Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2013: Konjunktur in Deutschland wieder aufwärts gerichtet

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2013 veröffentlicht. Demnach ist die Konjunktur in Deutschland wieder aufwärts gerichtet, der weltwirtschaftliche Gegenwind hat nachgelassen und auch die Eurokrise hat sich etwas entspannt. Die Inflationsrate dürfte auf im Jahreschnitt 1,7% deutlich sinken. Der Bundeshaushalt dürfte 2013 eine schwarze Null ausweisen, für 2014 wird sogar erstmalig wieder ein Überschuss von 0,5% des BIP prognostiziert. Das Wachstum dürfte 2013 0,8% des BIP betragen und 1,9% im kommenden Jahr 2014. Impulse kämen zunächst von den privaten und staatlichen Konsumausgaben. Allmählich beleben sich dann die Ausrüstungsinvestitionen wieder, auch vor dem Hintergrund der wieder anziehenden Auslandsnachfrage.

-> Link zum Download der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2013 (Download als PDF 3,48 MB )

Im folgenden eine Zusammenfassung der Gemeinschaftsdiagnose von dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

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Positive Signale für die deutsche Konjunktur im Frühjahr 2013: Die Lage an den Finanzmärkten hat sich entspannt und der weltwirtschaftliche Gegenwind lässt nach. Die Gemeinschaftsdiagnose vom Frühjahr 2013, an der das ZEW gemeinsam mit anderen führenden Wirtschaftsforschungsinstituten beteiligt ist, prognostiziert ein Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts im laufenden Jahr von 0,8 Prozent (68 Prozent-Prognoseintervall: 0,1 Prozent bis 1,5 Prozent) und von 1,9 Prozent im Jahr 2014.

Konjunktur in Deutschland

Die Konjunktur in Deutschland ist im Frühjahr 2013 wieder aufwärts gerichtet. Die Lage an den Finanzmärkten hat sich entspannt, nachdem die Unsicherheit über die Zukunft der Europäischen Währungsunion gesunken ist. Auch der weltwirtschaftliche Gegenwind hat nachgelassen. Die Institute erwarten, dass in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,8 Prozent (68 Prozent -Prognoseintervall: 0,1 Prozent bis 1,5 Prozent ) und im kommenden Jahr um 1,9 Prozent zunimmt. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte weiter zurückgehen und im Jahresdurchschnitt bei 2,9 Mill. in diesem bzw. 2,7 Mill. Personen im nächsten Jahr liegen.

Inflation

Die Inflationsrate wird im laufenden Jahr auf 1,7 Prozent zurückgehen, bevor sie bei zunehmender Kapazitätsauslastung im kommenden Jahr auf 2,0 Prozent anzieht. Der Staatshaushalt wird im Jahr 2013 annähernd ausgeglichen sein und im Jahr 2014 dank der günstigeren Konjunktur einen Überschuss von 0,5 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt aufweisen. Die Wirtschaftspolitik sollte jetzt die lange Frist wieder stärker in den Blick nehmen. Zwar haben strukturelle Anpassungsprozesse in den Krisenländern inzwischen begonnen, institutionelle Probleme im Euroraum sind aber noch nicht gelöst. Der deutsche Staatshaushalt ist auch demografiebedingt langfristig erheblichen Belastungen ausgesetzt.

Weltwirtschaft

Im Frühjahr 2013 hat sich die Weltkonjunktur leicht belebt. Die Erwartungen von Unternehmen und Verbrauchern haben sich schon seit dem Herbst verbessert, und die Industrieproduktion wie auch der Welthandel zogen in den vergangenen Monaten wieder an. Hierzu hat nicht zuletzt beigetragen, dass das Risiko eines Auseinanderbrechens des Euroraums nach dem Eingreifen der EZB erheblich geringer eingeschätzt wird. Dieses Bild scheint sich auch durch die Banken- und Finanzkrise in Zypern nicht grundlegend geändert zu haben.

Finanzmärkte

Von Seiten der Finanzmärkte haben sich die Rahmenbedingungen seit dem vergangenen Herbst recht deutlich verbessert. Die Anspannungen im Euroraum, zu denen es im ersten Halbjahr 2012 im Zuge der erneuten Zuspitzung der Staatsschuldenkrise gekommen war, ließen deutlich nach. Die Aktienkurse sind in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften seit Mitte des vergangenen Jahres kräftig gestiegen und haben zuletzt in einigen Ländern langjährige Höchststände erreicht.

Und doch bleiben Belastungen. Der private Sektor ist in einer Reihe von fortgeschrittenen Volkswirtschaften nach wie vor bemüht, sein Verschuldungsniveau an die im Gefolge der globalen Finanzkrise gesunkenen langfristigen Einkommenserwartungen anzupassen. Die Anpassung ist wohl noch nicht abgeschlossen und dürfte die Konjunktur weiterhin bremsen, auch wenn in den USA inzwischen einiges dafür spricht, dass die Belastungen nachlassen.

Staatsverschuldung

Die Lage der öffentlichen Haushalte in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften hat sich auch im vierten Jahr nach der Großen Rezession nicht entscheidend gebessert. Die Rückführung der Haushaltsdefizite kommt angesichts einer meist schwachen, zum Teil sogar stark rezessiven Wirtschaftsentwicklung nur mühsam voran. Auch zeichnet sich ab, dass die Sparpolitik in einigen Ländern wieder gelockert wird. Im Euroraum wird die Finanzpolitik wohl restriktiv bleiben, auch wenn konjunkturbedingte Zielverfehlungen bei den Budgetdefiziten in diesem Jahr von der Politik hingenommen werden.

Geldpolitik, Zinsniveau

Die Geldpolitik ist in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften nach wie vor stark expansiv aus-gerichtet. Die Zentralbanken in den USA und in Japan haben angekündigt, die Zinsen so lange auf dem derzeitigen niedrigen Niveau zu belassen und auch die Maßnahmen zur quantitativen Lockerung fortzuführen, bis sich die Konjunktur sichtbar erholt hat.

Weltwirtschaft und Euroraum

Die Institute rechnen damit, dass die Weltwirtschaft in diesem und im nächsten Jahr wieder etwas an Fahrt gewinnt. Auch im Euroraum wird sich die Konjunktur langsam wieder beleben. Der Anstieg der Weltproduktion dürfte im Jahr 2013 etwa 2 ½ Prozent und im Jahr 2014 reichlich 3 Prozent betragen. Allerdings sind die Abwärtsrisiken beträchtlich. So ist eine zentrale Annahme, dass sich die Krise im Euroraum nicht erneut verschärft. Eine tatkräftige Fortsetzung und der Erfolg der Reformbemühungen in den Krisenländern sind aber immer noch nicht gesichert. Sollte es zu einer merklichen Verlangsamung oder gar einem Scheitern der strukturellen Anpassungsprozesse in den Krisenstaaten des Euroraums kommen, so ist mit einem spürbaren Rückgang des Vertrauens zu rechnen, der auch die Konjunktur schwer belasten würde.

Fortsetzung auf Seite 2 mit einer detaillierten Betrachtung der Konjunktur in Deutschland

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