Fachkräftemangel droht 2030 – was können wir tun?

Die Generation der Babyboomer, die in den 60er Jahren in der Bundesrepublik geboren wurde, steht kurz vor dem Rentenalter. Der demografische Wandel wird, da sind sich die Experten einig, schon bald zu einem gravierenden Fachkräftemangel führen – und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Der Unternehmensberater Rainer Strack erklärt im TED-Video die Hintergründe der Entwicklung und zeigt Auswege aus der Krise auf.

[Anmerkung der Redaktion: Das hier eingebettete Video wurde (vorübergehend) entfernt, ist jedoch weiterhin hier zu finden: TED / YouTube.]

Zu alt, zu schlecht qualifiziert: Fachkräftemangel 2030

1964 wurden in Deutschland 1,3 Millionen Kinder geboren. 2014 waren es gerade mal 600.000. Das wird zu einem gravierenden Fachkräftemangel führen: Im Jahr 2030 werden dem deutschen Arbeitsmarkt 20 Prozent zu wenig Arbeitnehmer zur Verfügung stehen.

Und dies ist noch eine konservative Prognose. Denn die Qualifikationsniveaus der Arbeitskräfte sind noch nicht berücksichtigt. Tatsächlich werden geringqualifizierte Arbeitnehmer weiterhin Probleme haben, Arbeit zu finden, während hochqualifizierte Kräfte fehlen werden.

Die Rolle der Technologie

Eine weit verbreitete Auffassung ist, dass wir künftig auch weniger Arbeitskräfte brauchen werden. Fachkräftemangel? Das scheint deshalb ein Hirngespinst einiger weniger zu sein. Tatsächlich stimmt es, dass Roboter und Künstliche Intelligenz bereits einen Teil der Tätigkeiten in der Industrie übernommen haben. Der Wandel der Industrie in Richtung Industrie 4.0, bei der verstärkt Informationstechnologien und automatisierte Fertigung eingesetzt werden, erfordert nämlich ebenfalls spezialisiertes Wissen, eine gute Ausbildung und eine hohe Qualifikation. Auf der Strecke bleiben deshalb wieder die Geringqualifizierten, deren Arbeitskraft ersetzt wird und die nicht in der Lage sind, mit den neuen Technologien zu arbeiten.

Stagnation droht

Wenn das Problem des Fachkräftemangels nicht behoben wird, dann wird Deutschland und mit ihm fast alle Industrienationen der Welt, mit einer Stagnation rechnen müssen. Auch wirtschaftliche aufstrebende Länder mit einer (noch) großen Bevölkerung wie China, Russland und Brasilien werden 2030 ein ernsthaftes Problem haben.

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Screenshot aus The Workforce Crisis 2030 – and how to start solving it now (©TED; Originalvideo unter http://www.ted.com/talks/rainer_strack_the_surprising_workforce_crisis_of_2030_and_how_to_start_solving_it_now)

Was tun?

Auf der Makro-Ebene gibt es einige Lösungsvorschläge, die bereits „Common Sense“ geworden sind. Wirtschaftspolitische Maßnahmen, die Regierungen und Staatenbünde wie die EU ergreifen müssen, sind

  • Förderung der Beschäftigung von Frauen
  • Erhöhung des Rentenalters
  • Erhöhung der Zuwanderungsraten

Doch wie lassen sich diese Aspekte in der Praxis umsetzen? Politische Maßnahmen sind das eine, aber Zuwanderung und ein höherer Frauenanteil lassen sich nur erreichen, wenn Arbeit attraktiv wird. Deshalb müssen sich die Arbeitgeber und HR-Abteilungen ins Zeug legen, um hochqualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen. Sie müssen eine Strategie entwickeln, die

  • Angebot und Nachfrage an Arbeitskräften langfristig prognostiziert.
  • gute Arbeitskräfte anzieht.
  • Weiterbildung und Weiterqualifikation fördert.
  • Mitarbeiter an ein Unternehmen bindet.

Die Mobilitätsbereitschaft unter hochqulifizierten Fachkräften ist hoch, wie Umfragen zeigten. Aber man lockt sie nicht durch ein hohes Gehalt, sondern durch eine gute Work-Life-Balance, ein offenes soziales Umfeld und – am wichtigsten – Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit.

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