Generika: Patent vs. Patient – allein in Deutschland Einsparungen von 11 Mrd. Euro

Generika sind Arzneimittel, die eine wirkstoffgleiche Kopie eines bereits auf dem Markt befindlichen Medikaments sind. Sie werden angeboten, sobald der Patentschutz des Originalpräparats ausläuft. Der Patentschutz soll gewährleisten und sicherstellen, dass die hohen Forschungs- und Entwicklungskosten eines Medikaments über den Preis wieder hereingeholt werden können. Der Patentschutz behindert allerdings auch die Nutzung billiger neuer Arzneimittel in den Entwicklungsländern mit verbreiteter Armut, die sich die Originalpräparate meist nicht leisten können. Einige Entwicklungsländer, allen voran Indien, setzen sich daher im Interesse ihrer Bevölkerung über die Patentschutzbestimmungen hinweg und lassen Generika auch schon vor dem Auslaufen der Schutzbestimmungen produzieren. Die Tagesschau hat diesen Interessenskonflikt Ende April 2013 als „Kampf Patent gegen Patient“ bezeichnet.

Indien hält sich mit den Generika nicht an die Ordnung

Die Kostenvorteile von Generika

Generika kosten gegenüber den Originalpräparaten oftmals nur ein Drittel oder sogar weit weniger. Dies wirkt deutlich kostenentlastend für die Gesundheitssysteme. So lag der Verordnungsanteil von Generika bei den gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland Anfang der 1980er Jahre bei rund 30 Prozent und ist seitdem kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2002 erreichte er ungefähr 75 Prozent und 2008 bereits 85 Prozent. Nach Berechnungen des deutschen Generikaherstellerverbands Progenerika hat die Verwendung von Generika im Jahr 2008 dadurch insgesamt Einsparungen in Höhe von 11 Milliarden Euro in der deutschen Gesetzlichen Krankenversicherung erzielt. In Entwicklunsländern ist der Unterschied noch deutlicher: So produziert die Firma „Pharmakina“ seit 2005 in Bukavu/DR Kongo das HIV-Medikament „AfriVir“. Die Kosten für eine AIDS-Therapie belaufen sich aufgrund des billigeren Generikums auf nur noch 150 Euro statt 10.000 Euro pro Jahr und Patient.

Beispiel: Viagra Generika

Der Kostenvorteil von Generika kann aber auch deutlich höher ausfallen. So ist der Patentschutz auf das Potenzmittel Viagra Ende Juni 2013 ausgelaufen. Ursprünglich wollte der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer ein Mittel gegen Bluthochdruck entwickeln. Dabei zeigte das Präparat jedoch eine zunächst belächelte Nebenwirkung: Potenzsteigerung. Und es war gerade diese Nebenwirkung, die sich für den US-Konzern dann zu einem wahren Kassenschlager entwickelte: Pfizer hat mit Viagra in dem Zeitraum 1999 bis 2012 mit rund 1,8 Milliarden verkauften Tabletten an über 37 Millionen Männer weltweit einen Umsatz von 24 Milliarden Dollar erzielt – über den Gewinn schweigt sich der Pharmakonzern indessen aus. Nun stürzen sich die Generika-Hersteller auf das Arzneimittel, um den Markt mit günstigeren Kopien zu versorgen. Und auch der ursprüngliche Entwickler Pfizer hat ein eigenes Nachahmerpräparat für sein eigenes Originalpräparat entwickelt – weil er den Generikamarkt nicht den anderen überlassen will. Der eigene Nachahmer ist jetzt weiß und nicht mehr blau und heißt nun Sildenafil, nach dem Namen des Wirkstoffs. Kostete eine patentgeschützte Viagra-Pille noch 10,30 Euro, kostet die Kopie aus dem Haus Pfizer nur noch 2,50 Euro, weniger als ein Viertel.

(mb)

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