stark. Aber für mich ist die Musik mein Leben, das ist eine Leidenschaft von mir. Aber für die Menschheit ist Glück und Musik auch sehr stark miteinander verbunden. Es gibt kein Lied auf der Welt, das nicht von den Emotionen des Songwriters geprägt wurde. Und er will damit die Leute emotionalisieren und in vielen Fällen auch glücklicher machen. Aber in dem Fall reden wir von Glück als Glücksmoment, also kurzfristig jemandem ein Glücksgefühl zu geben. Dann ist Musik sehr, sehr wichtig.

Gibt es eine Lebensweisheit oder ein Motto, das Sie persönlich stark geprägt hat und das Sie unseren Zuhörern abschließend mit auf den Weg geben wollen?

Entdecke Deine Talente, entwickle sie und spiel damit in Deinem Leben. Das heißt, wenn es um Deine Arbeit geht, mach es „passion@work“: Also entdecke es, entwickle es und liebe es. Das finde ich, ist sehr wichtig.

Herr de Hoop, vielen Dank für das interessante Gespräch und ich werde auf jeden Fall nachschauen, was für Instrumente ich bin. Ich finde das ein sehr schönes Bild, das man sich auch sofort visualisieren kann und man auch sofort weiß, was gemeint ist.

Danke Herr Brümmer. Das ist auch genau das, was bei vielen passiert. Dass dieses Bild sehr lange und nachhaltig hängen bleibt. Das ist auch das Schöne daran.

(Das Interview führte Marc Brümmer, Redaktionsleiter bei AGITANO, dem Wirtschaftsforum Mittelstand.)

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