Familien- vs. Nicht-Familienunternehmen: Was ist besser?

Fragt man die deutsche Bevölkerung danach, so ist die Antwort klar. Fast drei Viertel (73 Prozent) vertrauen hierzulande den Unternehmen in privater Hand deutlich mehr als Aktiengesellschaften (AG). Die Deutschen sehen in Familienunternehmen oft innovativere, offenere und vor allem verantwortungsvollere Führungskräfte agieren.

IfM wollte es genau wissen

Aber ist dem wirklich so? Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) wollte es genau wissen und fragte im Rahmen der Studie „Der Familienunternehmer – soziales Wesen oder kalter Zahlenmensch?“* bei den Geschäftsführern von Familien- respektive Nich-Familienunternehmen einfach mal selbst nach. Die Ergebnisse brachten teils Überaschendes zu Tage.

Gesellschaftliche Mitverantwortung: Wer liegt vorne?

Corporate Social Responsibility (CSR), gesellschaftliche Mitverantwortung spielt, eigenen Angaben zufolge, im Selbstverständnis deutscher Unternehmen eine große Rolle. Daher befragten die IfM-Forscher die Führungskräfte beider Unternehmensformen auch danach. Karitative und sportliche Aktivitäten, Vereine oder Stiftungen werden von beiden Gruppen gefördert. Mit fast 60 Prozent liegt das Engagement der Familienbetriebe jedoch deutlich höher als bei der Vergleichsgruppe (40 Prozent). „Die Familienunternehmen kommen dem »Good Corporate Citizen«, der eher verantwortlich und im Sinne der Gesellschaft handelt, sehr nahe“, kommentiert IfM-Direktor und Mitautor der Studie, Prof. Dr. Michael Woywode, dieses Vergleichsergebnis. Auch an dem Arbeitplatzsicherheit scheint den Familienunternehmern mehr zu liegen. Hier gaben neun von zehn der befragten Familienunternehmen gaben an, dass es ihnen sehr wichtig sei, den Mitarbeitern einen gesicherten Arbeitsplatz zu bieten. Bei den Nicht-Familienunternehmern waren es dagegen „nur“ drei Viertel, die dem zustimmten.

Wer ist risikobereiter und gewinnorientierter?

Die Antwort auf diese Frage dürfte nicht nur unter den an der Forschung beteiligten Wissenschaftlern für Überraschung sorgen. Denn tatsächlich waren hier keine Unterschiede festzustellen: „Familienunternehmen verfolgen zwar ihre ganz eigenen Ziele, die besonders den Erhalt der Unabhängigkeit und das langfristige Bestehen des Unternehmens im Fokus haben. Trotzdem nehmen sie die Marktsituation professionell und bewusst wahr und stellen sich in diesem Punkt mit Großunternehmen gleich“, so Dr. Detlef Keese, Forschungsbereichsleiter am Mannheimer Institut und Mitautor der Studie.

Steuern: Wen stören sie?

Einen Schwerpunkt legt die Untersuchung auf das Thema Besteuerung. Ein Thema, das aufgrund der Ergeignisse der vergangenen Wochen wieder an Brisanz gewonnen hat. Beide Unternehmensformen sind sich auch in diesem Punkt einig. Sie erachten es als wichtig, Steuern zu zahlen, um die staatliche Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Die Erbschaftsteuer hingegen wird als höchst ungerecht empfunden. Weniger als 17 Prozent der Befragten halten sie für gerecht. Vor allem Unternehmen, die vor 1945 gegründet wurden und solche, die in den letzten Jahren eine Unternehmensnachfolge vollzogen haben, lehnen diese Form der Substanzbesteuerung ab.

Fazit: Anders, aber ähnlich

Summa Summarum zeigt die IfM-Studie teils signifikante Unterschiede zwischen Geschäftsführern von Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen auf. Familienunternehmer führen mitarbeiterorientierter und kümmern sich stärker um soziale Belange als die Vergleichsgruppe. Aber dem „homo oeconomicus”, der für sich Nutzen und Gewinn maximiert, stehen beide Unternehmertypen ähnlich nahe.

(cs mit Informationsmaterial vom IfM)

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* Hintergrundinformationen und weiterführende Links:

Die Stichprobe für die Befragung umfasst rund 600 Interviews mit den Inhabern beziehungsweise Geschäftsführern von Familienunternehmen sowie mit Geschäftsführern bei Nicht-Familienunternehmen jeweils in der Größenklasse von mehr als 50 Mitarbeitern. Knapp die Hälfte davon sind Familienunternehmen.

Die vollständige Sudie finden am Thema Interessierte unter folgendem Link (PDF).

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