Gesundheit aus dem Netz – Hilfe oder Risiko?

Das Internet hat die Welt verändert und es verändert sie jeden Tag weiter. Leider sind nicht alle Veränderungen unbedingt positiv. So haben beispielsweise technische Innovationen wie das Smartphone dazu geführt, dass viele Menschen nicht mehr selbst nachdenken, sondern sofort das Internet um Rat fragen. Vor allem bei gesundheitsspezifischen Themen ist die Recherche im Internet sehr beliebt. Durch die Tatsache, dass wir innerhalb einer Sekunde online sein und uns zu jedem beliebigen Thema Informationen beschaffen können, wird der gesunde Menschenverstand oft ausgeschaltet. Jedes Symptom wird sofort gegoogelt. Oft führt dies zu Panikmache und Horrordiagnosen. Natürlich hat die Einfachheit der Recherche auch Vorteile. Doch sind Gesundheitsratgeber, Foren und ärztliche Hilfe im Internet wirklich sinnvoll oder eher gefährlich?

Dr. Google als erste Anlaufstelle für die Gesundheit

Viele machen sich sofort Sorgen um ihre Gesundheit. Ganz egal, wie schwach die Symptome auch sein mögen, bereits bei kleinsten Beschwerden wird recherchiert. Ein Drittel aller Erwachsenen in Europa googelt sofort nach den Symptomen. Als nächster Schritt folgt dann direkt der Besuch beim Facharzt. Dieses Verhalten bringt einige Risiken und Probleme mit sich. Im Rahmen einer Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung zusammen mit der Barmer GEK kamen diese negativen Begleiterscheinungen ans Licht. An der Studie nahmen insgesamt 804 Ärzte aus den Bereichen Allgemeinmedizin, innere Medizin, Anästhesie, Allgemeinchirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie und Orthopädie, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Urologie, Augenheilkunde und HNO teil.

45 Prozent der befragten Ärzte sind der Meinung, dass das sofortige Recherchieren über jedwede Art von Symptomen unangemessene Erwartungen und Ansprüche schaffe. Diese Erwartungen würden die Arbeit der Ärzte erheblich erschweren, da man online zu den entsprechenden Symptomen auch Behandlungsratschläge bekommt. Patienten die unter ähnlichen Symptomen leiden oder gelitten haben und bei denen eine bestimmte Krankheit diagnostiziert wurde, erzählen Ihre Geschichte. Doch ähnliche Symptome müssen noch lange nicht bedeuten, dass es sich um die selbe Krankheit oder den selben Behandlungsbedarf handelt. Dadurch wird vor allem das Vertrauen in die Ärzte negativ beeinflusst, da Patienten bereits mit festen Bildern und Vorstellungen im Kopf in die Praxis kommen.

Der wohl gefährlichste Aspekt bei der Google-Suche ist die Tatsache, dass meist nur die ersten Seiten gelesen werden. Dabei handelt es sich meist um Foren, in denen keine oder nur sehr wenige Mediziner vertreten sind. Das Google-Ranking ist kein Garant für die Qualität der Inhalte. Wer sich online informiert, sollte darauf achten, ob die Inhalte aktuell sind (nicht älter als ein bis zwei Jahre) und ob diese von Laien oder Ärzten publiziert wurden.

Wann ist die Recherche auf Gesundheitsportalen sinnvoll?

Die oben erwähnte Studie bestätigt allerdings auch, dass rund 40 Prozent aller Ärzte sich über das Interesse und das Engagement der Patienten freuen. Ärzte können diese Entwicklung durch persönliche Gespräche während eines Patiententermins in gesunde Bahnen lenken und dadurch die Einstellung der Patienten zu digitalen gesundheitsspezifischen Angeboten sinnvoll beeinflussen.

Wenn auch Sie sich zu gesundheitsspezifischen Themen im Internet informieren, sollten Sie unbedingt ein paar Punkte beachten:

  • Benutzen Sie nur verlässliche Seiten. Beispielsweise Seiten mit dem HON-Siegel der Schweizer Health on the Net Foundation oder mit dem afgis-Siegel vom Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem
  • Begegnen Sie Ratgebern und Handlungsempfehlungen immer mit einer gesunden Skepsis
  • Vergleichen Sie immer mehrere Gesundheitsportale

Natürlich ist die Grundidee der Bereitstellung von Gesundheitsinformationen ein guter Gedanke. Und in vielen Fällen ist die Suche danach auch hilfreich und sinnvoll. Vor allem in Bezug auf die Suche nach dem passenden Arzt, bietet das Internet die größten Vorteile. Notdienste, Adressen oder Fachärzte lassen sich schnell herausfinden. Auch die Frage, ob dringend ein Arzt konsultiert werden sollte, lässt sich einfach und schnell beantworten.

Insgesamt ist die Gesundheit aus dem Netz – wie so vieles – eine Medaille mit zwei Seiten. Nutzen Sie Gesundheitsportale zu Informationszwecken, aber lassen Sie sich nicht verrückt machen und befragen Sie im Ernstfall immer Ihren Arzt!

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