Gesunde Führung: Vertrauen und zutrauen

… aus der wöchentlichen AGITANO-Themenserie „Gesund und achtsam führen“ mit dem Experten für Stressbewältigung, Motivation und Gesundheit, Jürgen Seckler. Nachdem Sie im vergangenen Beitrag mehr über die Bedeutung von Wertschätzung, Lob und Anerkennung in puncto Führngsstil erfahren haben, geht es heute um zwei weitere zentrale Punkte: Vertrauen und zutrauen.

Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat.“

Matthias Claudius

Im fünften Teil dieser Themenserie (s. „Die Führungskraft in verschiedenen Rollen“) bin ich kurz auf die Lebensbereiche der Selbstfürsorge, der Selbstwertschätzung und der Selbstverantwortung eingegangen. Wenn wir uns mit dem Thema Vertrauen und zutrauen als Führungseigenschaft auseinandersetzen, müssen wir uns in einem ersten Schritt über das Selbstvertrauen einige Gedanken machen.

Vertrauen und zutrauen als zwei Seiten einer Medaille

Nur wer sich selbst vertraut kann andern trauen und ihnen etwas zutrauen. Selbstvertrauen heißt: Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten und traue mir deshalb etwas zu. Das wiederum ist die Grundlage für ein gesundes Selbstbewusstsein. Selbstvertrauen muss schon in der Kindheit von den Eltern gefördert werden. Kinder werden ermutigt etwas zu tun und erhalten dafür Lob. Traut man den Kindern nichts zu und kritisiert ihr Handeln, dann wird die Entwicklung von Selbstvertrauen blockiert. Dies erzeugt in vielen Fällen einen Mangel an Selbstachtung und Selbstwertgefühl und bei dem was Mensch tut viele Selbstzweifel, was sich meist unweigerlich auf das Umfeld in dem sich ein Mensch befindet überträgt. Kurzum: Wer sich selbst nicht vertraut, dem fällt es schwer andern zu vertrauen. Wer sich selbst wenig zutraut, dem fällt es schwer anderen etwas zuzutrauen.

Wie eng Vertrauen und zutrauen miteinander verwoben sind zeigt folgendes Alltagsbeispiel: Was war bei den letzten Wahlen Ihr Motiv sich für eine bestimmte Partei zu entscheiden? War es das Vertrauen in die Arbeit dieser Partei oder das Vertrauen in die Aussagen bestimmter Politiker? Meint der es ehrlich mit dem was er sagt? Wirkt er auf mich kompetent und glaube ich daran, dass er seine Versprechen auch einlöst?

Was zeichnet eine vertrauenswürdige Führungskraft aus?

– Sie steht zu ihrem Wort und ist um Klarheit bemüht.
– Sie kommuniziert klare Ziele und Erwartungen.
– Sie gibt Hilfestellung bei Veränderungen.
– Sie ist bereit eigene Fehler und Schwächen zuzugeben.
– Sie steht hinter ihren Mitarbeitern.
– Sie stärkt das Selbstwertgefühl ihrer Mitarbeiter.
– Sie fragt Ihre Mitarbeiter um Rat.
– Sie bindet Ihre Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse mit ein.
– Sie fördert ein selbstständiges Arbeiten und überträgt Verantwortung.
– Sie kontrolliert nicht Alles und Jeden.

Woran erkennt man Mitarbeiter, die ihrer Führungskraft vertrauen?*

– Sie machen weniger Fehler-
– Es gibt weniger Krank- und Fehltage.
– Sie sind kreativer, einsatzbereiter und verständnisvoller bei Entscheidungen.
– Sie leisten bereitwilliger Mehrarbeit.
– Sie stehen weniger Ängste aus-
– Versteckte Potenziale werden freigelegt.

Vertrauen und zutrauen heißt nicht es allen recht machen

Vertrauen ist nicht einfach so vorhanden. Ein vertrauensvolles Miteinander muss wachsen. Man kann es nicht einfach so einfordern. Hier gilt es noch zu bedenken, dass nicht gemeint ist, dass es wichtig sei von allen Mitarbeitern geliebt zu werden oder stets darum bemüht zu sein es allen recht zu machen. Damit die Mitarbeiter wissen woran sie sind brauchen sie eine Führungskraft, die in schwierigen Situationen klar Stellung bezieht und nicht konfliktscheu ist. Es kann nicht Ziel sein zu versuchen immer der nette, nachgiebige oder kumpelhafte Chef zu sein. Vertrauen schaffen heißt, die Mitarbeiter können sich auf ihre Führungskraft verlassen. Sie spart nicht mit Lob. Kritik dient zur Förderung und Motivation der Mitarbeiter.

Mir ist klar, dass die Messlatte, was eine vertrauenswürdige Führungskraft ausmacht, sehr hoch hängt, doch jedes Bemühen um ein vertrauensvolles Miteinander wird belohnt.

Somit lauten die zwei konkreten Fragen für eine Führungskraft: Vertrauen mir meine Mitarbeiter? Vertraue ich meinen Mitarbeitern? Mitarbeiter wollen im Grunde genommen doch nur eins: Sie wollen sich auf Ihren Chef verlassen können.

Über Jürgen Seckler:

Jürgen Seckler, Trainer, Referent, Gesundheit, Motivation
(Foto: © Jürgen Seckler)

Jürgen Seckler (geb. 1959) ist Referent und Trainer rund um die Themen Stressbewältigung, Motivation und Gesundheit. Er leitet Gesundheitsprojekte bei vielen mittelständischen Unternehmen und großen Konzernen. Mit viel Witz und Kompetenz motiviert er seine Zuhörer den „inneren Schweinhund“ zu überwinden und Entscheidungen dauerhaft und erfolgreich umzusetzen. Er ist Gründer und geschäftsführender Mitgesellschafter der Salovita GmbH mit Sitz in Worms mit dem Motto „Wir verstehen Gesundheit – Wir verstehen Menschen – Wir verstehen Unternehmen“.

Mehr Informationen zu Jürgen Seckler im Internet unter www.salovita.de.

*Bernhard Rogg „Führung durch Vertrauen“, Eurasburg 2007.

Mehr zum Thema Vertrauen und zutrauen:

– „Innovationserfolg für KMUs: Ohne Vertrauen undenkbar

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