Geht doch! … Oder warum 2012 (vielleicht) alles besser wird.

… aus der wöchentlichen Business-Kolumne von Ulrich B Wagner mit dem Titel „Me, myself and I – eine Reise in sich hinein und über sich hinaus„.

   Heute:    Geht doch!
oder warum 2012 (vielleicht) alles besser wird…

„Es genügt nicht, dass man zur Sache spricht.
Man muss zu den Menschen sprechen.“

(Stanislaw Jerzy Lec, polnischer Schriftsteller)

In meiner letzten Kolumne vor Weihnachten mit dem Titel „Der Geist der Weihnacht und die Ackermänner… oder warum wir trotzdem glauben sollten…“ endete ich mit der Hoffnung, dass vielleicht ein Weihnachtswunder geschieht wie in Charles Dickens Weihnachtsmärchen, um schließlich fortzufahren: Vielleicht erscheint ja den modernen Ebenezer Scrooges in den Banken- und Börsenvierteln in Frankfurt, London, New York und an allen anderen Finanzplätzen dieser Welt die Geister ihrer verstorbenen Geschäftspartner und ehemalig bewunderter Finanzjongleure und prophezeien ihnen ihr düsteres Ende in einer Zeit ohne Gemeinschaft, Glaube und Vertrauen an soziale Verantwortung.

Ging mein Weihnachtswunsch bereits vor Weihnachten in Erfüllung?
Am 22.Dezember 2011 titelte das Handelsblatt: „Die neuen Staatsmänner. Parteipolitische Pöbeleien und die Kredit-Affäre des Bundespräsidenten lassen das Vertrauen der Deutschen in die Politik rapide sinken. Moderne Unternehmensführer wie Josef Ackermann, Franz Fehrenbach und Jürgen Heraeus stoßen in das Vakuum.“

Einen Tag zuvor, am 21.Dezember, hielt Josef Ackermann im Zuge des Wirtschaftsforums „Der Phönix fliegt“ eine sehr beeindruckende Rede, in der er an die Gemeinschaft appellierte: „Jenseits eines vereinten Europas, davon bin ich überzeugt, gibt es auch für Deutschland keine erfolgreiche Zukunft. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir die Idee der europäischen Einigung neu beleben, die Menschen neu für sie begeistern müssen….“

Es gibt sie also, die verantwortungsvollen Unternehmer und Wirtschaftslenker. Seriöse, kostenorientierte und trotz alledem sozialverantwortliche Manager und Managerinnen, die es wagen, über den Tellerrand ihres Unternehmens und kurzfristiger Gewinnoptimierung hinweg zu denken und zu gestalten. Das intelligente daran ist, das sie erkannt haben, dass das auch in ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse ist.

Nehmen Sie beispielsweise Jürgen Heraeus, Aufsichtsratsvorsitzender des gleichnamigen Technologiekonzerns, der bereits seit längerem für mehr soziale Gerechtigkeit eintritt und einmal äußerte: „Es ist unangebracht, eine Steuerentlastung durchzusetzen, bei der die Reichen am meisten entlastet werden.“

In vielen Unternehmen gibt es sie, die Visionäre, Querdenker und Mahner, die auf Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Gerechtigkeit setzen, die innovativen Mittelständler, Tüftler, Erfinder und Arbeitsplatzgaranten. Warum aber hört niemand auf sie? Warum kommen die Botschaften nicht an?

Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass es nicht reicht, zur Sache zu sprechen, wie es Stanislaw Jerzy Lec in meinem Eingangszitat ausdrückte. Man muss zu den Menschen sprechen, zu jedem Einzelnen, quer durch alle Schichten, durch alle Hierachien und insbesondere auch endlich eindringlich zu denen, die die Stellräder der Finanzmärkte bedienen.

In der Weihnachtswoche hatte die EZB mit einer unglaublichen Finanzspritze von 500 Milliarden Euro an die Banken der Eurozone versucht, den Interbankenmarkt zu beruhigen. Nicht bloß um die Banken zu stärken, sondern vor allem auch in der Hoffnung, dass ein großer Teil dieses Geldes an Unternehmen weitergegeben wird, um die Wirtschaft anzukurbeln. Pustekuchen…

Schöne Worte, schöne Hoffnungen und am Ende doch nur Schall und Rauch. Stattdessen parkten die Banken ihr Geld umgehend in Eintagesanlagen bei der EZB. SPIEGEL ONLINE meldete einen Tag nach Weihnachten bereits die Rekordsumme von über 410 Milliarden Euro: Die Summe der eintägigen Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist eine Art Angst-Indikator der Finanzbranche. Je stärker sich die Banken gegenseitig misstrauen, desto mehr Geld legen sie tageweise bei der EZB an – dort sind die Zinsen zwar niedrig, die Sicherheit aber ist hoch. Jetzt sind die Einlagen dort auf einen Wert von fast 412 Milliarden Euro gestiegen – so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro. (SPIEGEL ONLINE 27.12.2011).

Die Banken trauen sich selbst nicht mehr und werden anscheinend von purer Angst, kurzfristiger Gewinnoptimierung und computergestützten, menschenleeren Analysen und Vorhersagen gelenkt.

Ist es vielleicht doch längst überfällig, die Systemfrage zu stellen? Es geht hierbei nicht um das System an sich, sondern um die Innenwelt, den Maschinenraum des Systems, einen menschenleeren Torso, gesteuert von Algorithmen, Computerprogrammen und wenigen Junkies, die in flackernde Monitore blicken, um dann mit einem Fingerklick, ohne gesamtgesellschaftliche Verantwortung und ohne jedwedes Bewusstsein ihrer persönlichen Verantwortung, über uns und die Zukunft unserer Kinder entscheiden.

Wir sollten also alle schleunigst wieder lernen, mit echten Menschen zu sprechen, uns mit und unter Menschen auszutauschen, zu fragen, abzuwägen, vielleicht auch wieder ein wenig mehr soziale Marktwirtschaft wagen und vor allem die, die an dem Räderwerk der Finanzmärkte drehen zu mehr Verantwortungsbewusstsein verpflichten, eventuell sogar durch persönliche Haftung bei fahrlässigem Verhalten.

Wir haben es in der Hand. Jeder von uns kann im neuen Jahr damit beginnen.

Denn Veränderung beginnt, wie ein arabisches Sprichwort so treffend sagt, immer bei einem selbst:

„Willst Du Dein Land verändern,
verändere Deine Stadt.
Willst Du Deine Stadt verändern,
verändere Deine Straße.
Willst Du Deine Straße verändern,
verändere Dein Haus.
Willst Du Dein Haus verändern,
verändere Dich selbst.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns Allen für 2012 viel Mut zur Veränderung.

Ihr Ulrich B Wagner

 

Zum Autor:

Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main.

Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie.

Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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