Geile Zeiten – Versuch über das Werden und Müssen

Deutschland bleibt Deutschland –  so die Kanzlerin Angela Merkel? Eine Frage, mit der sich unser Kolumnist Ulrich B. Wagner in seinem heutigen Beitrag zu „QUERGEDACHT & QUERGEWORTET – Das Wort zum Freitag“ auseinandergesetzt hat und dabei einen Bogen schafft – zwischen dem zeitgenössischen Deutschland und den wahren „Geilen Zeiten“.

[su_quote cite=“Theodor W. Adorno, Ts 2208″]Es lässt sich privat nicht mehr richtig leben.[/su_quote]

[su_quote cite=“Ulrich Beck“]Wir leben längst, ob es uns gefällt oder nicht, in einer kosmopolitischen Situation mit undichten Grenzen und universeller wechselseitiger Abhängigkeit. Aber was uns fehlt, ist das kosmopolitische Bewusstsein.[/su_quote]


#Zwischenräume #Bruchstücke #Zeitenwenden

Willkommen in der ZwischenZeit.

„Deutschland wird Deutschland bleiben, mit allem, was uns daran lieb und teuer ist“ sagte Angela Merkel letzten Mittwoch in ihrer Rede vor dem Deutschen Bundestag.

Just in time. Knapp 24 Stunden später der fast identische Satz. Diesmal aus dem Bayerischen:

„Deutschland muss Deutschland bleiben“

Aha.
Deutschland bleibt Deutschland.
Job ist Job und Schnaps ist Schnaps.

Nur ein kleiner Unterschied in der Wortwahl?
Eine schlichte Nuancierung?

Es geht mir nicht um die Tautologie.
Es geht um mehr.
Es geht um Freiheitsgrade.
Es geht um Richtung und Ausrichtung.
Es geht um vorne und hinten.
Es geht um gestern und heute, um das Heute und Morgen.
Es geht um Fortschritt und Rückschritt.

Es geht um uns!
Es geht um das Projekt.
Es geht um die Moderne.
Es geht um Vorzügler und Nachzügler.
……. nicht um DIE Fremden, nicht um DIE Flüchtlinge.
Es geht um die Vergessenen, drinnen wie draußen, hüben wie drüben

Auflösende Gemeinschaft, Schrei nach Identität

Wir leben in einer atomisierten Lebenswelt, die einer neuen Form der Gemeinschaft harrt.

Zygmunt Bauman prägte in diesem Kontext vor Jahren den Begriff der #Liquiden Moderne.

Und #Wir?

Wir leben im Transit.
Wir leben im Übergang.
Zwischen der festen und der flüssigen Moderne.

Und #Wir?

Wir leben im #Zwischenraum.
Alles verflüssigt sich, es verliert sich, löst sich auf, verliert seine Bindekraft.
Nicht hier nicht dort.
Wir? Doch welches wir, das gestrige, das heutige, das morgige?

#You say, you want a Revolution, heißt eine Ausstellung in der das Londoner Victoria und Albert Museum genau das Jahrzehnt feiert, in dem sich der Westen grundlegend modernisierte. In einer geglaubten Revolution, die wie ein Frühlingsturm begann, im Marsch durch die Institutionen #veralltäglicht  wurde und dann in den 70er Jahren fast schmerzlos in die Spießbürgerlichkeit der noch jungen BRD eingebunden wurde.

Gefeiert wird der jugendliche Idealismus einer tragischen Zeitenwende, der auch unsere Definition von #Fortschritt bis heute nachhaltig geprägt hat.

Passt er noch? Gibt es wirklich noch identitäre Gesellschaften, identitäre Homogenität?

Deutschland wird Deutschland bleiben, sagte Angie.
Same, same, but different.

Werden ist Veränderung. Veränderung ist Leben. Leben ist heute.

Identität und Veränderung

Deutschland muss Deutschland bleiben.
Wir können es nicht zwingen.

Alles wird zweifelhaft.
Alles wird fraglich.
Alles verliert seine Bindekraft.

Betroffen sind wir Alle.
Die Nachzügler der vermeintlichen Moderne ebenso wie ihre Vorreiter.
Vorne und hinten.

Wir leben in einer #NEUEN WELT.
Die Anderen genauso wie wir.
Ankommen müssen wir jedoch beide erst einmal.
Das haben wir immerhin schon einmal gemeinsam.

Werden oder Müssen?
Wir haben es in der Hand.
Es ist nicht die Technologie.
Es ist das, was wir damit machen.

Es geht um vieles, wenn nicht gar um Alles.

Zuerst geht es jedoch um das Müssen und Werden.
Um Freiwilligkeit und Zwang.

Werden ist Möglichkeitsraum / Veränderung
Müssen ist Angst

Angst war noch nie ein guter Ratgeber.

Vielleicht sind es ja doch ganz #Geile Zeiten

Ihr Ulrich B Wagner

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?