Frech wie Schuster – Was Unternehmer und Führungskräfte wirklich wollen

Klaus Schuster hat in diesem Jahr das Buch "Kein Bock mehr? – Mehr Spaß und Motivation im Management" im Redline Verlag herausgebracht. Hierbei geht es um emotionales Management – der Spaß bringt den Erfolg.

Klaus Schuster war Vorstand einer internationalen Bankengruppe und arbeitete zuletzt für die Volksbanken Serbien und Slowenien. Inzwischen berät, coacht und trainiert er mit seinem Unternehmen Topmanager, Junior Executives, High Potentials und Vertriebsmitarbeiter aller Branchen und Bereiche.

 

Herr Schuster, was wollen Unternehmer, Manager und Führungskräfte wirklich?

Ist doch klar: Hohe Gewinne, protzige Firmenkarossen und blonde Sekretärinnen – oder George Clooney als Sekretär, wenn’s eine Frau ist. Jetzt im Ernst: Das glauben Politiker, Journalisten, Professoren und Hollywood scheinbar. Tatsächlich ist das Quatsch. Das haben viele Unternehmer und Führungskräfte zwar, aber wollen tun Führungspersönlichkeiten etwas ganz anderes: echte Herausforderungen, herausragende Leistungen und vor allem in Ruhe ihre Arbeit erledigen, ohne dass ständig jemand dazwischenfunkt.

Wodurch zeichnen sich Spitzenleute aus?

Das ist einfach: Durch Spitzenleistung, wie die Tautologie schon sagt. Der entscheidende Dreh: Spitzenleute wissen im Gegensatz zum Normal-Engagierten, woher Spitzenleistung kommt. Auf Dauer leistet Herausragendes in Beruf, Ehe, Kindererziehung und dem Rest vom Leben nur, wer Freude daran hat.

In „Keinen Bock mehr?“ propagieren Sie die Hohe Kunst der Emotional Leadership. Was bedeutet das?

Es geht ja nicht nur um den Spaß bei der Arbeit und im Leben, sondern um sämtliche Emotionen – und vor allem deren sogenannter affektiven Aktivierung. Der Normalmensch sagt passiv: „Hoffentlich wird’s bald wieder besser. Hoffentlich bin ich bald wieder gut drauf.“ Der Emotional Leader sagt sich: Ich manage aktiv jene Gefühle und Stimmungen und äußeren Umstände, die mich zur Spitzenleistung beflügeln.

Verraten Sie uns die drei größten Spaßbremsen im Führungsleben?

Ganz simpel: Vorgesetzte (wenn man selbst Indianer und kein Häuptling ist), Fremdbestimmung und, zu Recht oder Unrecht, frustrierte Ehepartner. Das sagt Ihnen jeder beruflich Erfolgreiche – hinter vorgehaltener Hand oder beim Coaching. Offen sagt das natürlich keiner. Ein unkommunikativer Vorgesetzter, die galoppierende Fremdbestimmung durch wirtschaftliche Sachzwänge und ein Beziehungspartner, der nicht mitzieht, sind die größten Spaßkiller im Job.

Ihre Spaßprinzipien klingen fast schon universell. Funktioniert Emotional Leadership auch im Alltag und im privaten Umfeld?

Aber selbstverständlich! Und das aus gutem Grund: Die ersten Emotional Leader waren keine Corporate Leader. Das waren Ihre Oma und mein Großvater, wenn sie Dinge sagten wie: „Junge, man kann sich auch zu Tode arbeiten! Der Spaß gehört zum Leben.“ Wenn Sie so wollen, ist die Bibel die Basis der Emotional Leadership: „Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden!“ Das steht in 5. Mose 25,4.

 

Wie findet man die richtige Dosis Frechheit Vorgesetzten gegenüber, ohne aufmüpfig zu wirken?

„Frech“ im Beruf und im restlichen Leben heißt ja nicht unverschämt, also: „Chef, du blöder Hund, da hast du Mist gebaut!“ Sondern offene, ehrliche und direkte Kommunikation, aber immer eben auch wertschätzend, also: „Chef, da lief etwas nicht ganz glücklich, nämlich … “ Man darf alles sagen, wenn man es respektvoll sagt – aber die meisten Leute kuschen heutzutage eben lieber.

In Ihrem ersten Buch sprechen Sie von elf Managementsünden. Was macht diese Sünden so verführerisch?

Das, was jede Verführung verführerisch macht: Wir können nicht widerstehen, weil ein attraktiver Lohn winkt. Wenn ich mich zu Tode arbeite, bewundern mich alle – und Bewunderung schlägt Gesundheit. Wenn ich meinen Mitarbeiter zusammenfalte, dann gelte ich als harter Hund – Image schlägt Produktivität. Wenn ich Frauen nur zum Kaffeeholen schicke, gelte ich als cooler Typ unter meinen Chauvi-Kollegen – also warum sollte ich der Versuchung widerstehen? Bringt ja kurzfristig nichts. Nur langfristig – und so einen weiten Blick haben nur die wenigsten.

„Keinen Bock mehr?“ ziert eine Mohrrübe auf dem Cover. Warum?

Die Rübe ist das Wappengemüse der modernen Führungskraft, egal ob Chef, Prokurist oder Abteilungsleiter: Die sind in Wirklichkeit keine Masters of the Universe, sondern arme Schweine und blöde Esel, die der von Märkten, Konkurrenz, Vorgesetzten und Rahmenbedingungen vorgehaltenen Mohrrübe hinterher hecheln. Doch genau davon will jeder los, der was auf sich hält und erfolgreich sein will: Keiner will wirklich ein Esel sein – daher das Buch.

Macht Ihnen Ihr Job Spaß?

Unbedingt! Aber auch erst, seit ich Spaß und Arbeitsfreude an erste Stelle gesetzt habe. Seither hab ich beides: Spaß bei der Arbeit – und den erwünschten Erfolg.

Vielen Dank Herr Schuster für Ihre interessanten Ausführungen.

 

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO / Geschäftsführer FOMACO GmbH).

 

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